So wichtig ist Bewegung bei Parkinson

Das Gesundheitstalk-Podium: Eduard Auff, Dieter Volc (beide Neurologen), Gabriele Kuhn (KURIER), Parkinsonpatient Josef Kornthaler, Neurochirurg Klaus Novak (v. li. n. re.)
Medikamente sind wichtig – aber aktive Patienten genauso.

Vor 17 Jahren wurde bei Josef Kornthaler, 69, Parkinson diagnostiziert – erste Symptome gab es aber bereits zwei Jahre davor: "Ich habe den Geruchssinn verloren, die rechte Hand begann leicht zu zittern." Doch Kornthaler ließ sich nie unterkriegen: "Ich habe der Krankheit nur 20 Prozent meines Energiehaushaltes gewidmet, mehr wollte ich nicht." Kornthaler war Mittwochabend einer der Podiumsgäste beim Gesundheitstalk "Parkinson" mit mehr als 300 Teilnehmern im Van-Swieten-Saal der MedUni Wien. Der Gesundheitstalk ist eine Veranstaltungsreihe von KURIER, Medizinischer Universität Wien und dem Pharmaunternehmen Novartis.

"Dass Sie nur 20 Prozent Ihrer Energie der Krankheit widmen, ist ganz untypisch", sagt Prim. Dieter Volc, vom Parkinson-Zentrum in der Confraternität. Die meisten Patienten gäben 120 Prozent dafür, dass niemand die Erkrankung erkenne – "aber das ist Energieverschwendung. Sobald erste Symptome auftreten, sollte man das seiner Umgebung kommunizieren".

"Die ersten Symptome, die Patienten bemerken, sind nicht der Anfang der Erkrankung", betont Univ.-Prof. Eduard Auff, Vorstand der Uni-Klinik für Neurologie an der MedUni Wien (AKH Wien). Diese beginne schon bis zu zehn Jahre davor. Die Forschung sei auf der Suche nach "Biomarkern", verlässlichen Hinweisen auf die Erkrankung im ganz frühen Stadium. "Noch haben wir aber kein Medikament, das Parkinson stoppt oder umkehrt."

Allerdings wisse man heute viel mehr über die Erkrankung als noch vor 20 Jahren: "Wir können sie zum Beispiel besser von anderen, parkinsonähnlichen Krankheiten abgrenzen." Die Parkinsontherapie in Österreich sei international führend: "Wir sind bei der Diagnosestellung und der Therapie ganz vorne mit dabei", so Auff.

"50 Prozent der Krankheit kann ich mit Medikamenten beeinflussen – aber 50 Prozent sind die Angelegenheit des Patienten. Ohne seine Mithilfe geht es nicht", betont Volc. "Sie haben eines der besten Physiotherapiegeräte, die es überhaupt gibt, entweder zuhause oder in ihrer Nachbarschaft: Stiegen. Gehen Sie Stiegen hinauf, fahren Sie mit dem Lift hinunter."

Kornthaler: "Ich habe mir eine vier Meter lange Slackline gebaut." Auf diesem 30 Zentimeter über dem Boden gespannten Gurtband macht er regelmäßig Balanceübungen.

Einen anderen Tipp hat Volc: "Schließen Sie einen Pakt mit Ihren Kindern oder Enkelkindern. Kaufen Sie sich eine Spielkonsole für bewegungsgesteuerte Sport- und Fitness-Spiele – Skifahren, Tennis, Boxen, etc. Sie können mit nichts anderem mit so viel Spaß das Gleichgewicht trainieren wie mit solchen Videospielen." Ganz wichtig seien aber auch regelmäßig Physiotherapie und Ergotherapie.

Tanzen als Therapie

"Ein gutes Mittel ist Tanzen", erzählt eine Teilnehmerin aus dem Publikum – und verwies auf den Kurs "Tanzspaß trotz Parkinson" der Tanzschule Svabek in Wien (Start wieder am 13. 4.): "Bei diesem Kurs geht es etwas langsamer zu als sonst, aber wir haben immer sehr viel Spaß. Jedes neue Paar ist willkommen." Volc: "So ein Kurs ist hervorragend. Alles, was sie tun ist gut – nur nichts tun, das ist schlecht."

"Was genau passiert bei der tiefen Hirnstimulation?", will eine andere Besucherin des Gesundheitstalk wissen. "Es werden Elektroden im Hirn platziert", sagt Neurochirurg Klaus Novak von der MedUni Wien. Durch elektrische Impulse wird die Überaktivität bestimmter Hirnareale gehemmt, die Lebensqualität der Patienten verbessert sich deutlich. "Die Genauigkeit der Operation ist entscheidend für den Erfolg", betont Novak. In vielen Fällen könne danach die Medikamentendosis reduziert werden. Doch nicht jeder Parkinson-Patient ist für so einen Eingriff geeignet. Auff: "Und es ist auch für viele eine schwierige Entscheidung, ob man sich im Gehirn eine Sonde implantieren lässt.Es ist eine von mehreren Behandlungsmöglichkeiten."

Tipp: Der nächste Gesundheitstalk findet am 20. 5., 18.30 Uhr, zum Thema Herzschwäche statt.

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Eine Info-Veranstaltung mit Top-Experten zur tiefen Hirnstimulation für die Behandlung von Bewegungsstörungen findet am Samstag, 11. 4., im Billrothhaus der Gesellschaft der Ärzte (1090 Wien, Frankg. 8) von 13.30 bis 15 Uhr statt. Nähere Infos: 25jahre.hirnstimulation.net

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