Jubiläums-Fest für die KURIER-Leser

Der KURIER ist 60 Jahre alt. Am Freitag gab es daher ein großes Fest für unsere Leser. Trotz Schnürlregens ein volles Haus und beste Stimmung im Festzelt, direkt neben dem neuen KURIER-Medienhaus in der Muthgasse. Schon der erste Gast, Walter Döller, 80, aus Wien-Favoriten, landete bei der Leser-Familie, der angereisten Prominenz und den Eigentümervertretern den ersten Lacherfolg. Auf die Frage von Chefredakteur Helmut Brandstätter, warum er seit 60 Jahren den KURIER liest, überlegte der rüstige Stammleser einige Sekunden. Um im besten Favoritner Dialekt die verbale Punktlandung hinzulegen: "Weil’s a super Zeitung ist."

Während das Publikum applaudierte, schwenkten Zeitungsmacher Brandstätter und Döller die Originalausgabe vom 18. Oktober 1954 – dem ersten Erscheinungstag des "Neuen KURIER".

Der für seine Pointen bekannte KURIER-Aufsichtsratspräsident Christian Konrad wusste das Publikum zu unterhalten. Auf die Frage der stv. Chefredakteurin Martina Salomon – "Sind Sie mit uns zufrieden?" – lächelte er: "Seit ich lesen kann." Doch ohne kritischer Fußnote wollte der frühere NÖ-Landesjägermeister auch nicht abgehen: "Manchmal gibt’s Ärger. Etwa wenn im KURIER steht, dass ein Hirsch überfahren wurde. Tatsächlich aber war es ein Rehbock. Aber was soll man machen, wenn es schon gedruckt ist?"

Helmut Brandstätter und Geschäftsführer Thomas Kralinger beleuchteten die Zukunft des KURIER-Medienhauses. Für den Chefredakteur wird sich am Beruf des Journalisten kaum etwas ändern: "Themen finden, richtig schreiben, analysieren und kommentieren. Das bleibt. Die Verbreitungsarten werden sich aber ändern. Wir befinden uns in einer Umstellungsphase." Geschäftsführer Kralinger argumentierte ähnlich: "Eine Tageszeitung zu machen, ist unsere Kerntätigkeit. Dank der hervorragenden Mannschaft sind wir für die Herausforderungen der digitalen Zukunft gerüstet." Beide betonten das soziale Engagement: "Mit den fünf KURIER-Lernhäusern bleiben wir unserer sozialen Tradition treu."

Einen amüsanten Rückblick über die KURIER-Geschichte bot die hochkarätige Runde der Ex- Chefredakteur. Darunter Hugo Portisch (1958–1967), Hubert Feichtlbauer (1973–1975), Franz Ferdinand Wolf (1988– 1993) und Christoph Kotanko (2005–2010). Der Streifzug durch Jahrzehnte der KURIER-Historie beeindruckte die Zuhörer.

Hugo Portisch versetzte die interessierten KURIER-Leser im Zelt mit einem einzigen Satz gekonnt ins Jahr 1958 zurück. Auf die Frage, "wo denn der Unterschied des Zeitungsmachens zu heute liegt", antwortete der 87-Jährige spontan: "Die größte Herausforderung war, das Blatt überhaupt erscheinen zu lassen." Und: "Hans Dichand und ich hatten eine gemeinsame Sekretärin. Trotzdem hat’s funktioniert."

Viele Promis kamen vorbei

Hubert Feichtlbauer verdanken mehrere Generationen an KURIER-Journalisten das Redakteursstatut: "Wir hatten eine kämpferische Zeit und wir hatten eine Meinung, die wir nicht aufgegeben haben. Redakteure wurden durch das Statut vor Interventionen geschützt."

Franz Ferdinand Wolf erinnerte sich an den politischen Umbruch: "Das Ende des Kalten Krieges, das Kollabieren des Kommunismus. Die Welt wurde neu geordnet. Und wir informierten unsere Nachbarn. Es gab den KURIER in Tschechisch."

In Christoph Kotankos Jahre fiel die schwarz-blaue Koalition. Kurz und bündig beschrieb er die Blattlinie: "Immer dabei sein, aber nie dazugehören."

Noch während des Applauses betrat Bundespräsident Heinz Fischer die Bühne. Martina Salomon fragte spontan: "Ärgern sie sich manchmal über Medien?" Fischer schlagfertig: "Meine Devise lautet; ärgern sollen sich andere. Aber immer gelingt es nicht." Weitere Politiker-Statements siehe folgende Seiten.

Das war der KURIER-Tag

Ein KURIER-Geburtstagfest geht nicht ohne Blattkritik. Dafür holte sich Chefredakteur Helmut Brandstätter den Kabarettisten Michael Niavarani auf die Bühne. Es entspann sich eine unterhaltsame Doppelconference.

Für viel Echo sorgte die Titelseite über Mohamed M. Der Österreicher dürfte Gründungsmitglied der Terrormiliz IS sein, recherchierte der KURIER. "Meine Familie ist damals vor den Islamisten geflüchtet", sagte Niavarani. "Diese Unmenschlichkeit hat mit Gott und Religion nichts zu tun."

Niavarani betonte auch in digitalen Zeiten die Wichtigkeit von gedruckten Zeitungen: "Es gibt noch immer sehr viele Menschen, die einen Kanarienvogel besitzen. Die sollen im Käfig auch etwas G’scheites zum Lesen haben." Brandstätter: "Mir ist jeder Leser recht."

Überrascht von der KURIER-Meldung, dass es im Oktober eine Gelsenplage gibt, ist sich Niavarani dennoch sicher: "Was im KURIER steht, stimmt alles."

Niavarani war aber nicht der einzige Ehrengast auf der Bühne. Trotz schwerer Verkühlung nahm auch Dompfarrer und KURIER-Kolumnist Toni Faber im Rampenlicht Platz. Im Gespräch mit Chefredakteur Brandstätter gab er sich entspannt: "Mich begeistert, dass ich mich nicht mehr für den Papst entschuldigen muss."

Pfarrer und Schreiber

Seit sechs Jahren schreibt der Dompfarrer vom Stephansdom jeden Sonntag im KURIER: "Ich habe immer den Redaktionsschluss eingehalten." Ganz Journalist will er aber nicht sein: "Hier besteht schon die Gefahr, etwas zu sehr an der Oberfläche zu bleiben", übt Faber Medienkritik. Als Priester sei man doch etwas näher am echten Leben der Menschen.

Lebensnah sind auch die Karikaturen von Michael Pammesberger: Auf der Bühne zeichnete er ein Porträt von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll. Wegen seiner Gesichtszüge vermisst der Zeichner freilich ein wenig den Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger. "Die Branche hat geweint, als er ging."

Die Lacher auf seiner Seite hatte auch Fußball-Legende Herbert Prohaska: "Die jungen Leute von heute verstehen ja gar nicht mehr, wie ich zu meinem Spitznamen ,Schneckerl‘ gekommen bin", verweist er auf seine mittlerweile etwas schüttere Haarpracht. "Aber ich hab den Fehler gemacht, Trainer zu werden. Und dabei fallen einem die Haare gleich büschelweise aus", erzählt er aus leidvoller Erfahrung.