Abgas-Skandal: Möglicher NOVA-Betrug steht im Raum

Nicht nur VW hat Probleme mit den Abgaswerten, sondern auch viele Mitbewerber
Bei deutlich höheren CO2-Abweichungen müssten Autobesitzer eigentlich mehr NOVA bezahlen bzw. nachzahlen.

Der Abgas-Skandal in der Autoindustrie weitet sich nun zu einem weltweiten Flächenbrand aus. Nachdem im Herbst 2015 aufflog, dass bei elf Millionen Pkw des VW-Konzerns und seiner Marken Audi, Seat, Skoda, Porsche, und Volkswagen der Stickoxid-Ausstoß bei Abgas-Tests mit einer Betrugssoftware manipuliert wird, kamen mit der Zeit auch andere Hersteller wie Fiat, Renault und Opel in den Geruch der Trickserei und in eine gewisse Erklärungsnot. Doch außer VW weisen alle anderen Hersteller die Vorwürfe zurück.

Nach Angaben des Nachrichtenmagazins Spiegel hat das deutsche Verkehrsministerium bereits verschiedene Pkw überprüft und bei 30 von 53 geprüften Modellen "auffällig hohe CO2-Werte gemessen". Das Kraftfahrtbundesamt sei mit weiteren Prüfungen beauftragt, es werde einen umfassenden und transparenten Bericht geben, sagte eine Sprecherin am Freitag in Berlin. Das heißt, dass diese Fahrzeuge im Ausmaß dieser überhöhten Werte auch mehr Treibstoff verbrauchen. Die offiziellen Angaben im Zulassungsschein sind damit anscheinend Makulatur. Einzelne Fahrzeug-Typen wurden diesmal nicht genannt.

Erhöhte Treibhausgase

Bei den Messungen war es ursprünglich um das gesundheitsschädliche Stickoxid (NOx) gegangen. Es ergaben sich aber auch Auffälligkeiten beim klimaschädlichen Treibhausgas CO2. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte die Untersuchungen im Zuge der Affäre um manipulierte Abgaswerte bei VW in Auftrag gegeben. Veröffentlicht wurden bisher aber nur die gemessenen Stickoxid-Werte. Daraufhin hatten verschiedene Autobauer einen freiwilligen Rückruf angekündigt. Die deutsche Umwelthilfe hatte zuletzt die Opel-Modelle Astra und Zafira mit massiv überhöhten Werten an den Pranger gestellt. Opel dementierte heftig.

Falsche Berechnung?

Eine Manipulation der CO2-Werte könnte auch zu einem Steuerbetrug führen. In Österreich wird beim Auto-Neukauf die Normverbrauchsabgabe (NOVA) fällig. Sie wird nach dem CO2-Ausstoß berechnet, der bei der Typisierung des Fahrzeugs gemessen wurde.

"Eine Abweichung von bis zu zehn Prozent wird in der Gerichtspraxis üblicherweise toleriert", sagt Professor Bernhard Geringer, der Fahrzeug-Experte der TU Wien, zum KURIER. "Wenn aber von deutlich höheren CO2-Abweichungen wie in Deutschland die Rede ist, von 16 Prozent und mehr, müsste der Autobesitzer eigentlich mehr NOVA bezahlen." Diese werden sich im Ernstfall aber an den Auto-Herstellern bzw. -Händlern schadlos halten. Oder anders gesagt: Die Hersteller wie Volkswagen werden mit dem österreichischen FInanzministerium wohl eine Lösung suchen müssen. Aber das ist eine andere Geschichte.

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