Österreichische Trainer helfen Gegnern

Österreichische Trainer helfen Gegnern
Skispringen: Die ÖSV-Adler kämpfen gegen neue, von heimischen Trainern beflügelte, Konkurrenz.

Die Schadenfreude ließ nicht lange auf sich warten. Wer ständig auf Wolke sieben schwebt, der fällt ganz besonders hart. Von einem Totalabsturz war nach dem schwachen Auftritt der erfolgsverwöhnten ÖSV-Skispringer in Willingen (nur drei Athleten in den Top 30, dazu das Gelbe Trikot verloren) die Rede, ausländische Kommentatoren machten sich gar über die Pleite-Adler lustig. "Viele haben offenbar nur darauf gewartet", meint Alexander Pointner, "aber das zeigt mir nur, in welchen Sphären wir eigentlich unterwegs sind."

Vertrauensfrage

Der österreichische Cheftrainer verzichtet vor dem Springen am Mittwoch in Klingenthal (17.55 Uhr, live in ORFeins, Eurosport) auf harsche Manöverkritik. Stattdessen mahnt er angesichts des leichten Gegenwindes zur Ruhe. "Wir dürfen uns jetzt nicht von außen narrisch machen lassen", sagt Pointner, "es gibt überhaupt keinen Grund, das Vertrauen in die Dinge die funktionieren, über Bord zu werfen. Wir haben das Skispringen nicht verlernt."

Verlernt nicht, aber Leichtigkeit und Dominanz vergangener Winter sind ein wenig verloren gegangen. Zum einen, weil hinter den Großen drei, Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern, Andreas Kofler, eine Lücke klafft – die Loitzls, Zauners und Fettners sind allesamt nur Flugbegleiter und springen hinterher – zum anderen, weil die Konkurrenz Sprung für Sprung aufgeholt hat. Auch und vor allem dank kräftiger österreichischer Mithilfe.

Aufwind

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So ist für den Aufwind im norwegischen Team, das mit Anders Bardal den Weltcup-Leader stellt und zuletzt zwei Mal im Mannschaftsbewerb die ÖSV-Springer überflügelte, ebenso ein Österreicher (Alexander Stöckl) verantwortlich wie für das Zwischen-Hoch in Deutschland (Werner Schuster) mit den Siegspringern Richard Freitag und Severin Freund.

Die Serienerfolge der letzten Jahre haben Österreichs Betreuer im Ausland begehrt gemacht. Waren vor zehn Jahren im Springerzirkus noch die finnischen Coaches en vogue, so gilt mittlerweile die rot-weiß-rote Trainerschule als Maßstab. "Das ist einerseits eine Auszeichnung für unsere ausgezeichnete Arbeit", weiß Ernst Vettori, Nordischer Direktor beim Österreichischen Skiverband, "aber natürlich wandert dabei auch jede Menge Know-how ab." Sein Dilemma: "Wir haben bei uns nicht so viele Posten, dass wir alle unsere guten Trainer unterbringen."

ÖSV-Coach Pointner will derweil nicht allzu weit über seinen Adlerhorst hinausblicken. "Wir müssen uns nicht mit den anderen beschäftigen. Wir brauchen nur unsere Karten und Stärken ausspielen."

Österreichische Fluglehrer im Ausland

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Alexander Stöckl Dem Tiroler (38) gelang im Vorjahr der große Karrieresprung. Der langjährige ÖSV-Nachwuchscoach wurde Chef der norwegischen Adler.

Werner Schuster Der 42-jährige Vorarlberger brachte jahrelang den Talenten im Skigymnasium Stams das Einmaleins des Skispringens bei und gilt als Entdecker und Förderer von Gregor Schlierenzauer. Seit 2008 ist Schuster Chefcoach in Deutschland, auch sein Assistent ist ein Österreicher: Stefan Horngacher.

Richard Schallert Der Vorarlberger war mehr als zehn Jahre beim ÖSV tätig (A-, B-, C-Kader), seit dem Vorjahr hilft der 47-Jährige den Russen auf die Sprünge.

Arthur Pauli
Der ehemalige Tiroler Springer (22) leistet als Herren-Chefcoach Entwicklungshilfe in den Niederlanden.

Nik Huber
Der Steirer, der als Stützpunkttrainer Wolfgang Loitzl zum Tournee-Sieg und zu WM-Gold (2009) führte, bringt seit 2010 den norwegischen Kombinierern das Fliegen bei.

Fabian Ebenhoch
Der ehemalige Springer betreut die italienischen Damen und kümmert sich beim Nachbarn auch noch um die Kombinierer.

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