Draghi hat auch Börse Wien gerettet

epa03483330 Mario Draghi, President of the European Central Bank (ECB), attends the European Banking Congress in Frankfurt Main, Germany, 23 November 2012. The congress is a forum of the financial industry. EPA/Boris Roessler
2013 soll es weitere Kursgewinne geben, sagen die Analysten voraus.

Und glauben Sie mir, das wird reichen.“ Mit diesem Satz hat Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), das Börsenjahr 2012 mehr als gerettet. Die EZB werde alles tun, um den Euro zu erhalten, betonte er am 26. Juli. Davor hatte die Staatsschuldenkrise die Aktienkurse monatelang nach unten gedrückt. Aus Angst vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone und einem Absturz der Wirtschaft warfen Anleger ihre Aktien auf den Markt. Allein der Wille der EZB, notfalls viele, viele Milliarden für den Kauf von Anleihen angeschlagener Staaten auszugeben, reichte, für ein rasches Umdenken.

Auf die Talfahrt bis zum Sommer folgte eine beachtliche Bergfahrt. Die Jahresbilanz: Der Wiener Leitindex ATX für die 20 wichtigsten Unternehmen an der Börse kletterte um 27,8 Prozent. Rechnet man die Dividenden der ATX-Unternehmen dazu, erhöht sich das Plus auf 32 Prozent. Der Frankfurter DAX (in dem die Dividenden enthalten sind) schaffte mit 29,8 Prozent beinahe ebenso viel.

Allerdings haben etliche Börsen damit noch nicht die Verluste aus dem Jahr 2011 aufgeholt. Zur Erinnerung: Der ATX war im Vorjahr um fast 35 Prozent abgerutscht, an der Athener Börse war es um mehr als 54 Prozent nach unten gegangen.

Draghi hat auch Börse Wien gerettet

Ausreißer

Venezuela ist einmal mehr der positive, Zypern der negative Ausreißer. Nach fulminanten Gewinnen schon 2011 liegt Venezuela auch heuer unerreichbar an der Spitze der globalen Börsen. Die Anleger setzen hier darauf, dass sich die Wirtschaft weiter gut entwickelt und es zu keinen weiteren Verstaatlichungen kommt. Zypern dagegen „hängt am seidenen Faden“, sagt Helge Rechberger, Leiter der Aktienanalyse in der Raiffeisen Bank International. Das kleine Euroland braucht dringend Finanzhilfe, die Verhandlungen mit den Europartnern und dem Internationalen Währungsfonds schleppen sich allerdings dahin.

13 muss nicht unbedingt eine Unglückszahl sein. So könnte man die Prognosen der Börsenprofis für das Jahr 2013 zusammenfassen. Beinahe durch die Bank gehen die Analysten davon aus, dass die Kursniveaus an den wichtigsten Börsen um zehn bis fünfzehn Prozent steigen werden. „Wien könnte vielleicht sogar eine Spur besser sein“, bleibt Rechberger optimistisch. Seine Begründung: Das Engagement vieler heimischer Konzerne in Osteuropa wurde von vielen Anlegern bis vor Kurzem als Risiko betrachtet. Jetzt rücken die Chancen im Osten wieder mehr in den Vordergrund.

Ein erholsames Börsenjahr wird 2013 dennoch nicht. Gleich zu Beginn werden die beinhart geführten Verhandlungen um Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in den USA (Stichwort „Fiscal Cliff“) für Unruhe und Kursverluste sorgen. Die Schuldenkrise in der Eurozone ist noch lange nicht ausgestanden und wird immer wieder zu Kursrücksetzern führen. Ab Jahresmitte sollte die Erholung der globalen Konjunktur aber für gutes Börsenwetter sorgen.

Die Reaktion der Finanzmärkte auf bestimmte Konstellationen in der Vergangenheit analysieren und daraus auf die Zukunft schließen – das ist die „Arbeit“ von Börsenastrologen. Für den österreichischen Wirtschafts- und Börsenastrologen Manfred Zimmel wird 2013 ein ganz schlechtes Aktienjahr. Bis Mai werden sich die Kurse um das jetzige Niveau bewegen, dann allerdings folgen Verluste. „Arg wird es ab Sommer sein“, sagt Zimmel. 2012 war für ihn „die Ruhe vor dem Sturm“. 2015 und 2018/19 zeichnen sich zwar Kursgewinne ab. Insgesamt sagt Zimmel aber „zehn magere Jahre“ voraus. Anleger müssten sehr aktive Trader sein, um von den heftigen Schaukelbewegungen an den Börsen profitieren zu können. „Da kann man sicher verdienen wie noch nie, aber auch verlieren“, so der Börsenastrologe.

Auch für die globale Konjunktur stehen die Sterne ganz schlecht. In zehn Jahren, so Zimmel, werde die Wirtschaftsleistung um mindestens dreißig Prozent unter der jetzigen liegen. „Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben.“ Erst in der Phase 2020 bis 2023 „drehen fast alle Modelle wieder nach oben“.

Das Börsenjahr 2012 dürfte wie Balsam auf die Seele der Aktienanalysten, die häufig wegen ihrer Fehlprognosen gescholten werden, wirken: Denn sie lagen mit ihren Schätzungen dieses Mal relativ gut.

Ein wenig zu vorsichtig waren sie zwar nach dem Börsendesaster 2011. In diesem Jahr brach der Wiener ATX um fast 35 Prozent ein. Aber immerhin haben sowohl die Experten der Erste Group als auch jene der Raiffeisen Centrobank ein zweistelliges Plus beim ATX vorhergesagt. Und zweistellig ist das Plus ja auch geworden.

Die jetzige Börsen-Chefin Birgit Kuras hat vor einem Jahr – damals noch als Chefanalystin der RCB – für das Jahresende 2012 einen ATX-Stand von 2200 Punkte vorhergesagt. Geworden sind es nun allerdings 2400 Punkte. Anleger werden ihr daher nicht böse sein, der Trend stimmte ja. Auch Fritz Mostböck, Chefanalyst der Erste Group, hat nicht gewagt, ein „brüllendes Aktienjahr 2012“ vorherzusagen. Ein zweistelliges Kursplus für die Wiener Börse sah er aber als wahrscheinlich an.

Dass Glück und Zufall bei den Prognosen mitspielen, zeigen Experimente mit Affen. Eine US-Zeitung hat über Jahre den Affen Adam Monk jeweils im Jänner fünf Aktien auswählen lassen. In den meisten Jahren hat Monks Auswahl den US-Börsenindex übertroffen.

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