Ein Toter und mehrere Verletzte bei Zugunglück in NÖ
Zwei Waggons wurden wie Spielzeuge durch die Luft geschleudert, sie lagen umgekippt neben den Bahngleisen in einem Acker. Zwischen Münchendorf und Achau im Bezirk Mödling ist es Montagabend kurz vor 18 Uhr zu einem folgenschweren Zugunglück gekommen. Eine Garnitur der Raaberbahn ist auf der Pottendorfer Linie aus noch ungeklärter Ursache auf kerzengerader Strecke entgleist. „Der Triebwagen und ein Waggon sind mehrere hundert Meter in einem Acker dahin geschlittert und seitlich liegen geblieben“, sagt Polizeisprecher Stefan Loidl.
Eine Person verlor bei dem Unglück ihr Leben, drei weitere Insassen wurden teils schwer und neun Personen leicht verletzt, sagt Rot-Kreuz-Sprecherin Sonja Kellner. Wie es zu der verheerenden Katastrophe kommen konnte, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen der Polizei sowie der Unfallkommission.
Flugrettung
Laut ÖBB-Pressesprecher Christopher Seif sei durch das Unglück zwar die ÖBB-Infrastruktur, genauer gesagt die Pottendorfer Linie betroffen. Bei der verunglückten Garnitur handle es sich jedoch um einen Zug der privaten Raaberbahn, die im burgenländischen Wulkaprodersdorf ansässig ist.
Wie Philipp Gutlederer von „Notruf NÖ“ berichtet, ist es unmittelbar nach dem Unfall zu einem Großeinsatz der Rettungskräfte gekommen. Zuginsassen waren in den entgleisten Waggons hin- und hergeschleudert worden. Vier Notarzthubschrauber des ÖAMTC wurden an die Unglücksstelle entsandt, ebenso Rettungsmannschaften des Roten Kreuz sowie des Arbeitersamariterbundes.
Der schwer verletzte Lokführer wurde mit dem Intensivtransporthubschrauber C33 ins Unfallkrankenhaus Wien-Meidling geflogen, eine verletzte Passagierin brachte der Rettungshubschrauber in die Uniklinik St. Pölten. „Die leichter verletzten Personen wurden mit Rettungsfahrzeugen in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert“, heißt es von Seiten der Einsatzkräfte. Laut Sonja Kellner wurde das Katastrophenhilfezentrum Münchendorf zur Betreuung der unversehrten Insassen genutzt – es waren etwa 100 Personen. Wer es benötigte, konnte auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.
Unglücksstelle
Die Tatort- und die Mordermittler des nö. Landeskriminalamtes haben am Abend an der Unglücksstelle ihre Arbeit aufgenommen. Überprüft werden erste Hinweise, wonach die Entgleisung im Bereich einer Weiche stattgefunden hat.
Das Unglück ereignete sich nur wenige Hundert Meter von jener Stelle im Bahnhofsbereich von Wampersdorf entfernt, an der im Jahr 2002 bei einem Zugunglück sechs Menschen ums Leben kamen.
Ganz in der Nähe der Unglücksstelle von Montagabend ist es vor 20 Jahren zu einem der schlimmsten Bahnunglücke in der Geschichte gekommen. Auf der Pottendorfer Linie bei Wampersdorf krachte 2002 ein Güterzug gegen eine Rollende Landstraße.
Bei dem Unfall kamen sechs Menschen ums Leben, 16 wurden teils schwer verletzt. Als Ursache wurde ein Bremsdefekt festgestellt. Ein Verschubmeister wurde zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt, weil er die Bremskontrolle beim Güterzug vergessen hatte.
Das jetzige Zugunglück hat laut ÖBB schwere Schäden an der Bahninfrastruktur hinterlassen. Eine umfangreiche Streckenunterbrechung sei deshalb die Folge. Derzeit sei es noch nicht abschätzbar, wie lange die Reparaturen andauern werden, man warte die Schadensbegutachtung ab. Vorerst könne die Strecke zwischen den Bahnhöfen Achau und Wampersdorf deshalb nur mit Schienenersatzverkehr - per Bus - zurückgelegt werden. Der Güterverkehr werde großräumig umgeleitet.