Chronik/Burgenland

Afrikanische Schweinepest: Soldaten sollen Wildschweine jagen

"Die Afrikanische Schweinepest steht vor unserer Tür“, sagt ein Jagdleiter aus dem Mittelburgenland, der anonym bleiben will. Spätestens im Mai, so beruft er sich auf Wissenschaftler, würde sich das Virus auch in Österreich ausbreiten. Für Schweine ist es tödlich, Menschen können daran nicht erkranken.

Das Burgenland wäre wegen seiner Grenznähe wohl als eine der ersten Regionen betroffen. Erst vor wenigen Wochen sind in einem Wildgehege nahe Budapest hunderte Wildschweine an der Schweinepest verendet.

Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, gibt es nun in Pannonien eine eigene Task Force unter der Leitung der Veterinärdirektion des Landes. In der Arbeitsgruppe mit dabei sind Vertreter der Polizei, des österreichischen Bundesheers, der Landwirtschaft sowie der Jägerschaft.

Nachtsichtzielgeräte oder Bundesheer?

Der Jagdverband Burgenland sowie der LBL-Landtagsabgeordnete Manfred Kölly fordern eine Zulassung von Nachtsichtzielgeräten zum Abschuss von Wildschweinen, um dem Schwarzwild Herr zu werden. „Wir haben im Verband abgestimmt und eine Mehrheit war für diese Maßnahme“, sagt Landesjägermeister Roman Leitner.

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„Ganz glücklich sind wir damit nicht, aber wir werden alles versuchen, um die Seuche einzudämmen“, fügt Leitner hinzu. Die Tiere können nur in der Nacht bei Mondschein oder bei Schnee bejagt werden. 2019 wurden bereits um 50 Prozent mehr Wildschweine erlegt als 2018.

Nachtsichtzielgeräte für Jäger werde es laut der zuständigen Landesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ) im Burgenland jedoch nicht geben. „Jagd hat ihre Grenzen – eine Bejagung mit Nachtsichtzielgeräten würde diese Grenze definitiv überschreiten. Derartige Praktiken sind meiner Meinung nach nicht waidgerecht und entsprechen auch nicht den ethischen und sittlichen Maßstäben der Jagd“, erklärt Eisenkopf.

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„Die Behörde verlangt einerseits, dass wir die Wildschweinpopulation dezimieren. Andererseits sind uns bei der Umsetzung die Hände gebunden“, sagt der Jagdleiter. Schon jetzt müssen alle verendet gefundenen Wildschweine gemeldet und untersucht werden. „Bisher war keines der Tiere mit der Afrikanischen Schweinepest infiziert“, erklärt Amtstierärztin Yvonne Millard. Auch an der Grenze gab es bereits Kontrollen, damit keine Fleischprodukte ins Land eingeführt werden, die Überträger sein könnten.

In der Landwirtschaft bereite man sich ebenfalls vor: 486 Landwirte halten im Burgenland rund 45.000 Schweine. „Bei den Hausschweinen haben wir Sicherheitsmaßnahmen, um eine Ausbreitung zu verhindern“, sagt Tierzuchtdirektor Franz Vuk von der Landwirtschaftskammer.

Kommt es zu einem Ausbruch, werden auch das Bundesheer und die Polizei aktiv. Es gibt Sicherheitszonen und Absperrungen für Landwirtschaft und Jagd. Dann rücken Soldaten und Polizisten aus, um mit Wärmebildkameras und Nachtsichtzielgeräten die Wildschweine zu erlegen, um die Ausbreitung zu verhindern.

Landesjägermeister: „Werden die  Schweinepest nicht verhindern können“   

Die Jäger sind schon jetzt angehalten, alle verendeten Wildschweine zu melden und das Schwarzwild scharf zu bejagen. Laut Amtstierärztin Yvonne Millard ist nur eine Reduktion der Population eine Möglichkeit, die Afrikanische Schweinepest (ASP) einzudämmen. 

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KURIER: Wie bereiten sich die  Jäger auf den Ausbruch der ASP  vor? 
Landesjägermeister Roman Leitner: Die wichtigste Maßnahme ist, Informationen  über die Gefährlichkeit der Krankheit und die leichte Übertragbarkeit zu verbreiten.  Wir haben unseren Mitgliedern auch geraten,  nach Möglichkeit Jagdreisen nach Ungarn abzusagen. Das Virus kann  sehr leicht eingeschleppt werden, nicht nur als Wildbret, sondern theoretisch auch mit der Kleidung oder an den Autoreifen. 

Kann man die Einschleppung noch  verhindern?
Wir werden die ASP nicht verhindern können. Wenn man sich die Verbreitungskarte anschaut, wird es auch eine natürliche Übertragung bis nach Österreich geben.

Wie ist die Vorgangsweise bei einem Ausbruch?
Bricht die ASP aus, übernimmt die Behörde, dann werden Soldaten und Polizisten eingesetzt. Sie sperren Gebiete ab und werden alles Schwarzwild erlegen – mithilfe von Wärmebild- und Nachtsichttechnik, um eine Ausbreitung zu verhindern. Im März werden wir mit Niederösterreich und der Steiermark eine ASP-Übung abhalten, um die Kommunikation zu testen.