Hamiltons nächster Halt: Legende

Lewis Hamilton dominiert die Formel 1 nach Belieben.
Weil Lewis Hamilton die Gegner ausgehen, jagt er in Zukunft die Geschichte.

Die Welt(meisterschaft) ist nicht genug. In einem Mikrokosmos, in dem bereits der zweite Platz fast nichts mehr wert ist, verblassen auch Siege rasch. Deshalb jagen Formel-1-Piloten auch etwas anderem nach: dem eigenen Legendenstatus.

Es kommt daher nicht von ungefähr, dass am vergangenen Grand-Prix-Wochenende in Bahrain auch immer wieder der Name Ayrton Senna durch das Fahrerlager schwirrte – genauer gesagt: der Geist des verstorbenen Dreifach-Weltmeisters.

41 Grand-Prix-Siege hat der Brasilianer bis zu jenem schicksalhaften Tag im Mai 1994 eingesammelt, drei aktive Fahrer sind Senna nun nahegekommen: Ferrari-Neuzugang Sebastian Vettel (40 Siege), Mercedes-Star und Bahrain-Dominator Lewis Hamilton (36) sowie McLaren-Rückkehrer Fernando Alonso (32). Für Letztgenannten ist die Senna-Marke seit dem Um- und Abstieg zum schwächelnden McLaren-Honda-Team in weite Ferne gerückt, für den WM-Führenden Hamilton und seinen Herausforderer Vettel sollte, dürfte, muss es sich ausgehen.

Weshalb das Duo am Rennwochenende in Bahrain auch ausgiebig zur brasilianischen Ikone befragt wurde: "Senna war mein Idol, als ich ein Junge war", sagte Hamilton. "Ich wollte die Autos fahren, die er fuhr, und den Helm tragen, den er trug." Es ist diese Aura, die Ayrton Senna bereits zu Lebzeiten umgeben hat. Als er den gelben Helm überstülpte und alles hinter sich ließ: die Gegner, die Zweifel, die Gefahr. Als er ins enge Cockpit kraxelte und eins wurde mit dem Boliden. Sechs Siege in Monaco, die ultimative Herausforderung für einen Formel-1-Fahrer, gelten bis heute als unerreichte Referenz.

Selbst der große Michael Schumacher, der Vorausfahrer in beinahe jeder Bestenliste, weinte bittere Tränen der Rührung, als er einst Sennas Bestmarke an Polepositions geknackt hatte.

Nicht ausgeschlossen ist, dass Hamilton vor Vettel die Legende Senna erreicht. Zu fehlerfrei, zu souverän geht der Engländer derzeit mit seinem Mercedes um. "Reine Routine" titelte die britische Sun nach seinem Sieg in Bahrain. Diese Routine ist ungemein faszinierend. Aber legendär ist sie nicht. Noch nicht.

WM-Stand

Lewis Hamilton

Der Engländer (*1985) debütierte 2007 für McLaren in der Formel 1 und wurde prompt WM-Zweiter. Im Jahr darauf wurde er als erster dunkelhäutiger Pilot Weltmeister. 2013 wechselte er zu Mercedes, mit den Deutschen feierte er im vergangenen Jahr WM-Titel Nr. 2.

Ayrton Senna

Der Brasilianer (*1960, 1994) kam 1984 in die Formel 1. Im unterlegenen Toleman-Boliden fuhr er drei Mal auf das Podest. Weltmeister wurde er drei Mal im McLaren (1988, 1990, 1991). Beim GP von San Marino in Imola verunglückte Senna tödlich.

Die meisten Grand-Prix-Siege

Michael Schumacher (GER) 91

Alain Prost (FRA) 51

Ayrton Senna (BRA) 41

Sebastian Vettel (GER)* 40

Lewis Hamilton (ENG)* 36

Fernando Alonso (ESP)* 32

Nigel Mansell (ENG) 31

* noch aktiv

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