In Corona-Zeiten wünschen sich viele tierische Gesellschaft
Eigentlich müssten sich die Tierpfleger freuen: Täglich rufen in den Tierheimen Menschen an, die jetzt einen Hund oder eine Katze holen wollen. In der Corona-Krise haben die Menschen plötzlich Zeit. Und sie sehnen sich nach Gesellschaft. Doch was sie nicht bedenken: Auch in den Tierheimen herrschen aktuell strengste Sicherheitsmaßnahmen. Die Tiervermittlung ist bis auf Weiteres eingestellt.
„Die Leute sind aktuell sehr viel im Internet. Sie sehen ein Tier und glauben, sie können es sofort abholen“, schildert Oliver Bayer vom Wiener Tierschutzverein. Mit der Erklärung, dass dies im Moment nicht möglich ist, geben sich manche nicht zufrieden. „Wir fahren hier selbst Notdienst. Sei es in der Ordination oder bei den Pflegern. Wir halten das Haus im Minimalbetrieb am Laufen“, ergänzt Bayer.
Allein mehr als 200 Hunde sind aktuell im Wiener Tierschutzverein untergebracht. Auch Gassi-Runden sind aktuell nicht möglich. Wobei: Einige Betreuungspaten haben sich noch vor Einführung der Maßnahmen einen Schützling mitgenommen. „Damit sie zumindest vorübergehend ein Zuhause haben. Das fanden wir schön“, sagt Bayer.
Plüschtier
Auch bei der Tierhilfe Lochen in Oberösterreich bemerkt man eine steigende Nachfrage nach Tieren. Aber auch hier gilt: Aktuell ist keine Vermittlung möglich – was nicht immer auf offene Ohren stößt, wie Geschäftsführerin Johanna Stadler sagt: „Am liebsten würden wir Plüschtiere empfehlen, wenn Leute so uneinsichtig sind und jetzt, weil ihnen zu Hause langweilig ist, nach einem lebenden Spielzeug suchen.“
In Lochen werde extra in zwei streng getrennten Schichten gearbeitet. Als Notfall-Maßnahme wurden sogar Feldbetten für die Tierpfleger aufgestellt – sollte der Betrieb unter Quarantäne gestellt werden müssen. Der Lebensmittel- und Futtervorrat reicht für zwei Wochen.
Otto Vogl-Proschinger vom Tierheim Dechanthof in Mistelbach kann die steigenden Anfragen ebenfalls bestätigen. „Die Leute sehen ein Tier auf der Homepage und rufen an, dass wir es ihnen in den Garten bringen sollen“, wundert er sich.
Und er weist auf eine weitere Entwicklung hin: Weil keine Tiere vergeben werden können, fehlen auch die Einnahmen. Gleichzeitig brechen Spendengelder weg. Und: Noch ist aktuell in den meisten Tierheimen Platz. Doch in Lochen etwa wird die Situation bei den Hunden schon eng.
Vergaben sind möglich
Auch im burgenländischen Tierschutzhaus Sonnenhof in Eisenstadt gibt es einen eingeschränkten Betrieb. Die Spaziergehdienste seien derzeit eingestellt, sagt Leiter Wolfgang Böck. Trotz allem sei die Nachfrage nach Hund und Katz’ leicht gestiegen. Während die meisten Einrichtungen die Vergaben gestoppt haben, sei das im Sonnenhof anders. „Bei uns sind Tiervergaben möglich“, sagt Böck. Weil immer wieder Fundtiere sowie Tiere aus behördlichen Abnahmen aufgenommen werden, müsse man „möglichst viel Kapazitäten schaffen“. Böck rechnet mit einem Anhalten der Corona-Krise bis etwa Juni. „Da müssen wir schauen, dass wir Platz haben, wenn er gebraucht wird.“
Auf der Homepage können sich Interessenten einen ersten Überblick über die tierischen Bewohner samt Foto und kurzer Beschreibung verschaffen. Die Beratungen und Auskünfte erfolgen telefonisch. Im Gespräch versuche man zu eruieren, ob der Interessent als potenzieller Besitzer infrage komme. Gewinnen er oder seine Mitarbeiter den Eindruck, das alles passt, werde ein Termin für das erste Kennenlernen vereinbart. Erst nach einer Probezeit wird der Vierbeiner dann vergeben. „Das Tier darf aber nur von einer Person im Freien und unter Sicherheitsvorkehrungen übernommen werden.“