Jessiman hat eine Riesenfreude in Wien

Capitals-Stürmer Hugh Jessiman (li.) genießt Wien in vollen Zügen und freut sich "endlich in einer schönen Stadt zu leben."
Capitals-Stürmer Hugh Jessiman ist glücklich, in Wien spielen zu dürfen.

Steht man ihm gegenüber, dann ist es keine Überraschung, dass sich der Vorname von Hugh Jessiman nur durch ein "h" vom englischen "huge" – für "riesengroß" unterscheidet.

Der Stürmer der Vienna Capitals ist 1,98 Meter groß und bringt 105 Kilogramm auf die Waage. Auf dem Eis bewegt er sich tatsächlich wie ein Riese. "Natürlich bin ich nicht so schnell wie ein Raffi Rotter oder ein Dustin Sylvester. Aber ich kann kämpfen, den Puck gut abdecken und Räume für meine Mitspieler öffnen. Und wenn ich antauche, dann werde ich auch schneller", sagte der 30-Jährige aus New York mit einem Schmunzeln. Am Sonntag erzielte er mit einem schnellen Schuss nach einem Bully den 2:1-Siegestreffer der Vienna Capitals gegen den VSV. Auch in der Champions League hatte er in Karlstad den entscheidenden Treffer im Penaltyschießen zum 2:1 gegen Färjestad erzielt.

Der Stadtbummler

Wenn der Trainingsbetrieb wie am Montag und Dienstag zwecks Regeneration ruht, dann ist Jessiman wahrscheinlich in der Innenstadt zu finden. "Ich setze mich in die U-Bahn und fahre zum Stephansplatz. Ich liebe die Architektur in Wien. Ich gehe irgendwo Essen und genieße die Stadt." Auf die Lebensqualität in Wien ist er zu Weihnachten aufmerksam geworden. "Ein paar Spieler von Zagreb haben Weihnachtsurlaub in Wien gemacht. Da habe ich mir gedacht, dass es cool wäre, hier zu spielen." Und siehe da, wenige Monate danach flatterte bei seinem österreichischen Manager Martin Krainz das Angebot der Vienna Capitals auf den Tisch. "Ich habe mich bei meinen ehemaligen Teamkollegen Mike Ouellette und Dustin Sylvester erkundigt und alle haben den Klub nur gelobt. Also habe ich zugesagt."

Der New Yorker fühlt sich wohl in Wien. "Ich war viele Jahre in kleinen Städten in der American Hockey League unterwegs. Ich habe es mir wirklich verdient, endlich in einer schönen Stadt zu leben", sagt er lächelnd.

Auch sportlich läuft es für Jessiman in Wien tadellos. Mit drei Scorerpunkten in fünf Partien liegt der Stürmer im Plansoll, mit acht Siegen aus zehn Partien inklusive Champions League sind auch die Capitals auf einem guten Weg.

Lust und Frust

Einen Vergleich zum Spiel von Zagreb in der russischen KHL will Jessiman nicht ziehen: "Das ist verrückt, welche Pässe die Russen spielen. So was muss man gesehen haben. Hier in der EBEL wird viel nordamerikanischer gespielt. Das kommt mir zugute."

Doch auch Jessiman betont, dass die zehn Pflichtspiele in den letzten fünf Wochen Kraft gekostet haben: "Wir hatten einen so guten Start. Aber jetzt ist es schon schwer geworden, auf einem so hohen Niveau zu spielen. Es gibt auch in der EBEL viele talentierte Spieler."

Dass Jessiman einer davon ist, bezweifelt Bernd Freimüller, ehemaliger NHL-Scout der Atlanta Thrashers und bis zum Sommer zwei Saisonen für die Vienna Capitals tätig. In seiner Legionärsbewertung auf www.laola1.at schreibt er über Jessiman: "Auch in Wien bis jetzt eine Enttäuschung. Er wird wahrscheinlich nicht der überzählige Spieler nach der Kaderreduzierung im November sein, ganz auszuschließen ist dies allerdings auch nicht. Ein frustrierender Spieler für jeden Coach."

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