Über dem Wolkenmeer: Wie hoch wandert man im Herbst hinauf?
Von Axel Halbhuber
Man muss zugeben, dass der Blick vom Wildseeloderhaus neben dem Wildseelodersee nicht immer wie auf diesem Bild ist. Aber wenn die Wolken so tief im Tal hängen wie an jenem Novembertag, an dem das Bild entstanden ist, fühlt man sich erhaben und summt leise Reinhard Meys „Über den Wolken“ vor sich hin, auch wenn man das gar nicht will.
Es ist auf den Bergen Tirols eben oft eine Frage des Wetters. Zum Beispiel, wie hoch man im Herbst noch aufsteigen kann. Hier auf 1.854 Meter zum Beispiel hat es zwar vor einer Woche 53 Zentimeter geschneit, erzählt Hüttenwirt Bernhard am Telefon, aber: „Diesen Sonntag ist der Schnee schon wieder weg.“ Danke, Föhnwetterlage.
So kann man also auch heuer den grandiosen Indian Summer genießen, den das Pillerseetal oft bietet. Es wird ja in der Zwischensaison ohnehin viel zu wenig gewandert, obwohl da das Wetter stabiler ist als im Sommer und die Natur so verschwenderisch alle Farben an die Bäume klatscht.
Super Social Distancing
Außerdem ist man hier gerade jetzt so sozial distanziert, wie das wegen dem Dingsvirus eben modern ist. Wie in einem Niemandsland zwischen Sommer und Winter.
Der Weg zum Wildseeloderhaus neben dem gleichnamigen See und eine Wanderstunde unterhalb des gleichnamigen Gipfels, dem Hausberg von Fieberbrunn, ist einfach. Ab dem Ort geht man fünf Stunden, aber man kann mit Lift oder Auto schummeln und die Restgehzeit auf eineinhalb Stunden verkürzen.
Käserei, Schlucht und viele Berge
Da sieht man allerlei, von einer Käserei, die Wildalm heißt, bis zur Alpenvegetation am schluchtigen Pfad. Ist man dann oben, fällt es schwer, sich zu entscheiden, ob man lieber den idyllischen See anschaut oder das Wolkenmeer hinter der Kapelle. Überragt wird dieses Meer von dem Kitzbüheler Horn, dem Wilden Kaiser (nicht im Bild) sowie dem Loferer und den Leoganger Steinbergen (schon im Bild). Das Wildseeloderhaus selbst ist bei gutem Wetter noch bis 26. Oktober offen, übernachten kann man heuer bis 10. Oktober.
Die anderen Berge der Kitzbüheler Alpen, in denen man sich hier ständig bewegt, sind auch sehenswert. Für Familien hat man ein Familienabenteuer entwickelt: Beim „Geheimnis des Steinbergkönigs“ löst man im ganzen Pillerseetal Aufgaben.
Waldbaden und Winterwald
Die verwunschenen Waldwege der Region (man muss es noch einmal sagen: im Herbst besonders charaktervoll), kann man auch gut beim Waldbaden erkunden. Dieses „Shinrin Yoku“ bietet die Waldbadeexpertin Lisa Flatscher nur mehr im Oktober an.
Denn irgendwann dreht das Wetter hier auf Winter, das ist auch gut so. Dann starten die Lifte nach kurzer Pause den Winterbetrieb. Der ist hier wegen des superlativen Skischaukelnetzes sehenswert, aber auch abseits der Piste. Die Gegend gilt als Paradies für Langläufer. Übrigens: Der jährliche Biathlonweltcup im hiesigen Hochfilzen findet wieder statt, aber ohne Publikum. Wegen dem Dings.
Info
Herbstprogramm: Zum Beispiel auf das Wildseeloderhaus (wildseeloderhaus.at), zum Waldbaden (wandern-pillerseetal.at) oder zum 30 Meter hohen Jakobskreuz auf die Buchensteinwand wandern.
Im Winter: Lama-Trekking (ganzjährig, abenteuer-lama.at), Skitouren, Langlaufen, ... Info: pillerseetal.at
Spurenlesen im Winterwald: mit Räuchern und Wildtierfütterung m. Kräuterfee Birgit Schwaiger (ab 10.12.)