Chronik/Niederösterreich/Krems

Ist Krems der neue Corona-Hotspot?

Am Freitag überholte die Stadt Krems in der Wachau bei den Corona-Neuerkrankungen Wien – zumindest im Sieben-Tages-Schnitt, gerechnet auf die Fallzahlen pro 100.000 Einwohner. Lag der Wiener Wert am Mittwoch noch bei 112,9 Infizierten und damit österreichweit am höchsten, war er im Bezirk Krems an der Donau (Stadt) bei 87,9. Damit fiel die Stadt im Österreichschnitt nicht weiter auf.

Am Freitag drehte sich das Bild. In Krems, mit seinen 25.036 Einwohnern, stieg die Zahl auf 151 Infizierte pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. In Wien waren es 114,17. Und dieser, auf den ersten Blick „enorme“ Anstieg geht nur auf wenige Fälle zurück, denn in den vergangenen sieben Tagen waren in der Wachauer Stadt 38 Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Bei den meisten weiß man auch genau, wo sie sich infiziert haben: In einem Nachtlokal in der Altstadt. Am Freitag waren es 20 Personen, einen weiteren, kleinen Cluster gebe es an einer Privatuniversität, heißt es vom Büro der zuständigen Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ).

„Kein Wettbewerb“

Bei Bürgermeister Reinhard Resch (SPÖ) kommt die Aussage, dass seine Stadt Wien „überholt“ habe, nicht gut an – er stellt klar: „Das ist ja kein Wettbewerb, da geht es um uns alle und darum, dass wir uns darum kümmern und sinnvolle Lösungen finden.“ Eine der Konsequenzen: Die Polizei werde bei der Nachtgastronomie präsenter sein und vermehrt prüfen, damit auch alle Vorschriften, wie etwa die Sperrstunden, eingehalten werden. „Wenn etwas aufpoppt, muss man hinsehen und schauen, dass es in Zukunft besser funktioniert, das nenne ich verantwortungsvolles Agieren. Es hätte überall passieren können – auch im Schulbus.“

Letzteres wäre in Krems besonders fatal, hier gibt es 20 Schulen und 6.133 Schüler. In einer davon sind laut Bildungsdirektion NÖ auch schon Covid-19-Fälle aufgetaucht. Zwei Klassen der HTL wurden bereits auf Homeschooling umgestellt.

Laut Stadtchef sei die Sicherheit in der Stadt aber gegeben, die Menschen würden sich an die Maßnahmen halten. Verunsicherung entstehe nicht durch die auftretenden Fälle in einzelnen Orten, sondern durch die „unklaren Vorgaben durch die Bundesregierung“. Fürchten brauche man sich also nicht, wenn man nach Krems kommt.

Ampelfarbe Orange

Oder in die Wachau, obwohl auch hier zuletzt ein kleiner regionaler Cluster nach einer Veranstaltung in Weißenkirchen auftauchte. „Es handelte sich um rund vier Personen, sie kamen rasch in Quarantäne, so hat man sich isoliert und eine Ausbreitung verhindert“, sagt Bernhard Schröder, Geschäftsführer Donau-NÖ-Tourismus. Nun stehen einige Weinherbstveranstaltungen bevor – auch da sieht er die Sicherheit, so gut es geht, gewahrt: „Es wird hier gerade in der Gastronomie und Hotellerie sehr viel getestet. Da sind alle sehr bemüht, das Infektionsrisiko gering zu halten.“

Aus dem Büro der Landesrätin Königsberger-Ludwig heißt es zudem, dass es sich um kleinere Cluster handelt und dass das Contact Tracing gut laufe. Die Landessanitätsdirektion NÖ sehe zudem keinen österreichweiten Hotspot in Krems, denn für die eingangs aufgestellten Berechnungen wurden die „rohen“ Fallzahlen, nicht die „risikoadjustierten“ verwendet, diese seien nämlich in der letzten Woche sogar gesunken.

Ein erhöhtes Risiko in Krems und der Region sieht auch die Bundesregierung nicht: Die Ampel wurde zwar erst am Montag von Grün auf Gelb geschalten, eine weitere Umstellung auf Orange blieb aber am Donnerstag – anders als im Bezirk Zwettl – aus. In Wien leuchtet die Ampel übrigens orange.