Nur 21 Prozent pendeln öffentlich

Nur 21 Prozent pendeln öffentlich
Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten im Land müssen zur Arbeit ihren Heimatbezirk verlassen.

Ob Lehrling oder Professorin, ob IT-Technikerin oder Architekt. Für viele der 604.428 Beschäftigten in Niederösterreich gehört das Pendeln zum Arbeitsalltag. Mehr als die Hälfte aller niederösterreichischen Arbeitnehmer muss in einen anderen Bezirk oder in ein anderes Bundesland, um zum Arbeitsplatz zu gelangen. Das geht aus der Pendleranalyse der Arbeiterkammer NÖ (AK NÖ) für die Jahre 2014 bis 2019 hervor.

Mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer pendelt nach Wien. Überhaupt nur noch ein Fünftel (20,9 Prozent) hat einen Arbeitsplatz in der Gemeinde, in der auch der Wohnsitz liegt. Die Entwicklung der Pendlerzahlen wird von der AK NÖ schon seit 30 Jahren analysiert. Seit der ersten Untersuchung hat sich die Auspendlerzahl (aus einem NÖ Bezirk) mehr als verdoppelt. Die Einpendlerzahl hat sich sogar fast verdreifacht.

Wenig Öffi-Nutzung

Öffentliche Verkehrsmittel nutzen für die Strecken nur relativ wenige. Die Arbeitswege werden in Niederösterreich zu rund 65 Prozent mit dem Pkw oder dem Motorrad zurückgelegt, heißt es in der Analyse. „21 Prozent nutzen den öffentlichen Verkehr, acht Prozent das Rad und fünf Prozent gehen zu Fuß in die Arbeit“, sagt Markus Wieser, Präsident der AK NÖ. Dieser Wert habe sich in den letzten Jahren kaum verändert.

Für Wieser sind das nicht nur Zahlen. Neben der finanziellen Belastung sei das Pendeln auch eine Belastung für die Gesundheit. Das zeigen Umfragen bei Mitgliedern der AKNÖ. „Es braucht daher bessere Unterstützung, etwa durch den Ausbau öffentlicher Verbindungen“, so Wieser. Der öffentliche Verkehr müsse zudem als Alternative zum „(teuren) Auto“ attraktiv gestaltet sein.

Belastendes Pendeln

Für den durchschnittlichen Arbeitsweg, der 21 Kilometer lang ist, benötigen die Niederösterreicher 32 Minuten. Im Mostviertel ist die Distanz vom Zuhause bis zur Arbeitsstätte mit 15 Kilometern am kürzesten, im Weinviertel mit 28 Kilometern am längsten.

Besonders betont Wieser die hohe Belastung durch das Pendeln für Alleinerzieherinnen und Wenigverdiener. Daher fordert er, dass die Pendlerpauschale von einem Steuerfreibetrag zu einem Absetzbetrag umgestaltet werden muss. Damit könne die Benachteiligung von Kleinverdienern beendet werden, so der AK-Präsident.

Der Forderung der AK NÖ nach einem weiteren Ausbau der Park-&-Ride und Bike-&-Ride-Plätze wird schon nachgekommen, heißt es aus dazu dem Büro von Ludwig Schleritzko, Landesrat für Mobilität (ÖVP). Niederösterreich würde schon aktiv an der Mobilitätswende arbeiten. „Wir haben mit dem neuen Verkehrsdienstevertrag und den geplanten Busverbesserungen ein Plus bei den Öffi-Angeboten bis 2029 um bis zu 30 Prozent geplant“, sagt Schleritzko. Im vergangenen Jahr sind rund 950 neue Park-&-Ride-Plätze geschaffen worden. In NÖ stehen derzeit bereits rund 40.000 kostenlose Stellplätze für Pkw zur Verfügung. Das seien mehr, als in allen anderen Bundesländern Österreichs zusammen, sagt der Landesrat.

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Investitionen

Dafür, dass Pendlern das Umsteigen leichter gemacht wird, werden vom Land NÖ jährlich vier Millionen Euro investiert. Auch heuer werden 13 Projekte geplant und umgesetzt. „Bis 2025 wollen wir insgesamt 10.000 neue P-&-R-Stellplätze errichten“, sagt Schleritzko.

Der Pendlerstrom ist aber keine Einbahn. Aus anderen Bundesländern fahren täglich 118.198 Personen nach NÖ. 67.815 Arbeitnehmer davon kommen aus Wien. Das sind 57,4 Prozent. Aus dem Burgenland und der Steiermark kommen 19.621 Personen zur täglichen Arbeit ins benachbarte Bundesland. Die Zahl der in NÖ Beschäftigten aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn ist von 11,9 auf 17,3 Prozent aller Einpendler gestiegen.

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