Kultur

Oscars 2021: Historischer Sieg für "Nomadland"

Der Gewinner der diesjährigen Oscarpreisverleihung ist "Nomadland“: Das lakonische Roadmovie von Chloe Zhao erhielt drei Oscars für besten Film und beste Regie, Zhao wurde damit die zweite (!) Frau, die eine Regie-Trophäe erhalten hat.

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"Nomadland" zeigt die Kehrseite des Amerikanischen Traums. Eine Witwe, gespielt von Frances McDormand, verliert ihr Zuhause, packt ihre Habseligkeiten in ein Auto und zieht als Nomadin und Hilfsarbeiterin durch die USA. Dabei trifft sie andere Menschen, die ebenfalls in ihren Autos leben und die im Film von realen Nomaden gespielt werden. ihnen dankte die 39-jährige Zhao dann auch, als sie den Preis für den besten Film annahm. Diese Menschen hätten ihr "die Kraft der Belastbarkeit und Hoffnung beigebracht". "Vielen Dank, dass ihr uns (...) daran erinnert habt, wie wahre Güte aussieht", sagte sie sichtlich aufgeregt, bevor sie kurz darauf auf der Bühne in Tränen ausbrach. Für Zhao dürfte dieser Triumph den endgültigen Durchbruch in Hollywood bedeuten.

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Frances McDormand wurde als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

Anthony Hopkins erhielt den Oscar als bester Hauptdarsteller für sein Spiel als Demenzkranker in dem Drama "The Father“ - eine Überraschung bei den auf Diversität ausgelegten Oscars. Gerade dem "Black Panther"-Star Chadwick Boseman, der 2020 mit 43 Jahren starb, wurden gute Chancen ausgerechnet, posthum einen Oscar für "Ma Rainey's Black Bottom" zu gewinnen. Hopkins bedankte sich später via Instagram: Er hätte "wirklich nicht damit gerechnet", sagt er, und fühle sich geehrt. Hopkins würdigte in der kurzen Rede auch Boseman.

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David Finchers Hollywood-Hommage "Mank“ – mit zehn Nominierungen der Favorit – bekam zwei Oscars, für beste Kamera und bestes Szenenbild.

Der Brite Daniel Kaluuya erhielt den Oscar als bester Nebendarsteller für seine Rolle als Black-Panther-Aktivist Fred Hampton in dem Film "Judas and the Black Messiah“.

Als beste Nebendarstellerin wurde die Südkoreanerin Yuh-Jung Youn für ihre Rolle als resolute Großmutter in dem koreanisch-amerikanischen Familiendrama "Minari“ belohnt.

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Im Ausnahmejahr der Pandemie wurde die Oscarverleihung ins Gebäude des Art-Deco-Bahnhofs Union Station in Los Angeles verlegt Anstelle einer großen Zeremonie fand die Gala in intimer Atmosphäre statt. Stars wie Brad Pitt, Reese Whiterspoon, Laura Dern und Harrison Ford präsentierten die Preise und plauderten aus ihrer Familiengeschichte.

Außerdem wurden zahlreiche Nominierte aus unterschiedlichsten Ländern wie Australien, Großbritannien, Italien und Frankreich zugeschaltet. Die Organisatoren lösten das geschickt und schnitten die verschiedenen Standorte so nahtlos hintereinander, dass man beim Zuschauen durchaus vergessen konnte, dass die Bilder nicht aus einem Veranstaltungsort stammten. Allerdings gab es dieses Mal praktisch keine Showeinlagen, die die Gala auflockerten. Auch die nominierten Songs wurden nicht live aufgeführt. All das führte dazu, dass letztendlich nur die Preise verliehen wurden.

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Die Gala stand ganz im Zeichen von Diversität, Auszeichnungen nicht-weißer Menschen und Aufrufen zur Solidarität. Glenn Close legte sogar ein Tänzchen hin.

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Doch so richtig zünden wollte die von Steven Soderbergh inszenierte Gala nicht.

Netflix unter Erwartungen

Die Verleihung stand im Zeichen der Streaminganbieter - waren doch die Kinos monatelang geschlossen. Netflix-Produktionen haben  sieben Oscars gewonnen - allerdings nicht in den Hauptkategorien. Zu den Preisen gehörten zwei Oscars für die Hollywood-Hommage "Mank" (Kamera und Produktionsdesign) und zwei für das Drama "Ma Rainey's Black Bottom" (Kostümdesign und Make-up/Frisur). Oscars gewannen außerdem die Dokumentation "My Octopus Teacher" sowie die Kurzfilme "Two Distant Strangers" und "If Anything Happens I Love You". Ins Rennen gegangen war der Streaming-Anbieter aber mit deutlich mehr Nominierungen, nämlich mit 36.

Politische Töne bei den Oscars: ein halbstündiger Spielfilm über Polizeigewalt und Rassismus hat den Oscar in der Sparte „Bester Kurzfilm“ gewonnen. Sichtlich gerührt dankten die Macher von „Two Distant Strangers“ hinter den Kulissen der Filmakademie. „Es ist erstaunlich, dass wir hier einen Oscar in der Hand halten, für einen Film über Polizeibrutalität“, sagte der Afroamerikaner Travon Free vor Journalisten. „Das ist unglaublich.“

US-Rapper Joey Badass spielt darin einen Mann, der in einer Zeitschleife feststeckt und täglich neu von einem Polizisten getötet wird. Die Idee dazu sei ihm bei den Demonstrationen der „Black Lives Matter“-Bewegung nach den vielen Fällen von tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze gekommen, sagte Free. „Das fühlte sich an, als würde man die die schlimmste Version des Films “Groundhog Day„ [dt. Titel: Und täglich grüßt das Murmeltier] immer wieder erleben.“

In seiner Dankesrede auf der Bühne hatte der Filmemacher dazu aufgefordert, gegenüber der täglichen Gewalt nicht gleichgültig zu werden. Jeden Tag würden Polizeibeamte in den USA im Durchschnitt drei Menschen töten. Das seien rund 1000 Opfer jedes Jahr, mahnte Free. Ko-Regisseur Martin Desmond Roe dankte dem Streamingdienst Netflix dafür, dass der Kurzfilm weltweit ein Publikum finden konnte.

Liste aller Gewinnerinnen und Gewinner

Bester Film: "Nomadland" (Frances McDormand, Peter Spears, Mollye Asher, Dan Janvey und Chloé Zhao)

Beste Regie: Chloe Zhao ("Nomadland")

Bester Hauptdarsteller: Anthony Hopkins

Beste Hauptdarstellerin: Frances McDormand

Bester Nebendarsteller: Daniel Kaluuya in "Judas and the Black Messiah"

Beste Nebendarstellerin: Yuh-Jung You

Bestes adaptiertes Drehbuch: Florian Zeller und Christopher Hampton für "The Father"

Bestes Originaldrehbuch: Emerald Fennell für "Promising Young Woman"

Beste Kamera: "Mank" (Erik Messerschmidt)

Bestes Szenenbild: "Mank" (Donald Graham Burt und Jan Pascale)

Bestes Kostümdesign: "Ma Rainey’s Black Bottom" (Ann Roth)

Beste Filmmusik: "Soul" (Trent Reznor, Atticus Ross und Jon Batiste)

Bester Filmsong: "Fight for You" von H.E.R. (“Judas and the Black Messiah”)

Bestes Make-up und beste Frisuren: "Ma Rainey’s Black Bottom" (Sergio Lopez-Rivera, Mia Neal und Jamika Wilson)

Bester Schnitt: "Sound of Metal" (Mikkel E. G. Nielsen)

Bester Ton: "Sound of Metal" (Nicolas Becker, Jaime Bakshet, Michelle Couttolenc, Carlos Cortes und Philippe Bladh)

Beste visuelle Effekte: "Tenet"

Bester Animationsfilm: "Soul" (Pete Docter und Dana Murray)

Bester animierter Kurzfilm: "If Anything Happens I Love You" (Will McCormack und Michael Govier)

Bester Kurzfilm: "Two Distant Strangers" (Travon Free und Martin Desmond Roe)

Bester Dokumentar-Kurzfilm: "Colette" (Anthony Giacchino und Alice Doyard)

Bester Dokumentarfilm: Mein Lehrer, der Krake (Pippa Ehrlich, James Reed und Craig Foster)

Bester internationaler Film: "Another Round" (Thomas Vinterberg; Dänemark)

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Die Filme mit den meisten Auszeichnungen

3 Oscars:

  • "Nomadland"

    2 Oscars:

    • "Ma Rainey's Black Bottom"
    • "The Father"
    • "Sound of Metal"
    • "Mank"
    • "Soul"
    • "Judas and the Black Messiah"