Mercedes-Piloten drücken sich um klare Positionen

Flügel des Anstoßes: Vor zwei Wochen in Belgien krachte der WM-Führende Nico Rosberg in das Heck seines Teamkollegen und größten Titelrivalen, Lewis Hamilton.
Nico Rosberg und Lewis Hamilton traten nach der Kollision von Spa erstmals gemeinsam auf.

Rennen Nummer eins nach der Kollision vor zwei Wochen in Spa. Und der erste gemeinsame Auftritt. Bevor Nico Rosberg und Lewis Hamilton in Monza im Kreis fahren, stellten sich die beiden Mercedes-Piloten im Rahmen einer Pressekonferenz den Fragen der Journalisten. Deren Erwartungshaltung: Darlegungen zum Thema Spannungen im Team. Zur Erinnerung: Vor zwei Wochen in Belgien krachte der WM-Führende Nico Rosberg in das Heck seines Teamkollegen und größten Titelrivalen, Lewis Hamilton. Während der Deutsche immerhin noch Platz zwei rettete, musste der Engländer sein Auto abstellen. "Hamilton hat in Spa alles verloren. Das könnte diesen Zweikampf eskalieren lassen. Auf das müssen wir aufpassen", sagte Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda in Monza.

Die Erwartungshaltung wurde gestern nicht erfüllt. Die beiden Mercedes-Piloten drückten sich um klare Positionen. "Ich habe alles dazu gesagt", erklärte Hamilton. Und Rosberg verwies auf die offizielle Erklärung nach einem Krisengipfel der Mercedes-Verantwortlichen. Es sei schon vorher klar gewesen, dass sich beide auf der Rennstrecke nicht berühren dürften. Also kein Zwist auf der öffentlichen Bühne, kein verbaler Angriff.

Schneller Kurs

Die Konzentration gilt nicht mehr dem Vorfall von Belgien, sondern Monza, auch keine Strecke für einen Sonntagsausflug. Es gibt schnellere Kurven im Rennsport, es gibt steilere, und es gibt Streckenabschnitte, die mehr Mut erfordern. Aber es gibt keine bekanntere Kurve als die Parabolika in Monza.

Zum 85. Mal wird am Sonntag der Große Preis von Italien in der Formel-1-WM ausgetragen, 84 Ausgaben davon fanden im königlichen Park von Monza nördlich von Mailand statt.

Auf dem schnellsten Kurs der Formel 1 (2005 sauste der Kolumbianer Juan Pablo Montoya mit durchschnittlich und bis heute unerreichten 247,097 km/h zum Sieg) sorgt die Parabolika dafür, dass die Piloten noch ein letztes Mal vor dem Zielstrich abbremsen: Binnen weniger Augenblicke verzögern die Autos am Beginn des berüchtigten Streckenabschnitts von 320 auf 170 km/h, am Ende der lang gezogenen Kurve haben die Piloten wieder auf 240 km/h beschleunigt.

Den Mythos, der die Parabolika umweht, verdankt sie aber nicht den Anforderungen an Mensch oder Maschine, sondern den Tragödien, die sich dort in den Asphalt gebrannt haben. Die Leben zweier WM-Anwärter endeten an Ort und Stelle: 1961 verunglückte Wolfgang Graf Berghe von Trips in der Anbremszone tödlich, 1970 Jochen Rindt. Der eine (Berghe von Trips) wurde posthum Vizeweltmeister, der andere (Rindt) gar Weltmeister. Doch beide wurden Legenden des Rennsports, die Parabolika war es längst.

Künstliche Kurve

Nun soll diese Kultstätte entweiht worden seien? Zumindest meinen das einige Puristen des Motorsports. Die Parabolika, die seit jeher von einem Kiesbett begrenzt wird, erhielt heuer einen Asphaltstreifen samt ein Stück Kunstrasen. Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting erklärt: "Asphalt baut bei einem kapitalen Abflug wirksam Geschwindigkeit ab. Besser als Kies. Die kleinen Ausrutscher enden jetzt nicht mehr damit, dass der Traktor und acht Streckenposten ausrücken müssen." Der Kunstrasen wiederum verhindert, dass die Piloten den verbreiterten Abschnitt in ihre Ideallinie miteinbeziehen. Ob der veränderte Abschnitt tatsächlich an Charme und Reiz verloren hat, werden die Trainingseinheiten heute, Freitag, zeigen.

Lewis Hamilton hat im 1. Training für den Formel-1-Grand-Prix von Italien in Monza Bestzeit erzielt. In 1:26,187 Minuten war der englische Mercedes-Pilot am Freitag auf der trockenen Hochgeschwindigkeits-Piste im Königlichen Park 0,623 Sekunden schneller als Landsmann Jenson Button im ebenfalls Mercedes-getriebenen McLaren sowie 0,808 als Teamkollege Nico Rosberg.

Das zweite Training folgt um 14.00.

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