VW fährt wegen Abgas-Skandal größten Verlust ein

VW erleidet mit 1,4 Milliarden Euro den größten Verlust in der Geschichte.
VW zieht andere Hersteller mit in den Abgasskandal hinein.

eim Bier legen die Deutschen viel Wert auf das Reinheitsgebot. Bei Autos ist das offenbar anders. Denn der VW-Abgasskandal hat nun weitere deutsche Hersteller erreicht. Als Folge der manipulierten Software bei Dieselfahrzeugen des VW-Konzerns hat das deutsche Kraftfahrtbundesamt weitere 53 Modelle anderer Hersteller unter die Lupe genommen.

Das am Freitag von Verkehrsminister Alexander Dobrindt vorgestellte Ergebnis: Kein anderer Hersteller hat bei der Software getrickst. Allerdings werden bei 22 der untersuchten Modelle auf anderen Wegen die Grenzen zumindest ausgereizt, wenn nicht sogar überschritten.

Das funktioniert so: Die sogenannte Abgasnachbehandlung , die die Reinigung giftiger Stickoxid-Abgase regelt, schaltet sich bei Unterschreitung bestimmter Außentemperaturen ab. Dies ist prinzipiell zum Schutz des Motors rechtlich erlaubt. „Es gibt Zweifel, ob dies in vollem Umfang gerechtfertigt ist“, sagte Dobrindt. So sind es bei einigen Opel-Modellen 10 Grad Celsius, bei Mercedes reichen sogar 17 Grad. Beim Straßentest eines Audi zum Beispiel lag der Stickoxid-Wert beim Siebenfachen des Grenzwertes.

Thermofenster

Die betroffenen deutschen Hersteller – VW, Audi, Porsche, Mercedes und Opel, nicht betroffen ist BMW – seien daher aufgefordert worden, das sogenannte „Thermofenster“ auf das notwendige Maß zu beschränken. Die Autobauer werden nun in Deutschland insgesamt 630.000 Fahrzeuge zurückrufen. Wie viele es in Österreich sind, ist noch offen. Hinzu kommen ausländische Hersteller wie Renault, die die bereits zugesagten Rückrufe mit den Behörden ihrer Heimatländer regeln müssen.

Für den Volkswagen-Konzern ist der zusätzliche Rückruf vergleichsweise eine Kleinigkeit zum ursprünglichen Abgasskandal. Dieser betrifft weltweit elf Millionen Fahrzeuge, davon eine halbe Million in den USA. Nach Einigung mit den US-Behörden – der KURIER berichtete – ist der Konzern bereit, die Fahrzeuge zurückzukaufen. Alternativ wird den Besitzern auch eine Reparatur angeboten. In beiden Fällen sollen laut Medienberichten die Eigentümer zusätzlich 5000 Dollar Entschädigung erhalten. Offiziell wurde diese Zahl aber nicht bestätigt. Dass dies auch für Kunden in Europa gilt, ist fraglich. Der Konzern und Juristen verweisen auf unterschiedliche Rechtslagen.

Hohe Kosten

Der Skandal wirkt sich auf die Bilanz des Konzerns verheerend aus. Der Verlust im Vorjahr von 1,4 Milliarden Euro ist der größte in der Konzerngeschichte. Hauptgrund seien Rückstellungen von 16,2 Mrd. Euro, um die Lasten des Skandals zu schultern, teilte VW am Freitag im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung in Wolfsburg mit. Das bisher größte Minus datiert aus dem Jahr 1993 mit rund einer Milliarde Euro. 2014 betrug der Gewinn noch elf Milliarden Euro.

Trotz des Megaverlusts gibt es eine Dividende von immerhin 0,17 Euro (nach einem Rekord von 4,80 Euro im Vorjahr). Konsequenzen gibt es auch für die Boni der Vorstände. Zwar behält der Konzern etwa 30 Prozent ihrer variablen Vergütung vorerst ein. Das Geld wird aber in Aktien umgewandelt und geparkt. Liegt der Aktienkurs nach drei Jahren um ein Viertel über dem jetzigen Niveau, wird das Geld ausbezahlt, liegt er darüber, gibt es sogar mehr. Nur wenn der Kurs sinkt, gibt es kein Geld.

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