Strache versus Nepp: "Auch du, mein Sohn Brutus"
Von Josef Gebhard
„Eine sprachliche Feldschlacht“ hat Politologe Peter Filzmaier für dieses ganz besondere TV-Duell vorausgesagt. Er sollte recht behalten: Beim Aufeinandertreffen von Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp und dessen Vorgänger Heinz-Christian Strache Freitagabend auf ORF III flogen die Fetzen.
„Wegen der vielen Verfahren, die gegen dich, lieber Heinz-Christian, laufen, kommst du ja nicht dazu über Politik zu sprechen“, spottete gleich zu Beginn Nepp über die Versuche seines Ex-Chefs, Ibiza- und Spesenskandale wortreich vom Tisch zu wischen. Immerhin: Man ist noch per du.
"Verrat"
„Der Verrat ging von dir aus“, konterte Strache und versuchte seinem früheren Polit-Schützling die Verantwortung im Spesenskandal zuzuschieben. Er habe nichts davon gewusst, dass ein ehemaliger Mitarbeiter umgewandelte Rechnungen als Spesen bei der Partei eingereicht habe. „Du warst von 2015 involviert und hast mich nicht informiert“, warf Strache Nepp vor, um dann in Pathos zu verfallen: „Auch du, mein Sohn Brutus.“
„Strache wird noch behaupten, dass nicht er, sondern ich auf Ibiza war“, fiel Nepp dazu ein. „Ich empfehle dir ein bisserl mehr Bescheidenheit“, so der FPÖ-Chef und setzte nun seinerseits zum Tiefschlag an: Nicht Strache sei das Opfer, sondern die Wähler und die Partei-Mitarbeiter, von denen sich Strache nicht einmal verabschiedet habe und die jetzt arbeitslos seien.
Doch auch Strache wusste zu berichten, wie mies die FPÖ ihrerseits mit ihren Mitarbeitern umgehen. „Es kommt zu Bespitzelungen. Mitarbeiter, die mich auf Facebook liken, werden mit Jobverlust bedroht.“
Wiedervereinigung?
„Wenn du noch so eine große Strahlkraft hättest, wären mehr mit dir mitgegangen“, konterte Nepp. Ob es eine Wiedervereinigung mit Strache geben könne, beantwortete er nicht. Strache kann sich das schon eher vorstellen, weil Nepp am Wahlabend Geschichte sein werde und sich viele Blaue ihn als Chef zurückwünschen würden.
Für Sachinhalte blieb da wenig Zeit: Ob Strache für oder gegen die Sonntagsöffnung ist, blieb unklar. Zu guter Letzt waren sich Strache und Nepp dann doch in einem Punkt einig: Gemeindewohnungen darf es nur für Inländer geben. Was die beiden Parteien inhaltlich unterscheidet, wurde auch an diesem hitzigen Abend nicht geklärt.