"Ich bin sicher kein Olympia-Tourist"

Sebastian Kuntschik will kein Olympia-Tourist sein.
Sebastian Kuntschik, Olympia-Starter im Skeet-Bewerb, will das Finale erreichen.

Sebastian Kuntschik ist Österreichs erster Olympia-Starter im Skeet-Bewerb seit 1992. Damals war Josef Hahnenkamp in Barcelona dabei. Der heute 53-Jährige ist nun Nationaltrainer und meint: "Wenn alles zusammenpasst, kann Kuntschik Olympiasieger werden."

KURIER: Welche Erwartungen haben Sie? Geht es rein darum, Erfahrungen zu sammeln und olympisches Flair zu genießen?

Sebastian Kuntschik:Nein. Ich will mehr. Olympia-Tourist bin ich sicher nicht. Es geht klar darum, eine Topleistung zu erbringen. Mein Ziel ist ein Platz im Finale der besten sechs.

Und dann?

Im Finale geht es bei null wieder los. Bei unserem Sport gibt es nicht die fünf oder sechs Topfavoriten, sondern es entscheidet viel die Tagesverfassung und wie man mit den Bedingungen beim Stand zurechtkommt. Von den 32 Startern haben sicher 20 das Potenzial, zu gewinnen.

Und da zählen Sie sich dazu?

Genau.

Worum geht es in Ihrem Sport?

Es geht darum, mit Schrotgewehren die Wurfscheiben zu treffen. Diese haben einen Durchmesser von elf Zentimetern und fliegen mit ungefähr 85 km/h durch die Luft. Das Schwierige ist, die Scheibe ungefähr 0,5 Sekunden nach dem Abwurf schon treffen zu müssen. Es kommt sehr auf Geschwindigkeit an, besonders wenn zwei Scheiben gleichzeitig geflogen kommen.

Maximal sind 125 Punkte zu erreichen. Wie viele braucht man für das Finale?

Zwischen 121 und 123.

Das Training eines Schützen ist vermutlich mehr, als nur in der Gegend herumzuballern ...

Genau. Aber Schießtraining und Wettkampfsimulation stehen schon im Vordergrund. Dazu kommt mentales Training. Ich habe zwei Mentaltrainer, mit denen ich sehr viel arbeite. Und natürlich ist körperliche Fitness wichtig.

Weshalb Mentaltrainer?

Im Wettkampf geht es darum, auf jede Scheibe fokussiert zu sein. Man muss eigentlich jede treffen. Man kann beim Schießen nichts aufholen. Zwei Fehler in einer Runde, und es ist eigentlich schon gelaufen.

Was antworten sie Menschen, die sagen, dass Schießen kein Sport ist?

Alle, die das behaupten, sollen einmal zu uns auf den Schießplatz kommen. Da würden sie schnell sehen, dass es sehr wohl ein Sport ist. Es ist zwar kein Ausdauersport, aber es ist eine körperliche Anstrengung. Ein normaler Wettkampf dauert im Weltcup von neun in der Früh bis sieben am Abend.

Was macht die Faszination Ihres Sports aus?

Es ist das Zusammenspiel von körperlicher und geistiger Herausforderung, Reaktionsschnelligkeit, Konzentration. Es gibt immer wieder neue Situationen, neue Schießstände, andere Windverhältnisse.

Wie wird man Schütze?

Mich hat ein Bekannter zu einem Schießstand mitgenommen, als ich elf war. Dort habe ich das probiert, und es hat mich von Anfang an fasziniert. Bald bin ich regelmäßig im Verein trainieren gegangen.

Zum Schluss: Darf man auch "Tontaubenschießen" sagen?

Eigentlich nicht. Sehr viele kennen den Sport unter diesem Begriff, aber das ist umgangssprachlich. Offiziell heißt es Wurfscheibenschießen. Wir haben mit Tauben nichts zu tun.

Das heißt, Sie haben auch mit der Jagd nichts am Hut?

Nein, das interessiert mich überhaupt nicht. Ich bin ein reiner Sportschütze.

"Ich bin sicher kein Olympia-Tourist"
ABD0072_20160715 - WIEN - ÖSTERREICH: Sebastian Kuntschik (Schiessen) wurde vom Österreichischen Olympischen Komitee (ÖOC) für die XXXI. Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro (05. bis 21. August 2016) nominiert. (ARCHIVBILD VOM 15.4.2016) - FOTO: APA/BARBARA GINDL

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