Coronavirus: Immer mehr infiziertes Gesundheitspersonal
In Österreich gibt es immer mehr infiziertes medizinisches Personal in den Krankenhäusern. Mit Stand Donnerstag 12 Uhr gibt es in Österreich insgesamt 1.904 infizierte Personen. Davon entfällt ein nicht unwesentlicher Teil auf medizinisches Personal wie Ärzte und Pfleger.
Im Land Salzburg lagen mit Stand Mittwochabend nur Zahlen aus den Salzburger Landeskliniken vor. Demnach waren zu diesem Zeitpunkt laut einer Information des Landes ein Narkosearzt, eine Augenärztin und eine Krankenschwester mit dem Virus infiziert. Als Folgemaßnahme mussten allerdings 60 Ärzte, 64 Pfleger und 24 weitere Mitarbeiter in Quarantäne geschickt werden.
Damit sind rund 23 Prozent der in Salzburg derzeit insgesamt etwas mehr als 650 Personen in Isolation dem Personal der Landeskliniken zuzurechnen. Das Spital, das als zentrale Anlaufstelle für Covid-19-Patienten im Bundesland adaptiert wurde, kann trotz der strengen Quarantänebestimmungen für Verdachtsfälle den Betrieb derzeit aufrechterhalten.
Der Einsatzleiter des Corona-Stabs am Uniklinikum, Richard Greil, hatte am Sonntag angekündigt, dass man im medizinischen Bedarfsfall überlege, Personen unter Quarantäne unter strengen Auflagen früher in den Dienst zurückzuholen.
Auch Oberösterreich betroffen
Bei der oberösterreichischen Gesundheitsholding, zu der das Kepler Universitätsklinikum in Linz, das Salzkammergut Klinikum mit drei Standorten, das Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum mit zwei Standorten sowie die Krankenhäuser Freistadt, Rohrbach und Schärding gehören, und beim Ordensklinikum Linz will man keine Zahlen über infizierte oder unter Quarantäne stehende Mitarbeiter veröffentlichen. Ein Grund sei auch, dass sich das ständig ändere, so die Pressesprecher Jutta Oberweger und Claus Hager auf APA-Anfrage. Nur so viel: "Es gibt derzeit keine Ausfälle, die uns in irgendeiner Weise in Bedrängnis bringen."
Die einzige geschlossene Station in der Holding sei derzeit die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe des Salzkammergut Klinikums in Bad Ischl. Diese ist am Dienstag geschlossen worden, da ein medizinischer Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden war.
Am Mittwoch teilte die Stadt Gmunden dann mit, dass der Salzkammergut Klinikum-Standort Gmunden seine Infektionsstation aktiviert, in der Corona-Infizierte und Verdachtsfälle aus der gesamten Region behandelt werden.
Im Ordensklinikum war das Institut für Physikalische Medizin vorige Woche wegen eines Coronavirus-Falles geschlossen, es wird derzeit "schrittweise wieder hochgefahren", so Hager. Im Klinikum Wels-Grieskirchen war seit Mittwoch die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie wegen der Infektion eines Arztes geschlossen, 20 Mitarbeiter waren in Quarantäne, teilte Sprecherin Kerstin Pindeus mit. Im Krankenhaus St. Josef in Braunau waren alle Abteilungen geöffnet.
Ärzte und Pflegepersonal in Vorarlberg
Aus Vorarlberger Krankenhäusern sind bis Donnerstagfrüh Coronavirus-Infektionen eines OP-Angestellten (LKH Bludenz) sowie eines Arztes und eines Pflegers des Landeskrankenhauses Feldkirch bekannt geworden. Der OP-Angestellte in Bludenz hatte sich bereits vor über einer Woche angesteckt. 42 Mitarbeiter des Spitals wurden daraufhin unter Quarantäne bzw. außer Dienst gestellt. Aufgrund der 14-tägigen Absonderung sind sie nach wie vor nicht einsatzbereit.
Nach Angaben von Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" befanden sich nach positiven Tests auch ein Arzt und ein Pfleger des LKH Feldkirch in Quarantäne. Wie viele weitere Personen durch diese beiden Fälle in Absonderung geschickt werden mussten, wurde vorerst nicht bekannt.
Ein Arzt aus dem LKH Bregenz sowie eine Ärztin des Stadtspitals Dornbirn standen unter häuslicher Quarantäne, weil sie an einem Medizinkongress am Arlberg teilgenommen hatten. Sie haben aber nach der Rückkehr vom Kongress ihre Krankenhäuser nicht betreten. Im niedergelassenen Bereich befanden sich aktuell mehr als 20 Ärzte in Isolation.
Acht medizinische Mitarbeiter der tirol kliniken infiziert
In den Krankenhäusern der tirol kliniken wurden nach Angaben des Betriebsarztes acht Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet, sagte tirol kliniken-Sprecher Johannes Schwamberger. Hier wurde aber auch Mitarbeiter der Verwaltung mitgezählt. Wie viel Krankenhauspersonal sich außerhalb der Klinik - etwa über die Gesundheitshotline 1450 - testen ließ, sei aber nicht auszumachen. Ebenso könne man keine Auskunft darüber geben, wie viele Mitarbeiter sich in Quarantäne befinden.
An der Innsbrucker Klinik wurde zu Wochenbeginn die Infektion einer Pflegemitarbeiterin im Bereich der Kinderonkologie bekannt. Die betroffenen Kinder wurden allesamt negativ getestet. Unterdessen berichtete die Online-Ausgabe der "Tiroler Tageszeitung" Donnerstagvormittag über vier Corona-Fälle am Bezirkskrankenhaus Lienz in Osttirol.
Auch im Krankenhaus Zams erkrankte ein Turnusarzt am Virus. Elf Mitarbeiter wurden - ohne Symptome - in Quarantäne geschickt. Vor etwa einer Woche wurde die Infektion zweier Ärzte publik. Dabei handelte es sich einerseits um einen 37-jährigen Italiener, der in der Innsbrucker Klinik arbeitet. Andererseits war ein praktischer Arzt aus Mieming betroffen.
In der Steiermark gibt es im Hinblick auf positiv getestete Krankenpflegekräfte und Mediziner abgesehen vom LKH Hartberg, das nach wie vor für Neuaufnahmen geschlossen ist, "Gott sei Dank nirgends eine Häufung von Fällen, die die Arbeit verunmöglichen würde". Das sagte ein KAGes-Sprecher auf Anfrage zur APA.
Moderate Kurve
Jene 63 Mitarbeiter des Grazer Spitals, die sich in häuslicher Quarantäne befanden, weil sie mit einem Corona-infizierten Patienten der Schlaganfall-Abteilung in Kontakt gekommen waren, konnten wieder in den Dienst zurückkehren, schilderte KAGes-Sprecher Reinhard Marczik. Die Zahl der Leute, die ausfallen, "steigt nach bisheriger Kenntnis moderat an".
Selbiges gelte auch für die zur stationären Behandlung in die Spitäler eingelieferten Fälle mit entsprechender Symptomatik. Ausgehend von den sechs Fällen Donnerstagfrüh "rechnen wir heute mit einer moderaten Kurve", sagte Marczik.
Das alte LKH Hörgas nördlich von Graz (Bezirk Graz-Umgebung) sei für jene Corona-Patienten, die aus der Intensivstation wieder entlassen werden, als "Zwischenstation" bereits in Betrieb genommen worden. Dort befinden sich laut Marczik drei von insgesamt 22 stationär behandelten Covid-19-Patienten.
Das gesamte Haus könne rund 30 Patienten betreuen. Die Zahl der Corona-Intensivpatienten in der Steiermark betrage vier. Durch Verschiebung nicht dringender Behandlungen und Operationen habe man mittlerweile in den Spitälern bei den Betten "rund 35 bis 40 Prozent der Normalauslastung" erreicht.
66 Mitarbeiter in Quarantäne
Im Burgenland sind im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt derzeit circa 20 Mitarbeiter in häuslicher Quarantäne. In den vier Spitälern der KRAGES (Burgenländischen Krankenanstalten-Ges.m.b.H.) befinden sich 46 Mitarbeiter vorbeugend in Quarantäne. Vom Coronavirus betroffen waren im Burgenland unter anderem die Intensivstation in Kittsee sowie die Station Interne Medizin IV in Oberwart, auf denen Patientinnen positiv getestet worden waren.
In Niederösterreich sind mit Stand von Donnerstagmittag 657 Krankenhaus-Mitarbeiter außer Dienst gewesen, die entweder selbst erkrankt waren oder Kontakt zu einem positiv auf das Coronavirus getesteten Patienten hatten. Bernhard Jany, Sprecher der Landeskliniken-Holding, teilte auf Anfrage zudem mit, dass natürlich auch Kollegen aus der Quarantäne zurückkehren würden.
Letzteres gelte etwa für jene etwa 50 Mitarbeiter des Universitätsklinikums St. Pölten, die nach dem Besuch beim Karneval in Venedig vorübergehend dienstfrei gestellt worden waren. Ebenso seien 32 Kollegen mittlerweile ins Landesklinikum Korneuburg zurückgekehrt.
Eingeschränkter Betrieb herrschte am Donnerstag auf der Kinderstation im Universitätsklinikum Tulln. Es gebe eine fachärztlich ambulante Behandlung von Kindern, stationäre Aufnahmen seien momentan nicht vorgesehen, sagte Jany. In Tulln war am Mittwoch eine Ärztin positiv auf das Coronavirus getestet worden. Mit ihr wurden 70 Mitarbeiter des Hauses außer Dienst gestellt.
Der Sprecher der Landeskliniken-Holding betonte am Donnerstag, dass die "Versorgung an den Standorten gesichert" sei. Er verwies dabei u.a. darauf, dass nicht notwendige Operationen verschoben worden seien. Zudem sei das Netz der 27 Klinik-Standorte "ein essenzieller Faktor und ein Garant für die Versorgungssicherheit".