Was Gürtel-Pool-Initiator Gerhard Zatlokal zum Rathaus-Zwist sagt

Chronik/Wien

Was Gürtel-Pool-Initiator Gerhard Zatlokal zum Rathaus-Zwist sagt

Er war der Aufreger des Sommers: Der Gürtel-Pool beim Westbahnhof. Und wäre es nach Gerhard Zatlokal, Bezirksvorsteher (SPÖ) von Rudolfsheim-Fünfhaus gegangen, hätte das Projekt im Auer-Welsbach-Park eine Fortsetzung gefunden. Doch dann machte das Rathaus dem „Herrn des Pools“ einen Strich durch die Rechnung.

KURIER: Wann ist es zuletzt passiert, dass einem roten Bezirkschef von der roten Stadtregierung ein Prestigeprojekt abgedreht wurde?

Gerhard Zatlokal: Das Projekt wurde nicht von der roten Stadtregierung abgedreht. Das war eindeutig eine eigenmächtige Handlung der MA 53, die jetzt so ausgegangen ist, dass wir den Pool nicht in den Auer-Welsbach-Park übersiedeln können.

Glauben Sie, dass die Beamten das wirklich nicht mit dem Bürgermeister oder mit dem zuständigen Stadtrat Peter Hanke abgesprochen haben? Und wäre es politische Führungsschwäche, wenn Beamte so etwas alleine entscheiden würden?

Der Herr Bürgermeister lässt uns in den Bezirken freie Hand. Wahrscheinlich weiß er, dass wir gute Arbeit leisten. Es hat in dieser Causa auch keine Gespräche mit dem Herrn Bürgermeister oder mit dem Herrn Stadtrat gegeben. Sondern die MA 53 hat gesagt: „Das Geld können wir nicht überweisen“. Für mich ist das unverständlich.

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Haben Sie Bürgermeister Ludwig oder Stadtrat Hanke nach der Entscheidung der MA 53 kontaktiert?

Habe ich nicht. Ich habe mit Klubobmann Josef Taucher gesprochen. Und ich habe zur Kenntnis genommen, dass die MA 53 nicht bereit war, ein Risiko einzugehen.

Aus der SPÖ ist zu hören, dass nicht alle glücklich waren mit Ihrem Engagement für den Pool – und dass Sie sich so eng mit den Grünen verbrüdern.

Da geht es nicht um Rot oder Grün, da geht es um Politik für die Menschen. Wir sind der Bezirk mit dem im Schnitt geringsten Einkommen, wir sind aber auch der jüngste Bezirk Wiens. Das bedeutet: Wir brauchen Freiflächen. Dass das Konzept wahrscheinlich nächstes Jahr besser gewesen wäre, weil da möglicherweise die Sache im Vordergrund gestanden wäre, darüber kann man diskutieren. Aber ich stehe zu diesem Projekt.

Es geht ja nicht nur um den Pool, Sie denken auch laut über dauerhafte Verkehrsberuhigung nach. Sind Sie manchen zu umtriebig?

Man muss die Zeichen der Zeit erkennen. Darum sage ich: Das ist weder grüne noch rote Politik. Aber was ich für mich in Anspruch nehme, ist sozialdemokratische Politik. Das heißt: Politik für die Bezirksbewohnerinnen und -bewohner, um Freiflächen zu bekommen. Wenn man schon über Skandale sprechen will: Für mich ist es ein Skandal, dass die ÖBB auf dem Gelände des Westbahnhofs den unteren Bereich seit Jahren brachliegen lassen und nicht der Bevölkerung zur Verfügung stellen.

Woran scheitert es in den Gesprächen mit den ÖBB?

Der einzige Grund, den die ÖBB nennen, ist die Sicherheit. Dabei kann man dieses Gelände jetzt auch betreten, auf einen Waggon hinaufhüpfen und einen Stromschlag kriegen.

Wäre für Sie ein Wechsel in die Stadtpolitik interessant?

Nein. Ich bin froh, dass ich in der Bezirksliga spiele. Das ist das, was ich mir zutraue. Da kommt man auch nicht so oft in den Medien vor. Ich habe gemerkt, dass es nicht so einfach zu verkraften ist, wenn die Kommentare und die Berichterstattung negativ sind. Und besser in der Bezirksliga eine gute Rolle spielen als in der obersten Liga eine schlechte.

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In Ihren Bezirk kommt bald der neue City-Ikea. Im Stadtteil dahinter ist viel geplant. Freuen Sie sich schon darauf?

Schon. Das Projekt bietet die Chance, das Grätzel hinter dem Westbahnhof neu zu gestalten und den Verkehr zu beruhigen – unter Einbindung der Bevölkerung. Da ist auch der Kontakt mit meinem Kollegen Markus Reiter (grüner Bezirksvorsteher in Neubau, Anm.) wichtig.

Wir haben ja miteinander den Europaplatz. Und wir sind der Meinung, dass der neu gestaltet werden muss. Es braucht etwa einen besseren Übergang. Man muss jetzt ja fast ein Menagereindl (stapelbares Geschirr zur Mitnahme von Speisen, Anm.) einpacken, wenn man den Gürtel überqueren möchte. Sonst verhungert man, bevor man auf der anderen Seite angekommen ist,