Mathe-App: Angebot soll ausgeweitet werden
Stundenlanges Brüten über der Mathematik Hausübung – ohne Erklärung, ohne Motivation. Dann doch schnell einfach beim Sitznachbarn abschreiben? Nicht, wenn es nach Leon Frischauf und seinen Gründerkollegen von der Mathe Lern-App „Studyly“ geht. Die drei haben eine App entwickelt, die jedem Schüler und jeder Schülerin individuelle Aufgaben stellt.
Schulbuchverlage an Bord
250 Schulen verwenden die App mittlerweile im Unterricht. Wenn die Schulen die Kosten für die App-Nutzung abrechnen, wird die Plattform beim Ministerium zu den „Unterrichtsmitteln eigener Wahl“ gezählt. Im nächsten Schuljahr soll die Plattform wachsen. Für den AHS-Bereich gibt es schon alle Maturaaufgaben online, im nächsten Jahr will man das auch für den BMHS-Bereich stellen. Auch mit Schulbuchverlagen arbeitet das Gründerteam schon zusammen. „Ziel ist, dass die Verlage uns Inhalte bereitstellen und wir die Plattform stellen“, sagt Frischauf.
Je nach Stärken und Schwächen bekommt jeder auf der App andere Rechnungen zugewiesen. Beim Aufgeben der Hausübung wählen die Lehrkräfte also nicht die Beispiele, sondern nur das übergeordnete Themengebiet aus. Der Algorithmus der App übernimmt dann die Zuteilung der Rechenbeispiele. „Es geht darum, dass man die eigenen Fehler ausbügeln kann, motiviert wird und Mathe nicht einfach zum Frust wird“, sagt Frischauf. Der 21-jährige Programmierer studiert Mathematik, ihm ist es ein Herzensanliegen, dass „Mathe Spaß macht, statt ein Angstfach zu sein“.
Boom durch Corona
Mit der App-Entwicklung hat Frischauf mit seinen Kollegen schon 2018 begonnen, während Corona habe es nun aber einen richtigen Boom gegeben. „Wir haben 11.000 registrierte Nutzerinnen und Nutzer, die mit Studyly lernen“, erzählt Frischauf. Etwa 30 Prozent aus den diesjährigen AHS-Maturaklassen hätten sich mit der App auf die Reifeprüfung vorbereitet.
Dem 18-jährigen Giovanni Crismani von der Neulandschule Grinzing ist jedenfalls ein Stein vom Herzen gefallen, als er die Mathe-Matura positiv hinter sich gebracht hatte. „Ich bin nicht so gut in Mathe, die App hat mir echt sehr geholfen beim Lernen. Ohne hätte ich es, gerade während Corona, vielleicht nicht geschafft“, sagt er.
Auch von der Schülervertretung gab es positive Rückmeldung. „Wir haben gesehen, dass das super funktioniert, die App dann über unsere Kanäle verbreitet und an Schülervertretungen empfohlen“, sagte Konstantin Gründler, AHS-Landesschulsprecher aus Niederösterreich. Auch er selbst hat die App bei der Maturavorbereitung genutzt. „Sonst werden im Unterricht die einen oft unter-, die anderen überfordert. Mit der App passiert das nicht, da kann jeder individuell arbeiten“, sagt er.
Den gleichen Vorteil sehen auch einige Lehrkräfte, die das Tool verwendet haben. Stefan Riedmann aus Bregenz war einer davon. Zwar nicht alle aus seiner Klasse haben die Mathe-Matura bestanden, „aber wir konnten unser Niveau vom Vorjahr halten. Das ist während der Krise mit dem Fernunterricht schon beachtlich“, sagt er. Dass jeder an den eigenen Defiziten arbeiten kann, sei ein entscheidender Vorteil. Auch die Lehrerin Vanessa Nemetz aus dem Gymnasium Maria Regina in Wien hat diese Erfahrung gemacht.
Videos zur Hilfestellung
Die Plattform hilft auch mit Erklärvideos weiter. „Jeder kann dabei im eigenen Tempo arbeiten. Bei Bedarf pausiert man das Video einfach, das ginge sonst nicht“, sagt Riedmann. Die Videos haben Frischauf und seine Kollegen gemeinsam mit Lehrpersonal erarbeitet. Fragen können die Schüler über die Plattform auch direkt an das Lehrpersonal stellen. „Dass ich als Lehrer noch Rückmeldung und Tipps geben kann, ist sehr wichtig“, sagt Riedmann.
Auch außerhalb des Unterrichts wurde die App zum Lernen genutzt. „Die App hat mir eine Struktur gegeben“, sagt der Schüler Crismani. Je nach individuellen Stärken und Schwächen werden Themen zum Üben vorgeschlagen.
Richtet man den Blick auf den gesamten Jahrgang, hat der im Vergleich zum Vorjahr eher schlecht abgeschnitten. Jeder Fünfte fiel in Mathe durch.