Wacker - Wie Metzger bei den Philharmonikern

Am Boden zerstört: Traditionsklub Wacker Innsbruck nimmt Kurs auf die Regionalliga
Nur ein Sieg in den letzten 15 Spielen - dem zehnfachen Meister droht der Absturz in die Regionalliga.

Wer seit Mitte September gerade einmal eines von 15 Meisterschaftsspielen gewonnen hat, der muss bereits den klitzekleinsten Fortschritt wie einen Triumph feiern. Zwei Partien wäre man jetzt immerhin schon ungeschlagen frohlockte also Wacker-Sportchef Florian Klausner nach dem ernüchternden 1:1 im Kellerderby gegen Hartberg, mit dem die Innsbrucker den letzten Tabellenplatz behaupteten. „Jetzt haben wir zumindest im Frühjahr schon einmal ein Tor geschossen. “

Es ist eine Mischung aus Zweckoptimismus, Galgenhumor und Realitätsverweigerung, die seit Monaten die Stimmungslage rund um Wacker Innsbruck prägt. Ehemalige Vereinsgrößen verfolgen mit purem Entsetzen die schwindelerregende Talfahrt des zehnfachen Meisters Richtung Regionalliga. „Innsbruck ist für mich der Abstiegskandidat Nummer eins“, sagte am Montag etwa Ex-Tirol-Stürmer Edi Glieder.

Durchhalteparolen

Doch die rote Laterne in der Ersten Liga scheint nicht für alle ein Alarmsignal zu sein. So will sich Präsident Josef Gunsch gar nicht erst mit dem Ernstfall des tiefen Falles in die Drittklassigkeit beschäftigen und behauptet weiter trotzig. „Ein Abstieg ist für den Klub nicht existenzbedrohend.“

Dass Wacker einen Schuldenberg von einer Million abzutragen hat, dass der öffentliche Geldhahn in der Regionalliga spürbar zugedreht werden würde, dass bei einem weiteren Abstieg fast alle Spielerverträge ihre Gültigkeit verlieren – alles offenbar kein Problem.

Mitten in diesem Schlamassel befindet sich Trainer Klaus Schmidt, der bislang auch nicht die erhoffte Trendwende einleiten konnte. Im Gegenteil: in 45 Jahren Bundesliga hat kein Wacker-Coach je einen so schlechten Start hingelegt, wie der Steirer (5 Spiele, 2 Remis, 2:9 Torverhältnis), der noch auf den ersten Sieg wartet.

Für eine weitere Rochade am Trainerstuhl fehlt Wacker freilich das Geld, zudem wird die Wurzel allen Übels im unausgewogenen, maßlos überschätzten Kader gesehen. Der Absturz, so sind die letzten 1800 Tivolibesucher überzeugt, sei keine Frage des Charakters, sondern eine Frage der Qualität. In den Worten des früheren Tiroler Teamspielers Roland Hattenberger: „Ein Metzger kann eben auch nicht bei den Philharmonikern mitspielen.“

Kampfansage

Und als hätte Wacker Innsbruck nicht schon genug Sorgen und Probleme am Hals, ist jetzt auch noch eine Kampfansage aus Wattens zu hören. Diana Langes-Swarovski, die engagierte und einflussreiche Präsidentin des Tabellenzweiten der Regionalliga West, strebt mit ihrem Klub nach oben. „Mittelfristig wollen wir der beste Tiroler Verein werden.“

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