Herzlose Royals: Was Diana-Scheidung verändert hat

Vor 20 Jahren stürzte Charles Scheidung von Diana das britische Königshaus in eine tiefe Imagekrise.

Prinz Charles lächelt milde, wann immer er öffentlich auftritt, ebenso Ehefrau Camilla. Der britische Thronfolger ist mittlerweile 67, die Haare sind ein wenig schütter geworden. Camilla ist 69, auch sie ist nicht alterslos. Als Paar wirken sie entspannt, locker. Es schaut aus, als seien sie angekommen - die schweren Zeiten haben sie hinter sich gelassen.

Diana und Charles führten "Ehe zu dirtt"

Derzeit machen die beiden Urlaub, wahrscheinlich in Schottland, der Palast will das aber nicht verraten. Ob Charles an die dunklen Zeiten zurückdenkt? Sein Ehedrama mit Prinzessin Diana hatte die britische Monarchie in eine der schwersten Krisen der Moderne gestürzt. Am 28. August 1996 wurde das Traumpaar geschieden - die ganz große Katastrophe sollte erst noch kommen.

Blick zurück: Hässlich, brutal und reichlich geschmacklos war der Ehekrieg seinerzeit - dank der britischen Yellow Press wurde er zum globalen Medienevent. Da gab es freimütige Interviews über Ehebruch mit einem Reitlehrer, abgehörte Telefongespräche, von "Camilla-Gate" war die Rede, von einer jahrelangen heimlichen Affäre des Thronfolgers. Die Kreuzfrage dieser Tage war: Kann so jemand König werden?

In einem legendären Fernsehinterview Ende 1995 sagte "Lady Di", mehr gehaucht als gesprochen, über Camilla: "Sie war die dritte in der Ehe, und es wurde ein wenig eng."

Herzlose Royals: Was Diana-Scheidung verändert hat
epa02798193 (FILE) A file picture dated 24 February 1981 shows Charles, Prince of Wales, (L) and his then fiance Lady Diana Spencer on the day their engagement was announced in the gardens of Buckingham Palace, in London, Britain. Diana, who died alongs side Dodi Al-Fayed in a car accident in Paris on 31 August 1997, would have celabrated her 50th birthday on 01 July 2011. EPA/STR ***UK OUT*** *** Local Caption *** 00000402451786

Aber es ging nicht nur um Camilla Parker Bowles, die Jugend- und Dauerliebe des Prinzen, den ganzen Palast nahm die junge, schöne Diana in die Kritik: "Kalt, schwach, egozentrisch und herzlos", sei das Königshaus - der Satz sollte lange nachwirken.

Doch Diana, damals 34, setzte noch eins drauf, geschickt brachte sie ihre beiden "Boys" ins Spiel, William und Harry, 13 und elf Jahre alt waren die beiden damals, ein Alter - und dennoch, plötzlich stand die Frage im Raum, ob die beiden nicht die besseren Könige wären als ihr Vater.

Queen riet Charles zur Scheidung

Damit war die Ehekrise zur Krise der Monarchie geworden. Queen Elizabeth II., bisher Zuschauerin des Dramas, wurde aktiv - sie soll es gewesen sein, die dem Sohn zur Scheidung riet. 15 Jahre dauerte die Ehe.

Herzlose Royals: Was Diana-Scheidung verändert hat

Mit wachsender Skepsis, ja Ablehnung begegneten die Briten ihrer Monarchie. Bereits 1997, noch vor dem tragischen Unfalltod Dianas in Paris, hielten laut einer Umfrage des "Guardian" nur noch 48 Prozent die Monarchie für unverzichtbar - zehn Jahre zuvor seien es 77 Prozent gewesen.

Großes Drama nach vielen Krisen

Doch es sollte schlimmer kommen. Im Nachhinein erscheinen Ehekrach, Rosenkrieg und Scheidung eher als Vorspiel des wahren Dramas: Es ist Ende August 1997, es ist dunkle Nacht in Paris, die schöne Diana und der Playboy Dodi Al-Fayed rasen den Paparazzi davon. Immer schneller beschleunigt der Wagen mit dem Paar, die Paparazzi jagen auf Motorrädern hinterher.

Die Fahrt wird zur Todesfahrt, der Tod der Prinzessin erschüttert die Briten. Die ganze Welt schaut auf das Blumenmeer, das vor dem Buckingham-Palast heranwächst. Die Briten galten als Menschen, die Gefühle eher verbergen - jetzt nicht mehr.

Kritik am Palast

Das Volk, es liebt die "Königin der Herzen". Nur die Queen, Charles und das Königshaus bleiben erschreckend steif und wortlos, als ob sie das ganze Getue vor dem Palast nichts anginge. Die Briten sind entsetzt - die halbe Welt ist entsetzt. Ein Königshaus, das kalt ist, gefühllos - das will man ebenso wenig wie einen geschiedenen König. Erst zwanzig Jahre nach Dianas Tod soll Elizabeth II Reue gezeigt haben (

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).

Und heute, die Zeit heilt alle Wunden? "Es ist die verbreitete Meinung, dass eine Mätresse ebenso wenig Königin werden könnte, wie ein Wilddieb zum Wildhüter", ätzte der "Telegraph" in jenen dunklen Jahren. Solche Töne gibt es nicht mehr.

Herzlose Royals: Was Diana-Scheidung verändert hat
Britain Horse Racing - Royal Ascot - Ascot Racecourse - 15/6/16 Britain's Prince Charles and Camilla, Duchess of Cornwall as they arrive Action Images via Reuters / Andrew Boyers Livepic EDITORIAL USE ONLY.

Charles, der ewige Thronfolger, hat sich längst vom damaligen Negativ-Image erholt, hat seine Jugendliebe geheiratet, die Briten haben das akzeptiert. In der Beliebtheitsskala rangiert der Prinz von Wales zwar hinter seinem

Sohn William.
Doch die Stimmen, er solle auf den Thron verzichten, verstummen immer mehr.

Camilla wäre an Charles' Seite, wenn er König wird. Allerdings: Sie würde wohl nicht Königsgemahlin (Queen consort) genannt werden, signalisierte der Palast schon mal im Voraus - sondern lediglich "Prinzgemahlin" (Prince consort).

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