Hirscher: "Der Skigott macht’s mir nicht leicht"

Marcel Hirscher über die Absage in Garmisch, die Reise nach Südkorea und den Kampf mit Kristoffersen.

Den Riesentorlauf hätte Marcel Hirscher an diesem Sonntag in Garmisch-Partenkirchen wohl souveräner bewältigt als den Slalom zwischen den TV-Kameras und Mikrofonen. Die Stimme des stark verkühlten Salzburgers war durch die Strapazen der letzten Tage ähnlich in Mitleidenschaft gezogen wie die Kandahar-Piste nach einer Regennacht. "Die höheren Nummern wären da arm dran gewesen", krächzte Hirscher. "Das wäre keine Werbung für den Skisport gewesen. Trotzdem wäre ich gerne gefahren. Wer weiß, ob der Riesentorlauf überhaupt nachgeholt wird."

Es ist ein harter Weltcup-Winter für Rennläufer, die sich ausschließlich dem Riesentorlauf verschrieben haben. Nachdem zuvor bereits der Klassiker in Adelboden ins Wasser gefallen war – das Rennen wird in Hinterstoder (26. Februar) nachgetragen – warten die Spezialisten nun schon seit fast eineinhalb Monaten auf ein Rennen. "Für uns ist das ärgerlich und extrem bitter", erklärt Philipp Schörghofer.

Neue Idee

Der 33-Jährige hatte seit Alta Badia (21. Dezember) keinen Weltcup-Einsatz mehr und wird deshalb mit einer revolutionären Idee bei der FIS vorstellig. "Man muss sich für die Zukunft sicher überlegen, ob man einen Riesentorlauf nicht auch mit einem Durchgang werten könnte."

Aktuell haben sie beim Weltverband freilich andere Sorgen. Nachdem der abgesagte Slalom von Levi mittlerweile ersatzlos gestrichen werden musste, soll der Garmischer Riesentorlauf nachgeholt werden. Kranjska Gora steht zur Debatte, aber auch ein weiteres Rennen auf österreichischem Boden ist nicht auszuschließen.

Das ist alles noch Schnee von übermorgen. Am Montag geht der Weltcup-Tross schon wieder auf Reisen und beschreitet dabei völliges Neuland. Vor dem Ausflug nach Südkorea, ins Skigebiet der Winterspiele 2018, herrscht allerorts Unwissenheit. Noch weiß keiner so recht, was ihn in Jeongseon erwartet, wo am kommenden Wochenende eine Abfahrt und ein Super-G auf dem Programm stehen. "Ich hab’ bisher nur ein Foto gesehen: Ein Wald, auf dem mit Linien die Pisten eingezeichnet waren", berichtet Romed Baumann.

Neue Destination

Auch Marcel Hirscher will, sofern sich seine Verkühlung nicht noch zu einer Grippe ausweiten sollte, heute nach Fernost abheben. Der Weltcup-Leader kann die allgemeine Skepsis nicht nachvollziehen. "Es wird viel besser sein, als wir uns alle das vorstellen", glaubt Hirscher.

Der 26-Jährige hatte den Weltcup in Südkorea immer auf seinem Wettkampfplan. Zum einen, weil er sich mit den Olympia-Pisten vertraut machen möchte, zum anderen, weil die Rennen in Jeongseon auch eine perfekte Einstimmung für die darauffolgenden Technikbewerbe in Japan sind. "So kann ich den Jetlag besser verarbeiten", glaubt Hirscher.

Und nicht zuletzt startet der Österreicher im Super-G in Südkorea, weil er im Duell mit Henrik Kristoffersen (NOR) um den Gesamtweltcup jeden Punkt benötigen kann. "Wenn ich mich gegen Henrik durchsetzen möchte, muss ich das über die dritte Disziplin holen", sagt Marcel Hirscher, der nach den aufregenden letzten Wochen (Skidiebstahl in Alta Badia, Drohnen-Affäre in Madonna, Kantenprobleme in Wengen, Brillentroubles in Schladming) seine bisherigen Erfolge nur noch mehr zu schätzen weiß. "Der Skigott macht es mir heuer nicht leicht, aber ich halte dagegen. Und ich kann nur wertschätzen, wie fesch es die letzten Jahre bei mir gegangen ist."

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