Hütter: "Das Wichtigste ist, dass wir gewonnen haben"
29.110 Zuschauer – also praktisch ausverkauft war sie gegen Malmö FF gestern Abend, die Red-Bull-Arena in Wals-Siezenheim, die ja im Europacup Stadion Salzburg heißen muss, weil der Getränkekonzern nicht zum erlauchten Kreis der UEFA-Bewerbssponsoren gehört.
Damit waren auch so viele Zuschauer wie noch nie zu einem Salzburger Heimspiel in der letzten Qualifikationsrunde gekommen. 2007 durfte sich 26.000 über ein 1:0 gegen Schachtar Donezk freuen. Das war Rekordbesuch – aber nur bis gestern.
Die mehr als 29.000 feuerten ihre Mannschaft so lautstark an, dass sich die Spieler auf dem Platz nicht wirklich hörten – so auch beim späten Gegentor der Schweden: "Peter hat gesagt hat, dass er mir zugerufen hat, ich habe ihn leider nicht gehört. Die Fans haben uns toll unterstützt, waren aber auch extrem laut. Schade, aber so etwas passiert im Fußball. Wir haben leider auch zu viele Chancen ausgelassen", sagte Franz Schiemer nach dem späten Auswärtstor der Schweden, vor dem er mit Torhüter Gulacsi zusammengestoßen war.
Auch Salzburgs Regisseur Kevin Kampl, der die ganz große Chance auf das 3:0 ausgelassen hat, ist vor dem Spiel in Malmö am kommenden Mittwoch durchaus optimistisch. "Das Gegentor ärgert uns natürlich, aber wir fahren mit einer breiten Brust nächste Woche nach Schweden", sagte der slowenische Teamspieler.
Kampfansage
Dass die Schweden vor fast ausverkauftem Haus trotz spielerischer Unterlegenheit drei hochkarätige Chancen vorfanden und Schwächen in der Salzburger Defensive aufzeigten, wunderte Hütter nicht. "Wir sprechen hier vom Champions-League-Play-off und nicht von einem Bundesliga-Spiel", gab er zu bedenken. "Malmö ist eine starke Mannschaft, wir waren aber besser. Nur in den ersten 15 Minuten waren wir leicht nervös. Am Anfang haben wir zu viel mit langen Bällen agiert. Erst mit den flachen, vertikalen Bällen wurde unser Spiel besser."
Dass sich seine Mannschaft im Rückspiel am kommenden Mittwoch durch den Hexenkessel im 24.000 Zuschauer fassenden Swedbank-Stadion von Malmö aus der Ruhe bringen lassen könnte, glaubt Hütter nicht. "Die Stimmung in Malmö wird die Mannschaft nicht irritieren. Sie kennt das schon aus dem Spiel gegen Ajax oder in Basel. Sie werden dadurch zusätzlich motiviert", sagte der 44-Jährige.
Heimstärke
Ähnlich viel Optimismus versprühte sein Coach Aage Hareide: "Wir haben das wichtige Tor gemacht. Das 2:1 ist ein sehr gutes Ergebnis für uns. Jetzt lebt unsere Chance wieder", meinte der Norweger. Und auch er kündigte den Salzburg einen harten Kampf an: "In Malmö wird das ein ganz anderes Spiel mit unseren Fans im Rücken. Sparta Prag hat das zu spüren bekommen (nach einem 2:4 in Prag, drehte Malmö das Duell der 3. Qualirunde zuhause mit einem 2:0, Anm.). Wir werden uns bis dahin noch besser auf das Salzburger Spiel einstellen."
Roger Schmidt war es, der die Salzburger in der vergangenen Saison zum Meistertitel geführt und dabei dem Klub diese mitreißende Spielphilosophie vermittelt hatte, auf der Nachfolger Adi Hütter nun aufbaut.
Spektakel hieß die Devise – und der deutsche Trainer bleibt seinem Credo auch an seiner neuen Arbeitsstätte treu. Mit Bayer Leverkusen erarbeitete sich Schmidt im Play-off-Hinspiel zur Champions League beim FC Kopenhagen eine gute Ausgangsposition. Der Vierte der abgelaufenen Saison der Deutschen Bundesliga gewann in Dänemark mit 3:2.
Alle fünf Tore sahen die Zuschauer in den ersten 45 Minuten. Dabei zeigten die Leverkusener offensive Stärke mit schnellen Kurzpassspiel, offenbarten aber gleichzeitig noch Anfälligkeiten in der Defensive. Beide Tore von Kopenhagen fielen nach Standardsituationen. Dennoch gehen die Deutschen als Favoriten in das Rückspiel kommende Woche vor eigenem Publikum.
Ein schwieriges Rückspiel steht Veli Kavlak bevor. Der österreichische Teamspieler reist mit Besiktas Istanbul kommende Woche als Außenseiter nach London. Die Türken erreichten im Hinspiel gegen den FC Arsenal (Gelb-Rot für Ramsey) ein 0:0. In der Außenseiterrolle befindet sich auch Napoli. Die Italiener mussten sich im Heimspiel gegen Athletic Bilbao mit einem 1:1 zufrieden geben.
Expressen: "Genau vor dem Schluss kam ein Geschenk des Himmels. Ein ganzes Stadion (in Malmö, Anm.) ist jetzt ausverkauft, und niemand zweifelt daran, dass sie wissen, dass sie es schaffen können. (...) Es ist nicht unmöglich. Für Malmö reicht es oft weit."
Sydsvenskan: "Ein Tor, das etliche Millionen wert sein kann. Die Verlierer in Salzburg sahen wie die Sieger aus, als der Schlusspfiff fiel. Jetzt gibt es eine echte Chance, die Wende im Rückspiel am nächsten Mittwoch in Malmö herbeizuführen."
Aftonbladet: "Spätes Tor gibt Malmö Hoffnung. Emil Forsberg setzte einen Roller zum 1:2, feierte sein Tor aber nicht - er wollte noch das 2:2 machen."
Göteborgs-Posten: "Malmös Hoffnung lebt nach Supermärchentor. Unglaublich, was ein Tor bedeuten kann."
Svenska Dagbladet: "Forsberg hält CL-Traum am Leben. Malmö's Emil Forsberg hat schönere Tore in seinem Leben gemacht, aber kein wichtigeres."
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