Schlierenzauer: WM-Silber aus heiterem Himmel
Gregor Schlierenzauer hat es geschafft. Er hat es jetzt endgültig geschafft, dass sich alle nur noch über ihn wundern und er zum Mysterium wird.
Über Jahre hatten seine Konkurrenten und Betreuer darüber gestaunt, mit welcher Leichtigkeit er von Sieg zu Sieg geflogen ist. In den vergangenen zwei Wintern herrschte dann das allgemeine Rätselraten, warum der Überflieger plötzlich seine Dominanz und Selbstsicherheit verloren hat. Und seit Donnerstag schütteln alle nur noch den Kopf, weil sich Schlierenzauer aus heiterem Himmel wieder in alter Stärke präsentierte und ohne Vorankündigung hinter dem Deutschen Severin Freund zur Silbermedaille auf der Großschanze flog.
Genau jener Gregor Schlierenzauer, der in dieser Saison erst zwei Mal auf dem Stockerl gelandet war. Der es in Falun auf der Normalschanze nicht einmal in die Top 20 gebracht, und im Training auf der Großschanze eine eher erbärmliche Figur abgegeben hatte. "Aber wenn es einer schaffen kann, über Nacht wieder zum Siegspringer zu werden, dann ich", hatte der 25-jährige Tiroler vor der WM bereits im KURIER-Interview gesagt.
Wertvoller Erfolg
Das mag vielleicht ein wenig überheblich klingen, aber Schlierenzauer besitzt tatsächlich die Gabe, mit wenigen Korrekturen und kleinen Änderungen beim Material wieder durchzustarten. Die Leistungsexplosion in Falun erwischte dann aber sogar Cheftrainer Heinz Kuttin auf dem falschen Fuß: "Ich bin sehr überrascht."
Schlierenzauer selbst will und kann diese Silbermedaille nicht hoch genug einschätzen. "Das ist das Höchste und war eine mentale Meisterleistung", sagte der Tiroler, "es war nicht einfach, immer positiv zu bleiben und sich nicht verrückt machen zu lassen."
Bei seinem Betreuerstab bedankte er sich für die Unterstützung und die Eselsgeduld. "Denn es ist manchmal nicht so einfach mit mir", gestand er.
In der Hitparade seiner Erfolge nimmt dieser zweite Rang einen Platz ganz vorne ein. "Erfolge, die leicht hergehen, sind nichts wert. Es muss Schweiß und viel Arbeit dahinter sein. Deshalb macht mich diese Medaille so unglaublich stolz."
Schlierenzauers Meilensteine:
Endstand: | ||||
1. | Severin Freund | GER | 134,0/135,5 | 268,7 |
2. | Gregor Schlierenzauer | AUT | 128,0/130,0 | 246,4 |
3. | Rune Velta | NOR | 126,5/128,5 | 242,9 |
4. | Peter Prevc | SLO | 134,0/125,5 | 241,8 |
5. | Stefan Kraft | AUT | 125,0/125,5 | 237,7 |
6. | Anders Bardal | NOR | 131,5/122,0 | 236,5 |
7. | Anders Fannemel | NOR | 129,0/127,0 | 233,9 |
8. | Roman Koudelka | CZE | 123,5/124,5 | 233,6 |
9. | Piotr Zyla | POL | 123,0/121,5 | 229,8 |
10. | Markus Eisenbichler | GER | 122,5/127,5 | 227,9 |
11. | Noriaki Kasai | JPN | 129,5/119,5 | 227,3 |
12. | Kamil Stoch | POL | 125,0/124,5 | 225,0 |
13. | Junshiro Kobayashi | JPN | 119,0/130,0 | 222,7 |
14. | Michael Hayböck | AUT | 125,0/119,5 | 221,0 |
15. | Richard Freitag | GER | 124,0/120,5 | 219,0 |
16. | Jan Matura | CZE | 122,5/120,0 | 215,3 |
17. | Gregor Deschwanden | SUI | 122,5/121,5 | 214,1 |
18. | Johann Andre Forfang | NOR | 118,0/127,0 | 209,7 |
19. | Janne Ahonen | FIN | 118,5/122,5 | 206,5 |
20. | Klemens Muranka | POL | 123,0/113,5 | 205,6 |
21. | Dimitri Wassiliew | RUS | 115,5/125,0 | 204,5 |
22. | Jarkko Määttä | FIN | 114,5/125,5 | 201,6 |
23. | Simon Ammann | SUI | 125,0/114,0 | 199,5 |
24. | Taku Takeuchi | JPN | 121,0/109,5 | 197,7 |
25. | Jernej Damjan | SLO | 116,5/121,0 | 197,5 |
26. | Nejc Dezman | SLO | 116,5/120,0 | 197,2 |
27. | Denis Kornilow | RUS | 116,0/117,5 | 193,7 |
28. | Daiki Ito | JPN | 119,0/111,0 | 192,1 |
29. | Dawid Kubacki | POL | 115,5/115,5 | 188,7 |
30. | Kilian Peier | SUI | 117,0/108,5 | 172,4 |
Gregor Schlierenzauer (Silber): "Das ist schon sicherlich einer der höchsten (Erfolge). Es ist im Training überhaupt nicht gelaufen und auch in der ganzen Saison noch nicht so wirklich. Es war schon auch eine Meisterleistung mental, muss ich ehrlich zugeben, weil ich habe wirklich jede Minute versucht, positiv zu denken und mir vorzustellen, dass ich heute zwei Sprünge runterklopfe. Dass es so aufgeht ist unglaublich. Muss auch Respekt und danke an die Betreuer sagen, weil es ist nicht immer so einfach mit mir. Vor allem an Matthias Hafele und Stefan Kaiser, die unglaublich gute Ski wieder gemacht haben. Ich habe relativ viel durchprobiert und sie haben mir immer das Vertrauen gegeben, dass wir es hinkriegen. Das ist wichtig für das gesamte Team. Dass es so aufgeht ist schon sehr geil.
Es war sicher auf Messers Schneide. Ich habe nichts zu verlieren gehabt, aber gewusst ich kann noch bei ein paar Schrauben drehen. Mit Heinz besprochen noch nachzujustieren, das ist voll aufgegangen. Man muss aber auch sagen, ich habe auch das nötige Glück gehabt. Es macht mich unglaublich stolz, dass ich doch noch eine Einzelmedaille holen kann."
Stefan Kraft (5.): "Ich bin natürlich nicht ganz zufrieden. Im ersten Durchgang hatte ich auch ein bisschen Pech, im zweiten habe ich alles riskiert. Hut ab vor Gregor. Man kennt ihn so, beim Wettkampf dreht sich immer etwas um in seinem Kopf."
Michael Hayböck (14.): "Der Wind war sehr wechselhaft. Der zweite Sprung ist mir vom Tisch weg eigentlich gut vorgekommen, aber ich bin dann trotzdem runtergerasselt. Wir freuen uns sehr mit dem Gregor. Er verblüfft mich ehrlich gesagt sehr, denn er hat zuletzt so wie ich gekämpft. Ich glaub, ich muss ihn fragen, wie er das gemacht hat."
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