Aus Muttermilch werden Kristalle
Von Marlene Penz
Am Schremser Hauptplatz gibt es ein neues Geschäft, das mit der Aufschrift „Waldviertler Kristall-Werkstatt“ in zartem Lila viel Interesse auf sich zieht. Hier verkaufen Nadine Schmid und Christian Tollar ihre handgefertigten Schmuckstücke. Es sind „Edelsteine“ aus verschiedensten Materialien. „Wir verarbeiten Mineralien und Steine aus dem Waldviertel“, erklärt Tollar.
Neben Opalen aus Waldkirchen, Achaten aus Langschwarza oder Schremser Granit kommen aber auch andere – ungewöhnliche – Materialien auf die Werkbank des Unternehmerpaars, und werden veredelt. Es sind Tierhaare, Milchzähne, Asche von Verstorbenen oder Muttermilch. „Wir fertigen daraus Erinnerungsstücke an“, erklärt Nadine Schmid. Besonders beliebt sei dabei der Muttermilch-Schmuck. „Stillen ist mehr als nur Nahrung, es ist Geborgenheit, Liebe, Wärme und Bindung – das verewigen wir in einem Schmuckstück“, sagt sie.
„Mütter bringen oder schicken uns ihre Muttermilch, 15 Milliliter reichen aus, diese wird dann aufbereitet und dann in Kunstharz gegossen.“ Bis das Schmuckstück schließlich abgeholt werden kann oder zum Versand bereit ist, dauert es vier bis sechs Wochen.
Hohe Nachfrage
Die Herstellung von Erinnerungsschmuck ist für Schmid eine sehr wichtige und ernsthafte Arbeit: „Es kommt immer wieder vor, dass Mütter an mich heran treten, die schlimme Schicksalsschläge hinter sich haben und eine letzte, bleibende Erinnerung an ihr Baby haben möchten. Wenn man die verschiedenen Geschichten hinter den Schmuckstücken kennt, ist das wirklich sehr emotional.“
In Österreich gibt es nur wenige, die Muttermilchschmuck herstellen. „Nadine hatte die Idee, während sie mit unserer Tochter schwanger war“, blickt ihr Lebensgefährte Christian zurück. Ende 2019 fing sie nach „langem Herumexperimentieren“ mit dem Verkauf an, die persönlichen Erinnerungsstücke wurden sofort von den Kunden nachgefragt. Auch der Schmuck aus den Waldviertler Mineralien, den Christian Tollar fertigt, findet großen Anklang. „Daher haben wir uns entschieden, das Geschäft am Hauptplatz zu eröffnen“, sagt er.