EU befragte 10.000 Kinder und Jugendliche zu Befinden und Zukunft
Von Heinz Wagner
Eines von fünf Kindern (im Sinne der Kinderrechtskonvention damit auch Jugendliche) wächst unglücklich auf und macht sich Sorgen um die Zukunft. Die Pandemie hat den Stress erhöht.
Zwanzig Prozent der Kinder (also eines von fünf) haben nicht immer genug zu essen, wobei Kinder von Asylbewerbern und Kinder mit nicht arbeitenden Eltern noch höhere Raten melden. Mindestens notwendige Änderungen: Die EU-Mitgliedstaaten sollten sicherstellen, dass jedes Kind Zugang zu gesunden, erschwinglichen Lebensmitteln in der frühen Betreuung und in der Schule hat, und gegebenenfalls eine nicht stigmatisierende finanzielle Unterstützung für Familien vorsehen damit sie Kinder mit nahrhaften Mahlzeiten versorgen können.
Vier von fünf 17-Jährigen finden, dass die angebotene Bildung sie nicht gut auf ihre Zukunft vorbereitet. Ein Drittel der 11- bis 17-Jährigen wünscht sich in dieser Online-Umfrage mehr musische Fächer in der Schule. Viele leiden an Ausgrenzung und Diskriminierung. Dies ist kürzest gefasst eines der Ergebnisse einer großen Umfrage der EU-Kommission gemeinsam mit fünf Kinderorganisationen, unter 10.000 Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren.
Erstmals wurde so viele junge Menschen über ihr Befinden und ihre (Zukunfts-)Wünsche von der Europäischen Union – gemeinsam mit UNICEF, ChildFund Alliance, Eurochild, Save The Children und World Vision. Daraus entstand der Bericht „Unser Europa. Unsere Rechte. Unsere Zukunft“, der am Dienstag vorgestellt wird.
Viel Ausgrenzung und Diskriminierung
Fast eines von zehn Kindern gab an, mit psychischen Problemen oder Symptomen wie Depressionen oder Angstzuständen zu leben. Die befragten Mädchen waren weitaus stärker gefährdet als die Buben, und ältere Kinder berichteten über ein höheres Maß an Problemen als jüngere Kinder;
Ein Drittel der befragten Kinder erlebte Diskriminierung oder Ausgrenzung. Dieser Anteil stieg sogar auf 50 % bei Kindern mit Behinderungen, Migrationshintergrund, aus ethnischen Minderheiten oder solchen, die sich als LGBTQ+ identifizieren.
Drei Viertel der befragten Kinder fühlen sich in der Schule wohl, aber 80 Prozent der befragten 17-Jährigen Die Mehrheit der befragten Kinder wünscht sich Veränderungen in ihrem Schulalltag: 62 Prozent der Befragten hätten gerne weniger Hausaufgaben und 57 Prozent wünschen sich einen interessanteren Unterricht. Fast ein Drittel der Befragten würde gerne Einfluss auf die Inhalte des Schulunterrichts nehmen: Mehr sportliche Aktivitäten (33 Prozent), Lernen über Kinderrechte (31 Prozent) und mehr musische Fächer (31 Prozent).
Fast alle Befragten hatten schon von Kinderrechten gehört. 88 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen wussten über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf ihre Gemeinde Bescheid, 8 Prozent waren sich teilweise darüber bewusst und 4 Prozent waren unsicher.
EU will Kinderstimmen ernst nehmen
Die Stimmen der Kinder und Jugendlichen sollen die künftige EU-Strategie für die Rechte des Kindes und die „Kindergarantie“ beeinflussen. „Diese Befragung der Kinder ist für uns in der Europäischen Kommission ein Novum und ein wichtiger Schritt zu mehr Kinderbeteiligung. Kinder sind Expertinnen und Experten in den Angelegenheiten, die sie selbst betreffen. Diese Konsultation beweist einmal mehr, dass Kinder bereits wichtige Akteurinnen und Akteure im Hier und Jetzt sind. Wir müssen und werden dafür sorgen, dass alle Kinder den gleichen Start ins Leben haben und sich in dieser Welt frei von Angst und Not entfalten können“, sagt die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Dubravka Šuica.
Klimaschutz
Sehr viele Kinder und Jugendliche sind nicht nur besorgt über den Klimawandel, sondern setzen sich auch für dessen Bekämpfung ein. Sie wollen aktiv und engagiert in der Zukunft des Planeten sein. Der Klimanotstand ist dringend und hat beispiellose Auswirkungen auf das Leben von Kindern. Globale Debatten über den Klimawandel beinhalten jedoch selten einen Fokus auf die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben und ihre Rechte von Kindern.
Daher soll die Strategie für die Rechte des Kindes ein Signal senden, indem sie einen stärkeren Fokus auf Kinder in den EU-Ansätzen und -Initiativen zum Klimawandel schafft und die Rechte der Kinder in alle EU-Politiken einbezieht, die für die Bekämpfung des Klimawandels und den Schutz der Umwelt relevant sind. Dafür sollen Kinder und Jugendliche auch in Diskussionen und Entscheidungen zum Klimawandel einbezogen werden. Außerdem sollen die EU-Mitgliedstaaten sicherstellen, dass die Lehrpläne den Umweltschutz und Klimawandel und seine Auswirkungen auf Kinder und künftige Generationen sowie die konkreten Maßnahmen zur Minderung der Herausforderung berücksichtigen.