Südburgenland-Graz: Bummelbus soll Expresslinie werden
Mühsam und langsam ernährt sich das Eichhörnchen. Unter diesem Motto ist die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs in den ländlichen Regionen des Burgenlandes zu sehen. Vor allem im Südburgenland ist es kaum möglich, mit Öffis zur Arbeit zu fahren. Einzige Lebensader, die das Südburgenland mit Wien verbindet, ist die Pendler-Buslinie G1. Rund alle 30 Minuten fährt ein Bus von Güssing und Oberwart in Richtung Bundeshauptstadt.
Ähnliches wollten Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner (beide SPÖ) am Freitag für Pendler Richtung Graz präsentieren. Bereits im Wahlkampf hatte Doskozil angekündigt, etwas in diese Richtung unternehmen zu wollen. Die am Freitag vorgestellte Lösung ist zwar kein „Steirer G1“, aber vielleicht eine Vorstufe davon – sollte das neue Angebot gut angenommen werden.
Neue Linien nach Graz
Im ersten Schritt werden die bestehenden, durch das Land Steiermark finanzierten Buslinien von Graz bis Hartberg (Linie X31) und von Graz bis Fürstenfeld (Linie X41) nach Oberwart beziehungsweise nach Güssing verlängert. Von der Frequenz und der kurzen Fahrzeit der G1 Linie, die in rund 1,5 Stunden in Wien ist, sind diese Verbindungen aber noch weit entfernt.
Die drei neuen Busse, die in der Früh von Oberwart beziehungsweise Güssing nach Graz und am Nachmittag wieder zurückfahren, sind nämlich fast zwei Stunden unterwegs. Und das für eine Strecke, die mit dem Auto in maximal einer guten Stunde zurückgelegt werden kann. Grund dafür ist, dass die Buslinien auch die ländlichen Regionen zwischen dem Südburgenland und Graz versorgen und an dementsprechend vielen Haltestellen stehenbleiben müssen.
Doskozil: „Erster Schritt“
Dem Land ist das durchaus bewusst, weshalb Doskozil bei der Präsentation auch von einem „ersten Schritt“ sprach: „Nach einem einjährigen Probebetrieb werden wir überprüfen, wie das Angebot angenommen wurde, um die künftigen Linien optimal an die Bedürfnisse anzupassen“, stellt der Landeschef in Aussicht.
Wie groß das Potenzial für die neue Bus-Verbindung Südburgenland-Graz ist, wurde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie im Zuge des Interreg-Central Europe-Projekts „Connect2CD“ erhoben. Aus dem Bezirk Oberwart pendeln demnach rund 2.240 Personen in die Steiermark, davon 323 nach Graz und 409 nach Hartberg. Aus dem Bezirk Güssing pendeln etwa 1.400 Personen in die Steiermark, davon 260 nach Graz und 234 nach Fürstenfeld.
Doskozil: "Erster Schritt"
Die Entscheidung für den weiteren Betrieb will Doskozil noch im ersten Halbjahr 2020 treffen, um ausreichend Zeit für die notwendigen Ausschreibungsverfahren zu haben, um im Fall des Falles im zweiten Halbjahr 2021 mit einem burgenländischen „Steirer G1“ starten zu können. Ähnlich wie der G1 nach Wien wäre dann auch diese Verbindung eine direkte mit kürzerer Fahrtzeit.
Einige Fragen sind aber noch offen, wie zum Beispiel: „Gehen wir in ein Ausschreibungsverfahren für einen Betreiber oder machen wir die Buslinie im Eigenbetrieb? Wir werden uns bis zum Sommer für jene Variante entscheiden, die für den Steuerzahler am günstigsten ist“, verspricht Doskozil. Auf KURIER-Nachfrage kann sich der Landeshauptmann auch eine Lösung über die Burgenland Holding vorstellen, die mit eigenen Elektrobussen auf der Strecke unterwegs sein könnte.