Pfosten, die die Welt bedeuten

Pfosten, die die Welt bedeuten
Victor van der Saar stellt sich vor Fußballtore und hält einfach drauf - mit der Kamera.

Wie viele Fußballtore stehen in Österreich in der Gegend herum - auf ungemähten Wiesen, urbanem Asphalt- oder Kunstrasen-Plätzen? Sagen wir es so: Es sind viele. Ums Zigfache mehr sind es naturgemäß bei unseren Lieblingsnachbarn in Deutschland. Wie viele es dort sind, weiß Axel Fuhrmann zwar auch nicht, gesehen hat er in seinem Leben aber schon viele. Das hat einen Grund: Der deutsche Fotograf betreibt unter dem Künstlernamen Victor van der Saar seit 2006 das Projekt "11 Meter". Das Konzept dahinter ist einfach wie genial: Er stellt sich vor leere Fußballtore und hält einfach mal drauf - mit seiner Hasselblad-Kamera.

Anfang

Begonnen hat alles mit einem Spaziergang in Saarbrücken, als van der Saar den "schönsten Bolzplatz der Welt entdeckte". Dieser liegt versteckt in einem Waldgebiet. Das Besondere daran: die Baumtore. Seither hat er in vielen europäischen Ländern solche Traumtore fotografiert. "In den letzten Jahren habe ich hunderte Tore in mittlerweile 11 Ländern geschossen", sagt der Fotograf im Gespräch mit dem KURIER.

Dabei interessieren ihn vor allem die windschiefen, nicht der FIFA-Norm entsprechenden Latten und Pfosten. Tore, die gerne mal am Hang, in einer Grube oder hinter eine Pfütze stehen. Tore, auf Dorfwiesen, in Freibädern, Parks oder Innenhöfen - mal liebevoll zusammengezimmert, mal rostig und kaputt. Diese Leidenschaft für selbstgebaute Tore verbindet er mit seiner Kindheit: "Von Kindesbeinen auf habe ich mit meinem Bruder und Freunden selbst auf Garagentore, Wald- und Wiesenplätzen gespielt - zur Not mit zwei Pullis oder Steinen als Pfosten."

Pfosten, die die Welt bedeuten

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Ruhe und Realität

Von der üblichen 11-Meter-Dramatik ist auf den Fotos von Victor van der Saar nichts zu sehen. Sie sind mit Absicht von allen Aufregungen des Spiels befreit: Man sieht niemanden auf dem Feld oder außerhalb davon. Menschenleer sind die Bilder deshalb, "um eine gewisse Zeitlosigkeit zu erreichen und die Ruhe in der Bildgestaltung zu gewährleisten."

Van der Saars Bilder zeigen, wie die Fußballwelt in der Realität aussieht - also abseits von aufpolierten Trainingsplätzen diverser Bundesliga-Vereine: Triste Plätze in noch tristeren Wohngegenden mit einem vandalismussicheren Torgehäuse aus Stahl sind da ebenso zu sehen wie provisorisch zusammengenagelte Pfosten auf der Dorfwiese. Manchmal verhindern Pfützen, groß wie Seen, das Spiel, mal macht einem das viel zu hohe Gras einen Strich durch die Rechnung.

Je mehr Tore aus unterschiedlichen Ländern hinzukommen, desto interessanter wird der Vergleich. Hier ein Tor vor einer Graffiti-Wand im Londoner Stadtteil Notting Hill, dort zwei Mülltonnen in einem Park in Florenz. Aber Tor bleibt Tor. Und das ist auch das Schöne an diesem Sport: Fußball kann man (fast) überall spielen.

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