ManUniteds Angst vor dem Bayern-Express

Das hätten sie sich bei Manchester United wohl auch nie gedacht, dass sie einmal als Glückslos herhalten müssen. Ausgerechnet United, der Rekordmeister aus England, jener Verein, der zum Inventar der Champions League gehört und seit Fangedenken Stammgast in der K.-o.-Phase der Eliteliga ist, der Triumphator von 1999 und 2008. Und dieses Manchester United soll nun auf einmal ein gutes Los sein, ein dankbarer Gegner für das Viertelfinale, wie es in deutschen Medien nach der Auslosung zu vernehmen war?

Zugegeben, wahrscheinlich ist für den FC Bayern im Augenblick alles ein Glückslos. Da kann der Gegner noch so einen klingenden Namen und eine beeindruckende Vereinshistorie aufweisen: Die Bayern anno 2014 sind gegen jedes Team Favorit, und gegen das Manchester United von heute allemal, sogar auswärts.

Denn der 20-fache englische Meister ist längst nicht mehr das, was er einmal war und verkörperte. In der Liga stolpert United den Topteams hinterher (Platz sieben) und muss um die Europacup-Teilnahme fürchten; in der Champions League waren die Engländer zuletzt gegen Olympiakos Piräus nur knapp weitergekommen (3:2).

Flug-Show

Im Old Trafford, dem viel gepriesenen Theater der Träume von Manchester, ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt angelangt. Beim Heimspiel am vergangenen Wochenende gegen Aston Villa (4:1) war kurz nach Anpfiff minutenlang ein Flugzeug mit Werbebanner über dem Stadion gekreist. Die eindeutige Botschaft, die 75.000 zu lesen bekamen: "Wrong one – Moyes out", der Falsche – Moyes raus. 1000 Euro hatten einige Anhänger investiert, um auf diese spektakuläre Weise gegen den Misserfolgscoach zu protestieren.

Es war von Anfang an klar, dass David Moyes ein hartes Los und schweres Erbe hat: Er ist nicht nur Nachfolger von Alex Ferguson, der mehr als ein Vierteljahrhundert lang (1986 bis 2013) höchst erfolgreich als allmächtiger Cheftrainer das Sagen hatte, Moyes wurde auch von der Trainerlegende Ferguson höchstpersönlich als Nachfolger ausgewählt.

Schlag-Zeilen

Der Vertrauensvorschuss ist längst aufgebraucht, zumindest bei den Fans und den englischen Medien. "Schafft es Moyes, von Bayern nicht verprügelt zu werden?", lautete etwa die Schlagzeile der Sunday Times. In Erwartung einer weiteren Blamage für den englischen Rekordmeister, zumal den Hausherren im Hinspiel mit Evra, Rafael und Goalgetter Van Persie drei Leistungsträger fehlen.

Also doch ein Glückslos für die Bayern, die in Manchester den achten Auswärtssieg in der Champions League in Serie (= neuer Rekord) anpeilen?

Matthias Sammer wird fuchsteufelswild, wenn er dieser Tage vom ach so schwachen Manchester United hört. "Wir dürfen uns durch das dumme Gerede nicht ablenken lassen", fordert der Sportvorstand des FC Bayern, "es ist ein Ausrufezeichen, dass Manchester unter den letzten acht ist."

Bei United blicken derweil manche bereits in die Zukunft – in eine rosigere Zukunft, in der einige Klublegenden eine wichtige Rolle spielen sollen. Laut einem Bericht der Sun wollen David Beckham und einige seiner ehemaligen Mitspieler von Manchester United den englischen Fußball-Rekordmeister übernehmen. Beckham, Paul Scholes, Ryan Giggs, Gary und Phil Neville sowie Nicky Butt sollen sich derzeit in Gesprächen mit möglichen Investoren befinden, um die Mehrheitsanteile am Verein zu kaufen.

Ryan Giggs könnte dann sogar sein eigener Chef sein. Der Waliser ist mit seinen 40 Jahren immer noch für Manchester am Ball und eine der wichtigsten Figuren. Er kennt noch die guten, alten Zeiten und warnt davor, den englischen Rekordmeister abzuschreiben: "Wir sehen uns nicht als Außenseiter. Wir spielen zu Hause in der Champions League. Und wir sind immer noch United."

Manchester United vs. Bayern München - die Duelle: