Chronik/Niederösterreich

Kritik aus Wr. Neustadt: "Wir sind jetzt schon am Limit"

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Dass Wiener Neustadt die Ausreisebeschränkungen aus der Stadt nur mit einem gewissen Widerwillen angenommen hat, ist kein großes Geheimnis. Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) war bereits in den vergangenen Wochen gegen die Maßnahme.

Seit Mittwoch ist die Verordnung nun dennoch gültig. Allerdings ist es gerade in Sachen Organisation und die Details des Erlasses schwierig, wie Schneeberger meint: "Im Erlass des Gesundheitsministeriums war nicht geregelt, wie Kontrollen funktionieren sollen und was passiert, wenn jemand kein negatives Ergebnis vorzeigen kann."

Unter anderem geht es aber auch um die Dauer der Ausreisebeschränkungen. Im Erlass steht, dass die Stadt 10 Tage unter einer Inzidenz von 200 sein müsse. Schneeberger ist strikt dagegen: "Es muss gelten was für alle Bezirke gilt. Wenn wir unter die Inzidenz von 400 sind, müssen diese Maßnahmen enden." Schneeberger wisse nicht, ob mit den aktuellen Maßnahmen die Inzidenz so schnell runtergeht, wie erhofft. "Darum bitte ich die Bundesregierung, dass die Bevölkerung durchgeimpft wird. Das ist der Gamechanger."

Dafür wird es ab dem kommenden Dienstag bereits eine Impfstraße in Wiener Neustadt geben. Doch diese wird vom Land Niederösterreich betrieben und von einer Durchimpfung ist man mit den dortigen Kapazitäten noch weit entfernt. Ein positives Signal von Seiten der Bundesregierung für eine Bevorzugung der Impfung gab es bisher nicht, sagt der Bürgermeister.

Starke Verbreitung der britischen Variante

Die ausgeweiteten Testkapazitäten werden wohl auch dafür sorgen, dass die Zahlen steigen. "Die Zahlen werden durch das Testen durch die Decke gehen. Wir werden mit der Inzidenz nicht hinunter kommen. Es kann nur über die Impfung funktionieren", meint Schneeberger.

Im Abwasser der Stadt wurde eine starke Verbreitung der britischen Corona-Variante gemessen. Ein Grund mehr, warum Schneeberger auf eine Durchimpfung drängt.

Aktuell hat die Stadt Wiener Neustadt, seit dem heutigen Tag, die höchste 7-Tages-Inzidenz in Österreich mit 541.

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Seit heute haben zwei von drei Teststationen in Wiener Neustadt täglich von 7 bis 20 Uhr geöffnet (Arena Nova und die Kasematten). Ab dem morgigen Freitag kommt eine fixe Teststation im ehemaligen "Carnaby"-Gebäude am Zehnergürtel hinzu.

Betrieben werden diese Teststationen vom Bundesheer und dem Roten Kreuz. Aktuell stellt das Bundesheer 218 Soldaten für den Einsatz zur Verfügung. "Wir tragen keine Waffen, wir kontrollieren auch keine Autos und sind auch nicht für sicherheitsbehördliche Agenden zuständig", sagt Oberst Horst Karas. Mehr als 80 Kräfte hat das Bundesheer zudem noch als Reserve für Wiener Neustadt zur Verfügung.

Dass es bereits am gestrigen Mittwoch zu langen Schlangen vor den Teststationen gekommen ist, sieht Bürgermeister Schneeberger an der schlechten Kommunikation durch das Bundesministerium: "Hier war immer von Mittwoch die Rede. Dass es die Kontrollen erst ab Samstag gibt ist nicht durchgedrungen. Und die Bevölkerung hatte Angst, dass sie ab Mittwoch nicht mehr aus der Stadt kommen. Darum haben sie die Teststationen gestürmt. Aber gestern gab es die Kapazität noch nicht, die wir jetzt aufgebaut haben."

Wie lange man diese Organisation aufrecht erhalten kann? "Ich will mir gar nicht ausmalen, wie lange wir das stemmen können. In Wahrheit sind wir jetzt schon am Limit." 

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Die Soldaten sind alle in Wiener Neustadt untergebracht. Ein großer Teil in der Militärakademie, ein weiterer Teil im Studentenheim in der Arena Nova. Das Rote Kreuz hat pro Tag zehn Tester vor Ort. Ab morgen werden es, mit der zusätzlichen Teststation, 15 Mitarbeiter sein. Rund 70 Prozent können dabei mit ehrenamtlichem Personal besetzt werden, wie Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich erklärt.

100 Studenten im Einsatz

Auch die FH Wiener Neustadt ist in die Organisation mit eingebunden. Die Fakultät für Gesundheit stellt 100 Studenten für die drei Teststationen zur Verfügung. Sie alle kommen als Tester zum Einsatz und würden als Studenten der Bachelor-Studiengänge auch die nötige Kompetenz mitbringen.

Die Organisation und die Durchführung der tausenden Tests pro Tag, ist für Bürgermeister Klaus Schneeberger eine Mammutaufgabe. Und er sagt auch: "Von einer Einhaltung der gesetzlichen Arbeitszeiten, brauchen wir da gar nicht reden."

Auch die wirtschaftliche Situation ist für die Stadt angespannt, wie Schneeberger skizziert. Er wolle an die Bundesregierung herantreten, um ein Hilfspaket für die Wirtschaft zu bekommen.

Rund 2.100 Anrufe bei Corona-Hotline pro Tag

Wie groß der Andrang ist, zeigt sich auch in den tausenden Telefonaten die täglich in der Stadt passieren. "Sogar unser Telefonnetz ist zusammengebrochen weil wir, statt rund 1.000 Anrufer aktuell 2.100 Anrufer pro Tag haben. Wir mussten deswegen ein Callcenter beauftragen, diese Arbeit zu übernehmen", so der Bürgermeister. Und einen Seitenhieb kann sich der Stadtchef auch nicht verkneifen: "Diese ganze Organisation haben wir mit allen Partnern innerhalb von nur drei Tagen geschafft." Das Gesundheitsministerium habe fünf Tage für den entsprechenden Erlass benötigt.

"Machen uns nicht immer beliebt"

Stadtpolizeikommandant Manfred Fries und seine Kollegen sind nun ab Samstag massiv gefordert. Denn ab da kontrolliert die Polizei täglich an den Stadtausfahrten die negativen Corona-Tests. Die Teststraßen der Polizei in Wiener Neustadt wurden aufgelöst, da diese Kapazitäten nun bei den Kontrollen gebraucht werden.

Bereits seit einem Jahr ist die Polizei täglich damit beschäftigt, die Heimquarantänen zu kontrollieren. Damit sind sie stark beschäftgit, aber "das ist nicht unsere Hauptaufgabe", wie Fries erklärt. Denn die Polizei hat noch weitere Kontrolltätigkeiten durchzuführen. Und "dabei machen wir uns nicht immer beliebt. Das wissen wir. Wenn wir Abstände oder Maskenpflicht kontrollieren müssen", doch die Bevölkerung unterstütz die Polizei, wo sie kann, meint der Stadtpolizeikommandant.

Die Kontrollen ab Samstag sind nun ein zusätzlicher Aufwand, den seine Kolleginnen und Kollegen bewältigen müssen. "Wir vertrauen darauf, dass sich alle an die Maßnahmen halten. Und man merkt auch, dass die Bevölkerung das will, wie man am Andrang bei den Teststationen sieht", so Fries.

Die Leute, so der Stadtpolizeikommandant, müssen sich darauf einstellen, dass sie auf allen Stadtausfahrten der Polizei begegnen werden. "Wir haben ein System, ähnlich eines Planquadrates, wo aber auch keiner wissen kann, wo wir genau testen." Aber die Kollegen haben eine klare Botschaft mitbekommen, so Fries: "Es ist dort niemand der Kollegen, um irgendjemanden zu sekkieren. Alles soll mit Augenmaß passieren und die vor allem soll die Bevölkerung darauf hingewiesen werden, dass sie sich ein negatives Testergebnis besorgen."

Die mobilen Teststandorte:

  • Neudörfler Straße („Park & Ride“ hinter OMV-Tankstelle): ab Freitag (12.3.) täglich 7 bis 20 Uhr
  • Parkplatz Zollamt (Neunkirchner Straße): ab Freitag (12.3.) täglich 7 bis 20 Uhr
  • Parkplatz Einkaufszentrum „Nord“ (Wiener Straße): ab Freitag (12.3.) täglich 7 bis 20 Uhr
  • Puchberger Straße/Straßenmeisterei (zusätzlich zu bestehender PCR-Teststation): ab Freitag (12.3.) täglich 7 bis 20 Uhr
  • Hauptbahnhof (vor dem Haupteingang): ab Freitag (12.3.) täglich 7 bis 20 Uhr

Zudem wird jeweils zu den Öffnungszeiten auch in folgenden Apotheken getestet:

  • Apotheke Civitas Nova (Prof.-Dr.-Stephan-Koren-Straße 8a)
  • Zehnergürtel-Apotheke (Roseggergasse 55)
  • Merkur-Apotheke (Stadionstraße 6-12)
  • Bahnhof-Apotheke (Zehnergasse 4)
  • Fischapark Apotheke (Zehnergürtel 12-24)
  • Alte Kronen-Apotheke (Hauptplatz 13)
  • Apotheke zum Hl. Leopold (Ungargasse 26)
  • Heiland Apotheke (Pottendorfer Straße 6)