Kultur/Medien

Die Familienshow ist tot, lang lebe die TV-Unterhaltung

Es war einmal … Samstagabend in den 80er-Jahren. Primetime: Die Kinder kämpfen mit den Eltern um die besten Plätze auf der Couch. Die Blasen sind geleert, die Chips stehen griffbereit und die Vorfreude ist groß. Und dann – endlich! – ertönt „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier, also die „Eurovisionshymne“, die stets große TV-Momente ankündigt.

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So weit, so märchenhaft.

Spätestens seit dem unrühmlichen Ende von „Wetten, dass…?“ (2014) ist die Epoche des Fernsehens als familienverbindendes, familienbindendes Ereignis vorbei.

Früher, ja früher waren die damals größten Stars bei Peter Alexander, Hans-Joachim Kulenkampff, Thomas Gottschalk, sie sangen und beglückten eine Generation an Sehern.

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Das Publikum liebte die Samstagabendshows. Die Einschaltquoten lagen in Bereichen, von denen heute niemand mehr auch nur träumen kann. Vor allem aber waren die Shows das, worüber am nächsten Tag gesprochen wurde, in der Schule und am Arbeitsplatz.

Aber längst ist das Zeitalter der unbegrenzten Möglichkeiten im World Wide Web angebrochen. Die Teenager von heute gehen lieber den eigenen Interessen auf YouTube nach. In vielen Haushalten steht nicht einmal mehr ein Fernsehapparat herum. Geschaut wird am Laptop, Tablet oder am Smartphone: Jeder kann sich seine Lieblingsserie ansehen – wann und wo er will.

Andere Shows

Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Fernsehgewohnheiten, was klassische Samstagabendshows fast verschwinden hat lassen.

Oder doch nicht?

Denn Shows gibt es immer noch – ja, heutzutage ist das Angebot sogar noch vielfältiger als zur Blütezeit von „Wetten, dass…?“ und Co. Es sind nur andere. Es gibt Casting-, Talente-, Koch-, Tanz- und Quizshows – nicht nur am Samstag. Gesucht wird der „Superstar“, das „Topmodel“, ein „Ninja Warrior“ und die „Voice of Germany“.

Das lässt sich mit der klassischen Unterhaltung kaum vergleichen – und deswegen sehen das viele von jenen, die schon lange fernschauen, als Abstieg.

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Aber es gibt auch Anknüpfungsversuche an früher. Moderatoren wie  Joko und Klaas („Das Duell um die Welt“), Kai Pflaume („Klein gegen Groß“) und Guido Cantz („Verstehen Sie Spaß…?“) versuchen  in unregelmäßigen Abständen, das  große abendfüllende Entertainment zu liefern. 

Auf der Suche nach einer halbwegs brauchbaren Quote probieren die TV-Sender  immer wieder neue  Inhalte aus. Scheitern ist dabei Teil des Konzepts.  Und die Quote? Naja. „Mit 20 bis 30 % Marktanteil sind wir eigentlich recht zufrieden“, sagte der langjährige Unterhaltungschef Edgar Böhm zum KURIER über die letzten Versuche, am Samstagabend Massenunterhaltung zu schaffen. Seit seiner Pensionierung will sich der ORF nicht so recht entscheiden, ob und wie sein Job überhaupt nachbesetzt wird.

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Die Nische lebt

Weil man sich von der Vorstellung, mit einer einzigen Show die ganze Familie vor dem Fernseher versammeln zu können, längst verabschiedet hat, dürfen die Formate immer nischiger werden. TV-Satiriker Jan Böhmermann moderierte im ZDF etwa „Lass dich überwachen! Die Prism Is A Dancer Show“. Vor der Aufzeichnung hat ein Team die Social-Media-Profile des Studiopublikums durchforstet – Böhmermann präsentierte den Zuschauern dann in der Show ihre Online-Peinlichkeiten.

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Luke Mockridge hat sich für Sat.1 eine eher sportliche Show-Variante ausgedacht: In „Catch!“ spielen Promis miteinander tatsächlich fangen – die nächste Ausgabe soll Ende März zu sehen sein. Böhmermann und Mockridge  wurden für die beiden Formate  übrigens mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Dagegen klingt das, was der heutige Abend fernsehtechnisch zu bieten hat, schon mehr nach der klassischen Samstagsshow: Kai Pflaume präsentiert um 20.15 Uhr in der ARD „Wer weiß denn sowas XXL“ – in der Sendung spielen prominente Rateteams (bestehend aus Michael Mittermeier, Dieter Nuhr, Ingo Zamperoni und anderen) um Geld für das Studiopublikum.

Am Freitag startet in ORFeins eine neue Staffel von „Dancing Stars“ und nächsten Samstag heißt es bei ProSieben wieder „Schlag den Star“.

Verschwunden sind  die  großen Shows also noch nicht – man muss sich nur für die passende entscheiden.