Chronik/Wien

Explosion in Wien: Vergebliches Hoffen auf ein Lebenszeichen

Immer wieder legt sich unnatürliche Stille über die Preßgasse. Polizisten versetzen die Absperrbänder, weg vom durch die Gasexplosion beschädigten Haus. Kamerateams, Passanten und Schaulustige werden zurückgedrängt. Sogar die Stabilisierungsarbeiten an der Ruine werden eingestellt.

Es ist der Tag nach der Explosion, die den vierten Wiener Gemeindebezirk am Mittwoch erschüttert hat.

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Um selbst die leisesten Lebenszeichen unter den Schuttbergen wahrnehmen zu können, ist absolute Stille nötig. Das Team der Schallortung der Feuerwehr versucht die letzte vermisste Person zu finden.

Die Feuerwehrleute tragen große Kopfhörer, und schieben Stangen mit sensiblen Mikrofonen in die Schuttkegel. Sie hoffen auf Atem-, Klopf-, oder Kratzgeräusche. Suchhunde klettern über den Schutt.

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Für die Feuerwehrleute ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. „Sollte sich im Schutt wirklich noch eine weitere Person befinden, hängen die Überlebenschancen davon ab, wie die Trümmer liegen und ob es Hohlräume gibt“, sagt Feuerwehrsprecher Gerald Schimpf. Es sei aber ein Wettlauf gegen die Zeit.

29-Jährige starb

Kurz vor  20 Uhr die Nachricht:   ein Mann wird  tot unter den Trümmern gefunden. Seine Identität ist zunächst unklar. Und dadurch ist auch nicht gewiss, ob es sich um die vermisste Person handelt. Feuerwehrsprecher Schimpf schließt zu dem Zeitpunkt weitere Opfer aus.

Jede Hilfe zu spät kam für eine 29-jährige Frau. Sie wurde Donnerstag gegen 4 Uhr Früh   tot geborgen. 14 Personen wurden verletzt, zwei davon  schwer.

Ungewissheit herrschte hingegen über die Ursache der Explosion. Zeugen gaben an, Gas gerochen zu haben. Ob dieses vor oder nach der Explosion ausgetreten war, ist noch unklar.

Neben der Bergung ist es für die Feuerwehr wichtig, das betroffene Gebäude zu stabilisieren. Ständig fallen auch am Donnerstag noch Teile vom Dach. Es besteht akute Einsturzgefahr. Auch an den Gebäuden, die gegenüber und neben der Ruine stehen, wurden die Fassaden teils schwer beschädigt.

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Drei Kranwägen der Feuerwehr stehen inzwischen in der Gasse. Es ist eng, die Arme der Kräne kommen nur schwer aneinander vorbei und zwischen den Kabeln der Straßenbeleuchtung durch. Staub steigt aus dem Schutt auf. Die Feuerwehrmänner schleppen palettenweise Getränke heran.

Bis Donnerstagnachmittag trugen 50 bis 70 Mann den Schutt vorsichtig mit den Händen ab. „Das ist physisch und psychisch sehr anstrengend“, sagt Schimpf. Gegen 16:30 Uhr war dann der Punkt erreicht, an dem händisch nichts mehr ging: Ein 50-Tonner muss das restliche Material abtragen.

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Im Haus gegenüber der Explosionsquelle wohnt Maria Düchler. „Der Schock sitzt noch tief“, sagt sie mit Tränen in den Augen, „ich bin froh, noch am Leben und unverletzt zu sein“. Die Druckwelle, die Zeugen in ganz Wieden und in Teilen Margaretens spüren konnten, habe ihr die Fensterscheiben in die Wohnung gedrückt.

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Ein Feuerwehrmann habe dann an ihre Wohnung geklopft und sie in Sicherheit gebracht. Auf der Straße hörte sie Hilferufe aus dem Staub, der die Sicht verhinderte. „Es war in dem Moment gut, dass ich mich bei ihm einhängen konnte, dass er für mich da war“, sagt die Lehrerin.

Einpacken konnte sie nur ihre Handtasche mit Geld, Bankomatkarte, Handy und Brille. Wann sie wieder in ihre Wohnung kann, war am Donnerstagnachmittag noch nicht sicher. Das Betreten der Gasse ist noch immer verboten.

 

Ungewisse Zukunft

„Am Abend ist eventuell eine kurze Begehung in Begleitung der Feuerwehr möglich, momentan ist es noch zu gefährlich, die Gasse zu betreten“, wurde ihr mitgeteilt.

In der Schule in der Schäffergasse, in einem nahen Biergarten und beim Infowagen der Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt fanden Treffen für die Betroffenen statt. Dort wurden sie informiert, wie es weitergeht.

Diese Meetings fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Erst wenn die Sicherungsarbeiten abgeschlossen werden, kann die Feuerwehr an eine Baufirma übergeben. Wie lange das dauert, konnte man am Donnerstag nicht sagen.