Autos: Die sieben größten Rückruf-Aktionen

Takata ruft Airbags zurück wegen Sicherheitsmängeln.
Fehlerhafte Airbags von Takata sollen Audi, BMW und Mercedes eine gute Milliarde Euro Gewinn gekostet haben.

Hört man von groß angelegten Rückrufen von Kraftfahrzeugen, so denkt man derzeit automatisch an Volkswagen und die Diesel-Abgasaffäre. Fakt ist: Die Wolfsburger müssen weltweit elf Millionen Auto zwecks Umrüstung in die Werkstätten holen. Doch der Rückruf des VW-Konzerns ist längst nicht der größte Fall.

„Es ist immer noch der Nachhall des größten Rückruf-Debakels der weltweiten Autoindustrie zu spüren: deutlich mehr als 100 Millionen fehlerhaften Airbags des japanischen Zulieferers Takata“, meint Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen und Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. „Allein in Deutschland mussten im ersten Halbjahr 2016 mehr als 150.000 Fahrzeuge wegen Airbag-Problemen in den Werkstätten gerufen werden. Insbesondere Honda hatte im ersten Halbjahr 2016 in Deutschland unter defekten Takata-Airbags zu leiden.“

Das Takata-Dilemma ist laut dem Universitätsprofessor mittlerweile auch bei den Gewinnen der deutschen Autobauer zu spüren. „So fielen im zweiten Quartal 2016 bei Mercedes-Benz Cars 400 Millionen Euro und bei den Transportern Mercedes Vans 59 Millionen Euro an Sonderbelastungen durch Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Takata-Airbag Rückruf-Debakel an“, weiß Dudenöffer. „ Statt 8,4-Prozent EBIT-Marge konnte Mercedes Car wegen des Takata-Debakels nur 6,4 Prozent EBIT-Marge im zweiten Quartal 2016 ausweisen.“ Die BMW AG hatte im zweiten Quartal zusätzliche Rückstellungen von 472 Millionen Euro gebildet, überwiegend aufgrund des Takata-Debakels. Audi hatte im ersten Halbjahr 2016 zusätzliche Rückstellungen wegen des Takata-Rückrufs von 133 Millionen Euro gebildet, führt der Experte weiter aus.

300 Prozent Rückruf-Quote in den USA

„Damit hat das Airbag-Problem die drei deutschen Premiumhersteller im ersten Halbjahr 2016 gut eine Milliarde Euro an Gewinnen gekostet“, stellt Dudenhöffer fest. Alleine in den USA wurden im Vorjahr aufgrund des Takata-Mega-Gaus mehr als 51 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen. Im selben Zeitraum wurden 17,5 Millionen Neuwagen in der Vereinigten Staaten verkauft.

„Damit hatte die Rückrufquote in USA im Jahr 2015 ein trauriges ‚ever high‘ von mehr als 300 Prozent erreicht“, erklärt Dudenhöffer. „Es wurden also mehr als dreimal so viele Autos zurückgerufen wie neue verkauft. Nicht gerade das gesündeste Verhältnis für die Unternehmensgewinne.“ Nachsatz: „Darüber hinaus hatte im Mai 2016 die US-Straßensicherheitsbehörde NTHSA mitgeteilt, dass nur in den USA Takata nochmals zusätzliche 35 bis 40 Millionen fehlerhafte Airbags austauschen muss.“

Die Abarbeitung der Rückrufe erfolge in USA nach Klimazonen und dauert bis Ende des Jahres 2019. Das gab es bisher in der Geschichte der Autoindustrie nicht, dass Produktmängel erst in vier Jahren nach Bekanntwerden abgearbeitet wurden.

Die sieben großen Rückrufe

1. Takata-Airbags. weitere 35 bis 40 Millionen fehlerhafte Airbags,

2. VW-Schummeldiesel: 11 Millionen Fahrzeuge, Stickoxide

3. Toyota: 3,4 Millionen Fahrzeuge; Grund: Tankproblem und Airbags,

4. FiatChrysler: 2,1 Millionen Fahrzeuge; Gründe: Elektronikproblem, Kupplungsproblem und Automatik-Problem,

5. General Motors: 1 Million Pick-ups; Grund: Gurtprobleme,

6. Ford: 840.000 Fahrzeuge; Grund: defekte Türschlösser,

7. VW-Konzern: 800.000 SUV; Porsche und VW; Grund: Pedalprobleme.

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