Ein Tor verdirbt Salzburg die Laune

Salzburgs Torschützen: Schiemer (li.) und Soriano ließen die Fans jubeln
Salzburg bringt sich im Kampf um die Champions League in letzter Minute um eine tolle Ausgangsposition.

Und es darf wieder gezittert werden im Kampf um den Einzug in die Champions-League-Gruppenphase: Salzburg führte im Play-off-Hinspiel gegen Schwedens Meister Malmö FF sicher mit 2:0, dann produzierte man ein halbes Eigentor. Vor dem Rückspiel am kommenden Mittwoch in Schweden können sich beide Mannschaften berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg machen. Österreichs Meister genügt ein Remis, Schwedens Champion ein 1:0-Sieg.

Salzburg-Trainer Hütter hatte im Hinspiel am Mittwoch vor über 29.000 Zuschauern in der Red-Bull-Arena (Rekordbesuch bei einem Salzburger Heimspiel in der letzten Champions-League-Qualifikationsrunde) nicht die Elf aufstellen können, die er eigentlich aufstellen wollte. Innenverteidiger Hinteregger schmerzte die Oberschenkelmuskulatur noch immer. Ihn musste Schiemer ersetzen.

Der 28-Jährige hatte nicht die besten Erinnerungen an das letzte Play-off-Heimspiel der Salzburger: Gegen Hapoel Tel Aviv hatte er schon in der ersten Minute einen Elfmeter verursacht und die 2:3-Niederlage eingeleitet. Gestern schoss Schiemer zwar das 1:0, war aber auch am Auswärtstor der Schweden in der 90. Minuten mitbeteiligt.

Schwachstellen

Malmös norwegischer Trainer Hareide, der seine Frau extra auf Heimaturlaub geschickt hatte, um sich so intensiver mit Salzburg beschäftigen zu können, wollte "Schwachstellen" beim Gegner gefunden haben.

Eine Viertelstunde schien es wirklich so, als hätten die Schweden ein Mittel gefunden, um Salzburg zu neutralisieren – mit jenen Mitteln, die normalerweise die Salzburger auszeichnen.

Malmö presste früh. Die Salzburger konnten deshalb ihr Spiel nicht aufziehen und bekamen Probleme, weil die Defensive zu tief und deshalb der Raum zur hoch stehenden Offensive zu groß war. Malmö fand auch die erste große Chance einer flotten Partie vor: Keeper Gulacsi rettete gegen Rosenberg mit einer Glanzparade (13.).

In Führung gingen aber die Salzburger – wie schon im Heimspiel der dritten Qualirunde nach dem ersten Eckball von Leitgeb: Soriano schießt zunächst an die Stange, Schiemer verwertet im zweiten Versuch - 1:0 (16.).

Der Rückstand verunsicherte Malmö, die sich nun zu weit zurückzogen. Der Vorsprung hingegen beruhigte die Salzburger, die von nun an Zugriff auf das Spiel bekamen – und bis zur Pause höher führen hätten müssen. Doch Soriano fehlte das Glück: Zunächst knallte der Spanier einen Freistoß an die Latte (29.). Davor gab es eine Premiere: Erstmals wurde in einem österreichischen Stadion der Freistoßspray eingesetzt – übrigens vom italienischen WM-Final-Schiedsrichter Rizzoli.

Pechvogel

Dann traf Soriano auch noch mit einem Volleyschuss die Stange (40.). Zum dritten Mal verhinderte an diesem Tag also die Torumrandung einen Treffer des Torjägers.

Nach dem Wechsel drückte Salzburg weiter. Und Soriano hatte endlich das Schussglück, das ihm in der ersten Hälfte gefehlt hatte: Mit einem Freistoß traf er zwar wieder die Stange, dieses Mal ging der Ball allerdings ins Tor – 2:0 (54.).

Noch einmal musste Gulacsi retten: Nach einem Ilsanker-Fehlpass wurde er von Rosenberg zu einer zweiten Parade gezwungen (69.).

Aber auch Salzburg hatte ein tolle Chance auf das 3:0: Kampl lief alleine auf Keeper Olsen zu, brachte den Ball jedoch bei gleich zwei Versuchen nicht ins Tor (77.).

Das sollte sich rächen: Schiemer (in der Rückwärtsbewegung) und Gulacsi (in der Vorwärtsbewegung) behinderten sich bei einem hohen Abschlag, der ins Nirvana gegangen wäre, Forsberg musste in letzter Minuten nur noch den Ball ins leere Tor schieben. Das Tor war gefallen, das das Rückspiel spannender macht als es sein hätte müssen.

29.110 Zuschauer – also praktisch ausverkauft war sie gegen Malmö FF am Dienstagabend, die Red-Bull-Arena in Wals-Siezenheim, die ja im Europacup Stadion Salzburg heißen muss, weil der österreichische Getränkekonzern nicht zum erlauchten Kreis der neun UEFA-Bewerbssponsoren gehört.

Damit waren auch so viele Zuschauer wie noch nie zu einem Salzburger Heimspiel in der letzten Qualifikationsrunde der Champions League gekommen. 2007 durfte sich 26.000 über einen 1:0-Heimsieg gegen Schachtar Donezk freuen. Das war Rekordbesuch – aber nur bis Dienstag.

Die über 29.000 feuerten ihre Mannschaft so lautstark an, dass sich die Spieler auf dem Platz nicht wirklich hören konnten – auch beim späten Gegentor der Schweden. „Peter hat gesagt hat, dass er mir zugerufen hat, ich habe ihn leider nicht gehört. Die Fans haben uns toll unterstützt, waren aber auch extrem laut. Schade, aber so etwas passiert im Fußball. Wir haben leider auch zu viele Chancen ausgelassen“, sagte Franz Schiemer nach dem späten Auswärtstor der Schweden, vor dem er mit Torhüter Gulacsi zusammengestoßen war.

„So ein spätes Gegentor tut natürlich weh. Aber wir haben 2:1 gewonnen, das ist sehr wichtig“, meinte Trainer Adi Hütter, der darauf anspielte, dass den Salzburgern nun schon ein Remis im Rückspiel in Schweden zum erstmaligen Aufstieg in die Gruppenphase reichen würde.

Auch Salzburgs Regisseur Kevin Kampl, der die ganz große Chance auf das 3:0 ausgelassen hat, ist vor dem Spiel in Malmö am kommenden Mittwoch durchaus optimistisch. „Das Gegentor ärgert uns natürlich, aber wir fahren mit einer breiten Brust nächste Woche nach Schweden“, sagte der slowenische Teamspieler.

Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 29.110 Zuschauer, SR Rizzoli (ITA)

Tore: 1:0 (16.) Schiemer 2:0 (54.) Soriano 2:1 (90.) Forsberg

Salzburg: Gulacsi - Schwegler, Ramalho, Schiemer, Ulmer - Kampl, Ch. Leitgeb (87. Keita), Ilsanker, Mane (80. Bruno) - Soriano, Sabitzer (85. Alan)

Malmö: Olsen - Tinnerholm, E. Johansson, Helander, Ricardinho - Kroon (87. Cibicki), E. Adu, Halsti, Forsberg - Thelin (61. M. Eriksson), Rosenberg

Gelbe Karten: Ilsanker bzw. E. Johansson, E. Adu, Helander, M. Eriksson, Halsti

Rückspiel am 27. August (20.45 Uhr) in Malmö

Andere Partien am Dienstagabend:

SSC Napoli - Athletic Bilbao 1:1 (0:1) Tore: Higuain (68.) bzw. Muniain (41.)

Steaua Bukarest - Ludogorez Rasgrad 1:0 (0:0) Tor: Chipciu (88.) Anm.: Chipciu vergab in einen Elfmeter (34.)

FC Kopenhagen - Bayer Leverkusen 2:3 (2:3) Tore: M. Jörgensen (9.), Amartey (13.) bzw. Kießling (5.), Bellarabi (31.), Son (42.)

Besiktas Istanbul (Kavlak spielte durch) - Arsenal 0:0 Gelb-Rote Karte: Ramsey (80./Foul, Arsenal)

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