Müller-Festspiele am Feiertag

Deutschland fertigte Portugal mit 4:0 ab, Bayern-Stürmer Müller erzielte drei Tore.

Es war ein Freuden- und Feiertag auf allen Linien. Die Bild-Zeitung hatte diesen 16. Juni kurzerhand sogar als Tag der Deutschen ausgerufen, angesichts der vielen Momente des Glücks in Schwarz-Rot-Gold. Aus Grenoble kam die positive Kunde, dass Michael Schumacher nach fast einem halben Jahr aus dem Koma erwacht ist; in Übersee hatte der deutsche Golfer Martin Kaymer die prestigeträchtigen US Open gewonnen.

Bei so vielen Jubelmeldungen blieb der deutschen Fußballnationalmannschaft gar nichts anderes übrig, als einen furiosen Start in diese WM hinzulegen. Portugal, auf dem Papier der stärkste Gruppengegner, die Nummer vier der Weltrangliste, das Team rund um Weltfußballer Cristiano Ronaldo und zwei weitere Champions-League-Sieger (Pepe, Coentrão), wurde zum Auftakt schnell einmal mit 4:0 abgefertigt.

Allzweckwaffe

Und verstummt sein dürften wieder die Nörgler, die in der – zugegeben turbulenten – Vorbereitung nur mehr von "Jogis Chaos-Camp" sprachen, besänftigt sein dürften vorerst die Kritiker, die sich darüber beschwerten, dass Bundestrainer Löw nur einen klassischen Mittelstürmer (Klose) mit nach Brasilien genommen hat. Aber wer braucht schon einen Strafraumstürmer alter Prägung, wenn er eine Allzweckwaffe wie Thomas Müller in seinen Reihen hat?

Aussetzer

Der Offensiv-Allrounder aus dem Fundus des FC Bayern schloss nahtlos an seine herausragenden Leistungen bei der WM 2010 an, als er sich als Jungspund die Torjägerkrone gesichert hatte. Müllers beeindruckende Ausbeute nach den ersten 90 Minuten: ein souveränes Elfmetertor zur 1:0-Führung (12.), ein Treffer zum 3:0 in bester Strafraumstürmer-Manier (45.), dazu ein Abstaubertor nach der Pause (78.), und dann hatte Thomas Müller auch noch den portugiesischen Kampfhahn Pepe auf seiner Abschussliste – der impulsive Abwehrchef der Portugiesen, der immer für einen Aussetzer gut ist, flog früh vom Feld, nachdem er dem Deutschen einen Kopfstoß verpasst hatte (37.).

Zu diesem Zeitpunkt war die deutsche Nationalmannschaft schon längst auf die Siegerstraße eingebogen, und der Frust der portugiesischen Spieler war an ihrem Mienenspiel und an ihren Aktionen deutlich erkennbar. Verteidiger Hummels, der später mit einer Verletzung vom Feld musste, hatte nach einem Corner per Kopf das 2:0 erzielt (32.) und draußen in der deutschen Coaching Zone für baffes Erstaunen gesorgt. Standardsituationen gehörten in der Ära von Bundestrainer Joachim Löw bislang nicht zu den Vorzügen dieser deutschen Nationalmannschaft.

Abseitsstellung

Und Cristiano Ronaldo? Der erste Auftritt des besten Fußballers der Welt war kein Bewerbungsschreiben für den Titel "bester Spieler der WM". Ein Ferserl zu Beginn, ein Freistoß im Finish, dazwischen viel Hadern und Jammern – die zentrale Figur im Spiel der Portugiesen hatte die wenigsten Ballkontakte seiner Mannschaft und wurde von seinem Bodyguard Jérôme Boateng ohne Fehl und Tadel bewacht.

Mit dem 0:4 war die Nummer vier der Welt schlussendlich noch gut bedient. Die Deutschen hätten mit etwas mehr Effizienz sogar dem WM-Auftakt nach Übermaß von 2002 nacheifern können. Damals war das DFB-Team mit einem 8:0 gegen Saudi-Arabien ins Turnier gestartet – und hatte später letztmals ein WM-Endspiel erreicht. Ähnlich weit könnte es nun auch in Brasilien gehen.

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Thomas Müller (Deutschland-Stürmer, 3 Tore): "Drei Tore im Auftaktspiel ist natürlich etwas Herrliches. Da war wieder eines schöner als das andere (lacht). Wenn man nach zwölf Minuten 1:0 führt, gibt einem das natürlich Rückendeckung. Ein 2:0 ist bei dieser Hitze dann schon ein großer Vorteil."

Zur Roten Karte von Pepe: "Ich habe die Bilder im TV noch nicht gesehen. Ich hoffe, dass es nicht blöd ausgesehen hat und ich mich gut aus der Affäre gezogen hab. Ich hab einen Schlag mit der Faust gespürt."

Philipp Lahm (Deutschland-Kapitän): "Die erste Halbzeit war brutal heiß. Heute haben wir im richtigen Moment die Tore gemacht. Wir haben gesagt, wir brauchen alle Spieler. Schön, dass wir heute mit so einem Sieg nach Hause fahren, aber wir sind noch lange nicht am Ende. Portugal ist eine Supermannschaft. Unsere Mannschaft hat heute sehr, sehr gut gearbeitet."

Paulo Bento (Portugal-Teamchef): "Wir haben schon in der ersten Halbzeit das Spiel verloren, in der zweiten Halbzeit war nichts mehr zu retten. Wir haben einiges versucht, aber das Ergebnis nur noch gehalten. Deutschland hat sehr gut gespielt. Da war nichts zu machen. Abgesehen von den ersten fünf Minuten haben wir nie in das Spiel gefunden. Ich glaube, über den Schiedsrichter sage ich lieber nichts."

Joachim Löw (Deutschland-Teamchef): "Die Mannschaft war unheimlich kompakt, die Mannschaft war ganz geschlossen, wir haben wenig Konterchancen zugelassen. Wir haben in der ersten Halbzeit nach vorn gespielt und die Chancen genutzt. In der zweiten Halbzeit war es ein anderes Spiel. Thomas hat das schon sehr, sehr gut vorne gemacht.

Er hat auch immer wieder Lücken gerissen für andere und drei Tore erzielt. Es war das Ziel, Ronaldo bei der Ballannahme zu stören. Boateng hat das klasse gemacht. Hummels hat irgendwie einen Schlag bekommen auf den Oberschenkel, er konnte dann nicht mehr sprinten. Der Muskel hat zugemacht. Ich gehe mal davon aus, dass das nicht dramatisch ist."

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