Türkei ist bei den Urlaubern out

Türkei ist bei den Urlaubern out
Trotz Tiefstpreisen um mehr als die Hälfte weniger Umsätze.

Jahrelang war die Türkei unter den beliebtesten Urlaubsländern der Österreicher zu finden. Damit ist es nach den zahlreichen negativen Meldungen aus dem Land (Terror, Kurdenverfolgung, eingeschränkte Pressefreiheit, Tendenzen der Islamisierung und nicht zuletzt der gescheiterte Putschversuch) vorerst vorbei. Die heimischen Reiseveranstalter melden Einbrüche bei den Umsätzen von mehr als 50 Prozent. "Bei uns sind es im Vergleich zum Vorjahr minus 58 Prozent", sagt Ruefa-Sprecherin Birgit Reitbauer. Übertroffen werde dieses negative Zahl nur noch von Ägypten (minus 62 Prozent), allerdings bei einem viel geringerem Ausgangsniveau.

"Selbst die tiefen Preise von zum Teil 200 Euro für Flug und Hotel und Gratis-Aufenthalt für unter 17-Jährige locken die Österreicher nicht mehr dorthin", sagt Reitbauer. Obwohl etwa Antalya 750 Kilometer von Istanbul entfernt sei und die Hoteliers in Sicherheit (etwa Videoanlagen) investieren, gebe es wenig Interesse an der Türkei. Städtereisen in die Hauptstadt würden gar nicht mehr aktiv angeboten werden.

Der Geschäftsführer von Rewe-Reisen, Martin Fast, berichtet Ähnliches. "Bei uns hat es noch nie einen so starken Einbruch bei den Buchungen in die Türkei gegeben wie jetzt." Dabei habe es nach den Anschlägen in Istanbul wieder vermehrt Anfragen gegeben. Der Putsch habe dies aber wieder zunichte gemacht. "Die Preise sind im Keller. So billig wird ein Türkei-Urlaub nie mehr zu haben sein." Die Hoteliers würden nicht mehr ans Geldverdienen denken, sondern nur versuchen, die Fixkosten abzudecken. Einige Hotels hätten überhaupt bereits für diese Saison geschlossen.

Bei TUI sieht man die aktuelle Lage ähnlich. "Es ist ein schwieriges Jahr für die Türkei. Derzeit herrscht Buchungszurückhaltung", sagt Sprecherin Kathrin Limpel.Deshalb habe der Konzern frühzeitig Kapazitäten vom östlichen in das westliche Mittelmeer verschoben und dort zusätzliche Hotelbetten eingekauft.

Wie es weitergeht

Limpel sieht für die Türkei aber noch Hoffnung. "So etwas dauert meist zwei bis drei Wochen an und wenn alles ruhig bleibt, kommen die Buchungen wieder." Das habe sich auch vor dem Putschversuch und nach dem Anschlag am Flughafen Istanbul gezeigt.

Etwas zurückhaltender ist man bei Rewe-Reisen. "Es liegt an den Verantwortlichen in der Türkei, die Lage zu korrigieren." Er glaube aber nicht an einen langfristigen Durchhänger wie in Ägypten und Tunesien. Dennoch müsse man bei der Planung für die Kontingente für 2017 aufpassen.

Skeptisch ist hingegen Reitbauer. "Die Vorzeichen stehen schlecht." Und viel billiger werde es nicht mehr, die Preise seien schon um 30 bis 50 Prozent gesunken. Zudem gelten wieder die üblichen Stornoregelungen für Türkei-Reisen, da es keine Reisewarnung gibt.

Unterm Strich fiel bei Ruefa-Reisen die Türkei von Rang zwei im Vorjahr auf Rang sechs der umsatzstärksten Sommer-Urlaubsländer. Gewinner der Türkei-Krise sind Spanien (plus sieben Prozent), Kroatien (plus 8,5 Prozent), Portugal (plus 35 Prozent) und Bulgarien (plus 69 Prozent). Spanien (17 Prozent Umsatzanteil) liegt nun knapp vor Griechenland, mit Abstand folgen Italien, USA und Kroatien.

Spanien erlebt zurzeit eine Rekordzahl an ausländischen Besuchern. Im ersten Halbjahr waren es 32,8 Millionen, um 11,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

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