Wie schädlich ist das Sitzen mit überkreuzten Beinen?

Um die Auswirkungen des Sitzens mit überschlagenen Beinen ranken sich viele Mythen.
Ist das Sitzen mit überschlagenen Beinen bedenklich oder nicht? Wir haben mit einem Experten über mögliche Gesundheitsrisiken gesprochen.

Das Sitzen mit überkreuzten Beinen ist vor allem unter Frauen weitverbreitet. Was als Automatismus in unserem Alltag existiert, wird in Expertenkreisen kontrovers diskutiert.

Wenn die "Beine einschlafen"

Zunächst gilt es zu klären, was genau im Körper passiert, wenn man über einen längeren Zeitraum mit überschlagenen Beinen sitzt. "Bei längerem Anhalten in dieser Position kann aufgrund von Kompression und Druck auf den Wadenbeinnerv (Nervus peroneus) ein Taubheitsgefühl beziehungsweise Kribbeln entstehen. Im Normalfall wechseln wir reflektorisch unsere Sitzposition und bewegen unsere Beine", so Dr. Babak Adib, Facharzt für Dermatologie und Venerologie in Wien.

Einige Studien belegen unterdessen, dass das Überschlagen der Beine zu erhöhtem Blutdruck führen kann. Dr. Adib kann dies zwar bestätigen, gibt jedoch gleichsam Entwarnung: "Hierbei handelt es sich um einen temporären Anstieg ohne Schaden für den restlichen Körper bzw. die Organe", so der Dermatologe. Bei entsprechender Vorbelastung könne das Überkreuzen der Beine und die dadurch entstehende Behinderung des Blutflusses jedoch das Risiko eine Thrombose zu bekommen erhöhen.

Steigt das Risiko für Krampfadern?

Auch die Meinung, dass das Überkreuzen der Beine die Entstehung von Krampfadern begünstigt, hält sich nach wie vor hartnäckig. Ein großer Irrglaube, wie der Mediziner erklärt: "Das Überkreuzen der Beine hat mit der Entstehung von Krampfadern kaum zu tun. Langes Sitzen und Stehen jedoch schon", so Adib. Auch Hormonpräparate mit hoher Östrogen-Konzentration (Pille), Übergewicht, Bewegungsmangel und vor allem die genetische Disposition spielen dem Experten zufolge jedoch eine große Rolle bei der Entstehung von Krampfadern.

Behandeln - ja, aber wie?

Sind die Krampfadern erst einmal da, ist guter Rat teuer. Behandlungsoptionen gibt es Adib zufolge reichlich: "Ganz oben steht eine genaue Diagnostik mittels Duplex-Sonographie vor jeder Behandlung. Eine sehr effektive Methode ist die Kompressionstherapie (Verbände oder Kompressionsstrümpfe). Weiters gibt es Verödungsmittel, welches in die Vene gespritzt wird, um eine künstliche Entzündung zu produzieren. Je nach Indikation können Operationen mittels Laser, Radiofrequenz oder klassisch (sogenannte Stripping - OP) eingesetzt werden."

Auch wenn Krampfadern für viele Menschen in erster Linie ein optisches Problem darstellen, empfiehlt Adib in jedem Fall eine Behandlung. "Es wird empfohlen Krampfadern immer zu behandeln, da sie zu Ekzemen, Venenentzündungen und bei fortgeschritteneren Stadien zu Beingeschwüren (Ulcus) sowie Spontanblutungen führen können", so der Experte.

Dr.med.univ. Babak Adib ist Facharzt für Dermatologie und Venerologie. Weitere Informationen finden Sie hier.

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