Gunsch: "Die Leute lachen mich an, nicht mehr aus"

Stimmungswandel: Wacker-Boss Gunsch kann sich wieder in der Öffentlichkeit blicken lassen
Innsbruck-Präsident Josef Gunsch über den Auftakt nach Maß, das harte Los als Vereinsboss und den neuen General Manager Alfred Hörtnagl.

Eine gewisse Umstellung ist es schon: Josef Gunsch muss sich erst einmal daran gewöhnen, dass er die Tabelle jetzt nicht mehr von hinten rum zu lesen braucht, wenn er seinen FC Wacker finden will. Zeit seiner zweijährigen Amtszeit als Innsbruck-Präsident steckte der Traditionsverein nahezu ständig in der Bredouille und kämpfte um das sportliche Überleben, aber in der dritten Saison scheint nun endlich Besserung in Sicht. Tabellenführer in der Ersten Liga, gleich fünf von sieben Partien gewonnen, die meisten Tore (18) erzielt - das ist eigentlich der Stoff aus dem die Aufstiegsträume sind.

Doch davon will Gunsch nichts hören. Dafür ist er auch ein viel zu gebranntes Kind. Als die Innsbrucker im Vorjahr mit Pascal Grünwald, Andreas Hölzl und Jürgen Säumel gleich drei Routiniers mit Länderspielerfahrung verpflichteten, hatten viele im FC Wacker den Titelfavoriten gesehen. Was danach geschah, ist bekannt: Erst in der letzten Runde konnte der zehnfache Meister den tiefen Fall in die Regionalliga abwenden. Auch deshalb steigt der Wacker-Präsident auf die Euphoriebremse und erinnert auch nach dem Auftakt nach Maß noch an das primäre Saisonziel. "Wir wollen mit dem Abstieg heuer nichts mehr zu tun haben."

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Der Vereinsboss erlebt in diesen Wochen gerade die erste Phase, in denen er sein Amt richtig genießen kann. Als er im Sommer 2013 angetreten war, stand Wacker vor dem finanziellen Kollaps, seither spukte ständig das Abstiegsgespenst im Tivolistadion herum. "So einen Erfolgslauf bin ich ja gar nicht gewohnt", schmunzelt Gunsch. Auf die fünf Siege, die Wacker Innsbruck jetzt schon am Konto hat, kam der Klub in der gesamten Abstiegssaison 2013/14. "Es ist jetzt endlich angenehmer zu arbeiten", gesteht der Präsident.

Die aufkommende Aufbruchstimmung bemerkt er am deutlichsten am eigenen Leib. Beim Spaziergang durch die Innsbrucker Innenstadt, an den Blicken der Passanten. "Früher bin ich ausgelacht worden, jetzt lachen mich die Leute plötzlich wieder an und grüßen mich. Das tut natürlich gut."

Das emotionale Saisonfinale gegen Horn, als 12.000 Fans den FC Wacker zum Ligaerhalt peitschten, war genauso verantwortlich für den Stimmungswandel wie die Bestellung von Alfred Hörtnagl zum General Manager. Der langjährige Tirol-Spieler tritt das Amt zwar offiziell erst am 28.September an, im Hintergrund zieht Hörtnagl allerdings längst die Fäden. Die Verpflichtung des ehemaligen deutschen U-19-Teamspielers Alexander Riemann (3 Saisontore) geht ebenso auf sein Konto, wie die neuerdings breite Unterstützung durch Politik, Wirtschaft und den Tiroler Verband. "Der Ali ist ein Leader, er entlastet den Vorstand, er verkörpert den FC Wacker und man sieht schon, was er bewegt", lobt der Präsident seinen leitenden Angestellten. "Das ist jetzt einfach ein ganz anderes Arbeiten."

Alfred Hörtnagl hat sich vorerst noch ein Schweigegelübde auferlegt. Offizielle Statements möchte der General Manager bis zu seiner offiziellen Inthronisierung Ende des Monats keine geben. Er will gleich an seinem ersten echten Arbeitstag der Öffentlichkeit ein Leitbild und schlüssiges langjähriges Konzept präsentieren. "Wir haben eine große Chance, gemeinsam etwas Großes entstehen zu lassen", sagt Hörtnagl nur. Die rasche Rückkehr in die Bundesliga ist da nur ein Eckpfeiler. Denn auch Josef Gunsch ist sich im Klaren: "Natürlich weiß jeder, dass wir wieder zurück in die höchste Liga müssen."

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