In der Türkei geht die Post ab

Türkische Mitarbeiter: "Österreichische Post geh fort"
Mitarbeiter der türkischen Post-Tochter Aras demonstrierten gegen den österreichischen Miteigentümer.

Der Streit zwischen der heimischen Post und den Mehrheitseigentümern ihrer türkischen Beteiligung Aras eskaliert. Als Post-Chef Georg Pölzl am Dienstag zu einer Aufsichtsratssitzung in Istanbul anreiste, wurde er von demonstrierenden Aras-Mitarbeitern per Transparent unmissverständlich zum Gehen aufgefordert. "Austrian Post geh fort" war auf Türkisch zu lesen. An der Sitzung selbst durften dann nur die Board-Mitglieder teilnehmen, Berater und Anwälte wurden hinauskomplimentiert.

Pölzl selbst spielt den Eklat herunter: "Man hat versucht, Stimmung gegen uns zu machen. Aber die sogenannte Demonstration war schnell wieder aufgelöst, wegen des Ausnahmezustandes gilt ein Versammlungsverbot in der Türkei." In der Sitzung selbst seien dann wie geplant die Beschlüsse zur Vorbereitung der Generalversammlung am kommenden Freitag gefasst worden.

Mehrheit oder Rückzug

Grund für den Streit ist die ursprünglich geplante Übernahme der Mehrheit am Familienunternehmen durch die Post. Als die Post 2013 mit 25 Prozent einstieg, hatte sie eine Option auf weitere 50 Prozent ausgehandelt, die jetzt fällig wurde. Der Kaufpreis – für die ersten 25 Prozent hatte die Post 50 Millionen Euro gezahlt – sollte rund 120 Millionen ausmachen.

Doch die türkischen Aktionäre wehren sich gegen die Abgabe der Mehrheit, sie wollen die Post wieder aus dem Unternehmen hinauskaufen. Vor allem Evrim Aras, Firmenchefin und Großaktionärin mit 26,9 Prozent, will die Post rauswerfen. Sie wirft der Post vor, dass sie nicht fähig sei, ein großes Unternehmen wie Aras zu führen. Detail am Rande: Die Post setzt mit 2,4 Milliarden Euro etwa zehn Mal so viel um wie der türkische Paketdienst.

Außerdem seien – wirft Frau Aras der Post weiters vor – die Investitionen nicht so hoch gewesen wie vereinbart. Was Pölzl vehement bestreitet: "Wir investieren und werden auch weiter investieren. Wir bauen zum Beispiel den größten Hub (Verteilzentrum, Anm.), den das Unternehmen je hatte."

Streit um den Preis

Der wahre Grund für den Streit dürfte der Kaufpreis sein. Dieser wurde auf Basis des Betriebsergebnisses (Ebitda) des Jahres 2015 vereinbart. Das Ergebnis fiel aus türkischer Sicht allerdings deutlich niedriger aus als ursprünglich erwartet: Umgerechnet blieben statt 45 Millionen Euro nur knapp 26 Millionen übrig. In Verhandlungen konnten sich die Post und die Familie Aras bis Ende Mai nicht auf einen Kompromiss einigen.

Dass Teile der Familie auf Seiten der Post stehen, dürfte Pölzl wenig helfen. Nach internationalen Usancen ist die Annahme oder die Ablehnung der Übernahme offenbar an die Zustimmung aller Aktionäre gebunden.

Wie es weitergeht, ist vorerst offen. Die Post will jedenfalls auf der Mehrheit beharren. Pölzl: "Wir haben einen aufrechten Vertrag und wir halten uns an Verträge." Sollte es keine Einigung geben, muss ein Schiedsgericht in Genf darüber entscheiden. Der Nachteil eines solchen Schiedsspruchs: Bis zu einer Entscheidung können ein oder zwei Jahre vergehen. Selbst wenn die Entscheidung zugunsten der Post ausfällt, gehört Aras noch immer nicht der Post. Denn das Urteil muss in der Türkei erst durchgesetzt werden.

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