Gesucht: Die Banane von morgen

Cavendish: die hochgezüchtete Supermarkt-Banane
Ein Bodenschimmelpilz vernichtet die Supermarkt-Banane. Forscher suchen nach Alternativen.

Versteckt in einer Felsspalte, am Rande einer Oase im Wüstenstaat Oman – hier entdeckte Andreas Bürkert 2004 eine besondere Bananensorte und benannte sie nach ihrem Fundort: Musa acuminata Umq-Bi’r. Da sie an ihrem Standort auszusterben drohte, nahm der Professor für Ökologische Agrarwissenschaften an der Universität Kassel, mit Zustimmung der omanischen Behörden, ein Exemplar mit nach Deutschland.

Gesucht: Die Banane von morgen
Bürkert
Sie könnte künftig eine Alternative zu unserer Supermarkt-Banane der Sorte Cavendish sein. Denn die hat ein großes Problem: Ein Bodenschimmelpilz mit Namen Fusarium oxysporum f. sp. cubense (Tropical Race 4, TR4) löst bei ihr die sogenannte Panama-Krankheit aus. Er befällt die Pflanzen über die Wurzeln, dadurch versiegt die Nährstoffaufnahme. Die erkrankten Pflanzen verwelken und sterben ab. Im Boden kann der Pilz jahrzehntelang überleben. Bereits in den 1950er-Jahren vernichtete ein eng verwandter Pilz (F. oxysporum, Tropical Race 1) die weltweit verbreitete Exportbananen-Sorte Gros Michel. Unsere heutige Supermarkt-Banane, die Cavendish, blieb damals resistent. Doch jetzt ist auch sie bedroht.

Monokultur

In Monokulturen führt der neue Erreger, der sich dort ungehindert von Pflanze zu Pflanze verbreiten kann, zum Verlust der gesamten Ernte. In der Anbauform liegt das Problem, erklärt Hermann Bürstmayr, Professor für Pflanzenzüchtung an der Universität für Bodenkultur Wien. „Die Pflanzen in einer Plantage sind heute genetisch identisch und bei Auftreten eines aggressiven Pathogens (Krankheitserreger, Anm.) im Bestand gleich anfällig. Das fördert das epidemische Auftreten von Krankheiten.“ Zur Bekämpfung gibt es keine wirksamen Fungizide, sagt er.

Derzeit sind vor allem Plantagenbesitzer in Asien und Ostafrika betroffen. In den 1990er-Jahren tauchte der Bodenpilz TR4 erstmals in Taiwan auf, verbreitete sich in Indonesien, Malaysien und Australien. Inzwischen bedroht er auch die Ernte im Oman, Pakistan, Libanon und Mosambik. Kolumbien und Ecuador, die Hauptexportländer der hochgezüchteten Bananen in Mittelamerika, blieben bisher verschont.

Schädlingsresistent

Gesucht: Die Banane von morgen
Bürkert
Dennoch suchen Forscher wie Andreas Bürkert nach Alternativen. Ob jene Sorte, die er im Oman entdeckt hat, gegen den Bodenpilz resistent ist, wissen die Experten noch nicht. Fest steht, dass Musa acuminata Umq-Bi’r bei einem Befall intern pflanzliche Insektizide produziert und damit Insekten und Fadenwürmer abwehrt. Das fand er in Zusammenarbeit mit Dirk Hölscher vom Max Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena hreaus. Unter Laborbedingungen zeigte sich folgendes: Dringt ein Käfer in die Pflanze ein, wird er in seinen Bewegungen gehemmt und stirbt schließlich.

Was die Oman-Banane noch von ihren Verwandten aus den Obstregalen unterscheidet? Sie ist kleiner und schlanker und schmeckt süßer, ein wenig nach Apfel. Vor einigen Tagen war Bürkert wieder im Oman und brachte zwei Exemplare zurück. Ihre Mankos: Haltbarkeit und Form entsprechen nicht der EU-Norm.

Züchtung

Gesucht: Die Banane von morgen
Bürkert
Was also tun? Die Eigenschaften der Oman-Banane auf die Cavendish-Sorte zu übertragen, funktioniert nicht. Hermann Bürstmayr von der BOKU erklärt: „Bananenzüchtung ist alles andere als einfach, die Kulturbananen sind meistens triploid und steril – das heißt, sie bilden keine Samen mehr aus. Klassische Kreuzungszüchtung klappt daher nicht.“

Trotzdem macht sich Bürkert keine Sorgen. Die Oman-Banane ist für ihn der Beweis, dass die Natur viel mehr zu bieten hat, als oft angenommen wird. Insgesamt gibt es weltweit über 1000 Bananen-Sorten. Darin sieht er eine Chance: „Was wir jetzt an Bananen essen, ist nur ein kleiner genetischer Ausschnitt einer großen Vielfalt. DIE Banane von morgen gibt es nicht. Wir müssen uns darauf einstellen, dass es im Supermarkt künftig verschiedene Sorten geben wird.“ Deren Produktion, Verschiffung und Verkauf dürfte auch den Preis nach oben treiben: „Das Kilogramm wird dann vielleicht 50 und nicht mehr nur 29 Cent kosten. Davon profitieren die Bauern in den Herkunftsländern, die derzeit einem gnadenlosen Konkurrenzdruck um den billigsten Preis für ein Massenprodukt ausgesetzt sind.“

Kommentare