Rapid beendet den Derby-Fluch
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei: Zehn Derbys lang war die Austria unbesiegt geblieben seit 2011. Eine Serie hatte man hingelegt, an der der Erzrivale aus Hütteldorf schon zu verzweifeln drohte. Am 27. Oktober 2013 riss der Faden, Rapid siegte wie schon vor zweieinhalb Jahren 1:0 auf des Gegners Platz.
Austria-Trainer Nenad Bjelica stellte das System auf zwei Spitzen mit Kienast und Hosiner um. Was aber nicht wirklich den Offensivgeist weckte. Denn die berühmte Rapid-Viertelstunde fand am Sonntag in der Generali-Arena gleich zu Beginn statt, der Rekordmeister agierte nicht wie eine Gastmannschaft, machte von Start weg vor allem über Sabitzer, Schaub und den in Spiellaune befindlichen Boskovic Druck und zwang die Austria in die passive Rolle.
Starke Rapidler
Den Veilchen gelang es nicht, den Ball über mehrere Stationen in den eigenen Reihen zu behaupten. Viel zu schnell verschenkte man das Spielgerät an die Rapidler (die den gesperrten Petsos durch Behrendt ersetzten) und lief immer wieder aufs Neue hinterher. Die Überlegenheit der Hütteldorfer sah jedermann, auch Austria-Fan Peter Simonischek.
So auch bei den ersten gefährlichen Angriffen, wo Behrendt (10.) und Schaub (14.) nur in letzter Sekunde gestoppt werden konnten. Die beste Möglichkeit hatte dann aber – aus dem Nichts – die Austria, als Kienast mit der Ferse Hosiner bediente, der die Latte traf (21.).
Es war wie ein Weckruf für die Austrianer nach verschlafenem Beginn. An der Zeitumstellung hatte es ja nicht liegen können. Jedenfalls zeigte der Meister daraufhin mehr Aktivität. Die Stimmung bei den Austria-Fans in der nicht ganz gefüllten Generali-Arena konnte man getrost als bescheiden bezeichnen.
Rapid wirkte weiterhin engagierter, spielte bestimmender und auch eleganter. Nur zwingende Chancen fehlten der Vorstellung. In der 38. Minute wehrte Trimmel den Ball mit der Hand im Strafraum ab, der sonst starke Schiedsrichter Grobelnik sah das Vergehen nicht.
Späte Entscheidung
Zwei Tage hatten die Austrianer länger regenerieren können als die Rapidler nach den Europacup-Spielen. Ein Vorteil, den die Austria in Hälfte zwei eigentlich ausspielen musste.
Zunächst war davon nichts zu merken, im Gegenteil, Rapid hatte durch Sabitzer eine große Möglichkeit, in Führung zu gehen (56.). Allgemein flachte die Partie ab, weil sich Fehler in das Handwerk beider Teams schlichen. Die Austria fand zwar nicht viele Chancen vor, die wenigen hatten es jedoch ins sich: Kienast traf nach einer Flanke von Suttner mit einem sehenswerten Flugkopfball wieder nur die Latte (68.).
Auf der anderen Seite hatte Kapitän Steffen Hofmann seinen Auftritt mit einem schönen Solo und einem Schuss, den Goalie Lindner mit einer Traumparade entschärfte (71.).
In der echten Rapid-Viertelstunde schlugen die Grünen dann spät, aber doch noch zu: Gegen den Kopfball von Terrence Boyd nach Flanke von Thomas Schrammel (wie schon beim Tor in Genk) war Heinz Lindner dann machtlos (88.). Es war das erste Derbytor von Boyd, ein goldenes noch dazu.
FK Austria Wien - SK Rapid Wien 0:1 (0:0)
Generali Arena, 11.500 (ausverkauft), SR Grobelnik.
Tor: 0:1 (88.) Boyd
Austria: Lindner - Koch, Rogulj, Ortlechner, Suttner - Royer (63. Spiridonovic), Holland, Mader, Jun (56. Simkovic) - Hosiner (82. Okotie), Kienast
Rapid: Novota - Trimmel, Sonnleitner, Dibon, Schrammel - Behrendt, Boskovic (90. Pichler) - S. Hofmann (85. Wydra), Schaub (67. Starkl), Sabitzer - Boyd
Gelbe Karten: Rogulj bzw. Boyd, Sabitzer
Die Besten: Kienast, Rogulj bzw. Sabitzer, Trimmel, Boskovic
Nenad Bjelica (Austria-Trainer): "Rapid hatte drei Spieler im Mittelfeld, wir nur zwei, das haben sie gut ausgenützt. Wir konnten unser Spiel nicht gut entwickeln, über die Seiten haben wir keine guten Flanken gebracht. Deswegen war in der Anfangsphase Rapid überlegen. Es war ein verdienter Sieg von Rapid, weil sie ein Tor mehr geschossen haben. Das war aber nicht die Austria, die ich mir wünsche. Wir sind in einer Phase, wo wir uns sehr schwertun, Fußball zu spielen. Über den Elfer brauchen wir nicht diskutieren. Dass der Schiedsrichter das nicht sieht, ist bitter für uns."
Philipp Hosiner (Austria-Stürmer): "Wir haben alles probiert, mit dem Lattentreffen von Roman Kienast und mir sehr viel Pech gehabt, und hätten einen Handelfer bekommen müssen. Wenn die Sachen so gegen dich laufen, kriegst du dann auch noch so spät das 0:1. Es fehlt das Selbstvertrauen, wir haben schon länger nicht gewonnen."
Roman Kienast (Austria-Stürmer): "Wir haben jetzt längere Zeit mit einem Stürmer gespielt, natürlich braucht das ein bisschen Zeit. Rapid war sehr aggressiv, wir sind in der ersten Hälfte ein bisschen geschwommen. Nach den ganzen Niederlagen würde uns ein Erfolgserlebnis sicherlich gut tun. Wir müssen das mit harter Arbeit erzwingen."
Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Wir sind immer auf die Statistik angesprochen worden. Im Horr-Stadion zu gewinnen, ist nicht so leicht. Dieser Sieg tut so richtig gut. Ich möchte diesen Sieg unseren Fans und unserem Präsidenten widmen. Natürlich war der Sieg glücklich, aber trotzdem verdient. Weil wir von Anfang an initiativ waren, und auch wir hatten unsere Torchancen."
Steffen Hofmann (Rapid-Kapitän): "Wir waren über weite Strecken die bessere Mannschaft, haben das Spiel kontrolliert, haben aber in der einen oder anderen Situation sicher auch Glück gehabt. Das Gefühl am Platz war, dass wir verdient gewonnen haben."
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