Vor Corona-Gipfel: Haslauer will Lockdown "nicht ausschließen"
Gestern sind die Neuinfektionen binnen 24 Stunden erneut massiv angestiegen, um fast ein Drittel auf fast 8.600 Fälle. Von Donnerstag auf Freitag wurde der Höchstwert mit 9.388 registrierten Corona-Neuinfektionen erneut klar übertroffen.
Die Ampelkommission setzte - erstmals seit Ende April - wieder ganz Österreich auf rot. Angesichts der eskalierenden Infektionszahlen und zunehmender Auslastung von Spitals- und Intensivbetten treffen Bund und Länder heute Abend wieder einmal zu einem Coronagipfel zusammen. Auch wenn zahlreiche Wissenschaftler und Ärzte mittlerweile auf schärfere Maßnahmen drängen, hielt die Bundesregierung im Vorfeld am bestehenden Stufenplan fest - und verwies auf die Möglichkeit regional strengerer Regelungen.
Einheitliche Maßnahmen
Die meisten Landeshauptleute plädieren für bundesweit einheitliche Maßnahmen - sei der aktuelle Fleckerlteppich an Maßnahmen doch schwer verständlich. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein ließ vor ein paar Tagen anklingen, dass am heutigen Gipfel über Vereinheitlichungen gesprochen werde.
Niederösterreich könnte sich durchaus "weitgehendes 2G im Freizeitbereich" vorstellen, also "Einschränkungen für Ungeimpfte, aber nicht für Geimpfte bzw. Genesene".
Hacker: "Es muss früher geschaltet werden"
Auf strengere Regelungen im Vorfeld der abendlichen Sitzung drängt Wien, das gestern bereits vorgeprescht ist. Gesundheitslandesrat Peter Hacker (SPÖ) fordert am Freitag im "Ö1"-Morgenjournal, dass die Stufe vier des Stufenplans nach dem Beispiel Wiens bundesweit vorgezogen wird. Grundsätzlich begrüße man den Stufenplan und dessen Logik, so Hacker: "Es muss aber früher geschaltet werden". In der Bundeshauptstadt ortet Hacker eine große Zustimmung zu den angekündigten Maßnahmenverschärfungen. Wenn man auf die Entwicklung der Sieben-Tage-Inzidenz in anderen Bundesländern blicke, dann brauch es "dringend Maßnahmen" wie eben Stufe vier bundesweit.
Wien hat am Donnerstag die Verschärfung ab kommender Woche angekündigt: In der Bundeshauptstadt dürfen bereits ab Ende nächster Woche nur noch Geimpfte und Getestete in Lokale, zu Friseuren oder anderen körpernahen Dienstleistern und zu Zusammenkünften mit mehr als 25 Personen.
Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) will im ORF auch einen Lockdown nicht mehr kategorisch ausschließen: "Ein Lockdown droht nicht, wenn die Auffrischungsimpfung funktioniert. Wenn die Geimpften keine dritte Impfung durchführen, dann ist auch ein Lockdown nicht auszuschließen. Ich hoffe aber, dass es nicht dazu kommt.
Sorgenkind Oberösterreich
In Sachen Zugangsregeln dürften tatsächlich auch andere Länder auf den Wiener Kurs einschwenken: Bei einem Treffen mit den Bezirkshauptleuten soll Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Donnerstag signalisiert haben, dass alles Richtung 2-G-Regel gehe. In Tirol steht man gleichzeitig auf dem Standpunkt, dass die Ausreisekontrollen für ganze Bezirke bald nicht mehr machbar sind.
Kontrollen müssen auch in Kärnten verhängt werden: Im Bezirk Villach-Land (ab Montag), wie Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) ankündigte. Er plädiert für ein bundesweites gemeinsames Vorgehen.
Aktuell am härtesten von der Pandemie getroffen ist Oberösterreich. Dennoch sah man am Donnerstag noch keinen Anlass zur Verhängung der 2-G-Regel. Stattdessen will man ab Montag in vielen Bereichen die 2,5-G-Regel (geimpft, genesen, PCR-getestet) einführen. Um die nötigen PCR-Tests bereitstellen zu können, werde das Angebot dafür ausgerollt. Zudem startet man Mitte November eine Impf-Lotterie ähnlich dem burgenländischen Vorbild.
Doskozil will keine Verschärfungen
Aus Niederösterreichs Landesregierung war am Donnerstag noch zu hören, dass man ebenfalls auf bundeseinheitliche Lösungen dränge. Und zwar auf weitgehendes 2-G im Freizeitbereich. Dort sollte es nur für Ungeimpfte zu Einschränkungen kommen.
Der einzige Landeshauptmann, der keine bundesweiten Verschärfungen will, ist Burgenlands Hans Peter Doskozil (SPÖ). Er ist weiter für regional differenzierte Maßnahmen, weil man sein Bundesland angesichts der hohen Impfquote nicht mit anderen Ländern in einen Topf werfen könne.
Impfdurchbrüche
Stark zugenommen haben zudem die Impfdurchbrüche. Deshalb wird beim Corona-Gipfel auch über möglichste schnelle Umsetzung der "Booster-Impfungen" und eine zusätzliche Testpflicht für Geimpfte und Genesene diskutiert.
Letztere haben auch mehrere Experten vorgeschlagen - ebenso FFP2-Pflicht in (öffentlichen) Innenräumen, 2G für Gastronomie, Friseur und Veranstaltungen und Rückkehr ins Homeoffice.