Silverstone: Von Schweinen und Legenden

In Silverstone wurde die Rennserie vor 65 Jahren zum Leben erweckt - ein Streifzug.

Das größte Problem in Silverstone waren die Schweine. Es war im Mai 1950, und die Tiere, die auf dem Areal des ehemaligen Militärflugplatzes der britischen Luftwaffe gezüchtet wurden, mussten vor 65 Jahren irgendwie ferngehalten werden von den heraneilenden Alfa Romeos, Maseratis und Talbots.

Der Bauer James Wilson Brown spannte daher Seile und positionierte Strohballen, um sein Vieh zu schützen. Nebenbei begrenzte er damit die Rennpiste, die aus den aufgelassenen Start- und Landebahnen der Luftwaffe geformt wurde. Geboren war die Formel 1.

Zum 49. Mal dreht die Rennserie am Sonntag ihre Runden in der emotionalen Heimat (Start: 14 Uhr MESZ, Qualifying: Samstag, 14 Uhr) – 49 Grands Prix vollbepackt mit Motorsportgeschichte und Kuriositäten:

Sieger

Der erste Sieger im Jahr 1950 hieß Giuseppe Farina, fuhr Alfa Romeo und war Anführer eines Triumphs der Gäste: Die ersten neun Autos beim Premierenrennen wurden in Italien (Alfa, Maserati) und Frankreich (Talbot) konstruiert, erst auf Rang zehn fand sich der erste britische Bolide. Rekordsieger in Silverstone ist Alain Prost (FRA) mit fünf Triumphen. Der Brite Jim Clark gewann den GP von Großbritannien ebenfalls fünf Mal, allerdings nur drei davon in Silverstone.

Adel

König Georg VI. war Augenzeuge bei der Premiere 1950, seither war kein amtierender Monarch mehr bei einem Formel-1-Rennen auf britischem Boden. Prinzen und Prinzessinnen sind aber gern gesehene Gäste. So überreichte Lady Diana 1994 dem Engländer Damon Hill den Siegespokal.

Fans

Der Grand Prix von Großbritannien gilt als bestbesuchtes Rennen im Jahr. Am gesamten Rennwochenende werden 300.000 Zuschauer erwartet, alleine am Rennsonntag sind es 130.000 – und zwar bei jedem Wetter. Das führte sogar so weit, dass vor drei Jahren die Fans vom Veranstalter gebeten wurden, nicht zu kommen. Starke Regenfälle (selbst für britische Verhältnisse!) hatten Park- und Campingplätze unbefahrbar bzw. unbewohnbar gemacht.

Anreise

Kurz ist die für sieben der zehn Rennställe, die ihren Firmensitz in England haben. Von der Force-India-Zentrale zum Streckeneingang sind es gar nur 482 Meter. Dagegen muss das Schweizer Sauber-Team aus Hinwil 1096 Kilometer zurücklegen. So spät wie heuer ist der Rennstall aber noch nie nach Silverstone gekommen. Schuld daran war ein Arbeiterstreik beim Eurotunnel durch den Ärmelkanal. Sauber musste mit den Lkw nach Dünkirchen ausweichen und benötigte für die letzten vier Kilometer auf die Fähre 27 (!) Stunden.

Weltrekord

Auch deshalb ziehen viele – vor allem Promis – den Luftweg nach Silverstone vor. Der kleine Helikopter-Landeplatz in Silverstone wird daher für das Formel-1-Wochenende offiziell als Flughafen eingestuft. Im Jahr 1999 wurden dort am Renntag 4200 Flugbewegungen gezählt – Weltrekord. Für die Abwicklung nötig waren sechs Funkfrequenzen.

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