Chronik/Österreich

Mord an Frau in Bludenz: Einige Betretungsverbote gegen Tatverdächtigen

Dienstagabend kurz nach 20.30 Uhr ist in Bludenz eine Frau vermutlich von ihrem getrennt lebenden Ehemann erstochen worden. Die 32-jährige Frau soll vor ihrem Haus mit einem Messer angegriffen und mit mehreren Messerstichen im Bauch und im Oberkörper tödlich verletzt worden sein, berichtet die Vorarlberger Polizei in einer Presseaussendung. Trotz eingeleiteter Reanimation vonseiten der Polizei, verstarb die Frau noch am Tatort.

Ehemann festgenommen

Der getrennt von der Frau lebende 36-jährige Ehegatte türkischer Abstammung habe in den letzten Jahren schon mehrfach gewalttätige Angriffe gegen seine Frau verübt, berichtet die Polizei in einer Pressekonferenz. Seit 2015 seien bereits vier Mal Annäherungs- und Betretungsverbote gegen den Mann ausgesprochen worden.

Ein Waffenverbot liege gegen den Mann ebenfalls vor. Weiters sei er nach tätlichen Angriffen schon öfter in Untersuchungshaft genommen worden. Seit der letzten Untersuchungshaft - die erst vor einer Woche endete - lebte der Verdächtige von seiner Familie getrennt. Kontakt zu seinen Kindern soll allerdings schon bestanden haben. Am Dienstag soll es dann zu einer telefonischen Auseinandersetzung mit seiner Frau gekommen sein. Grund dafür soll die Betreuung der Kinder gewesen sein, so die Polizei.

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Nach dem Gespräch soll er zum Haus der Frau gefahren sein und sie telefonisch aufgefordert haben, das Haus zu verlassen. "Noch im Hauseingang wurde sie mit einem Küchenmesser attackiert", heißt es in der Pressekonferenz.

Kind war bei Vorfall anwesend

Nach der Tat soll der Verdächtige zunächst die Flucht ergriffen, sich anschließend aber bei der Polizei gemeldet und sinngemäß mitgeteilt haben, dass er "etwas Schlimmes gemacht hat". Wenige Minuten später ließ sich der vermutlich leicht alkoholisierte Mann von der Polizei an dem von ihm genannten Ort widerstandslos festnehmen. In der Nähe des Tatortes konnte außerdem die Tatwaffe gefunden werden, so die Polizei. In einer ersten Vernehmung soll sich der Verdächtige geständig gezeigt haben. Zum Tatzeitpunkt soll der Mann leicht alkoholisiert gewesen sein. Ob andere Substanzen im Spiel waren, sei noch nicht bekannt.

Der Mann lebte bereits seit zehn Jahren mit der aus Rumänien stammenden Frau zusammen. Seit einem Jahr sollen sie verheiratet gewesen sein. Gemeinsam haben sie drei Kinder, die alle unter zehn Jahre alt sind, so die Polizei. Noch unbekannt ist, ob das jüngste der drei Kinder im Alter von etwa drei Jahren die Attacke auf seine Mutter unmittelbar mitbekommen hat. Das Opfer hatte das Kind mit in den Eingangsbereich des Wohnhauses genommen. Die anderen beiden Kinder - beide unter zehn Jahre alt - hielten sich zum Tatzeitpunkt nicht im Bereich des Wohnhauses auf. Alle drei Kinder befinden sich vorläufig in der Obhut von Verwandten.

Die weiteren Ermittlungen wurden vom Landeskriminalamt Vorarlberg übernommen.

Bisher gab es laut APA im diesem Jahr österreichweit bereits 26 Femizide. Im Jahr 2021 waren es zu diesem Zeitpunkt erst 19. Auf das gesamte Jahr 2021 gerechnet wurden 31 Frauen und Mädchen getötet, davon 30 mutmaßlich von Ex-Partnern, Partnern, Bekannten oder Familienmitgliedern.

Michaela Gosch, Vorsitzende des Österreichischen Dachverbandes Opferschutzorientierte Täterarbeit, betont: „Wenn man sich aus einer Gewaltbeziehung lösen will, soll man sich unbedingt Hilfe holen und Schutzeinrichtungen kontaktieren.“ Vor allem in der  Trennungsphase.

Gewalt von Männern gegen Frauen gibt es in allen sozialen Schichten, Nationen, Familienverhältnissen und Berufsgruppen. Morde an Frauen können auch Femizide sein. Der Begriff soll ausdrücken, dass hinter diesen Morden oft keine individuellen, sondern auch gesamtgesellschaftliche Probleme wie etwa die Abwertung von Frauen und patriarchale Rollenbilder stehen.
 
Hilfe für Gewalt-Betroffene gibt es hier:
Frauenhelpline (Mo – So, 0 – 24 Uhr, kostenlos), 0800 / 222 555 Männernotruf: (Mo – So, 0 – 24 Uhr, kostenlos), 0800 / 246 247.