Grödig: „Ein Verein bezahlt keine Straße“

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Drei Wochen vor Saisonstart hat sich an der Untersberg-Arena nicht viel verändert.

Am 20. Juli wird österreichische Fußballgeschichte geschrieben: Erstmals findet ein Bundesliga-Spiel in Grödig vor den Toren der Stadt Salzburg statt. Oder besser gesagt: Es soll mit dem Spiel Grödig gegen Ried Fußballgeschichte geschrieben werden. Denn heute weiß noch niemand, ob in knapp drei Wochen wirklich in der Untersberg-Arena gespielt werden kann und darf.

Seit fast zwei Monaten stehen die Salzburger als Aufsteiger in die höchste Spielklasse fest. Sichtbar hat sich am kleinen Fußballplatz unweit der Tauernautobahn trotz Auflagen der Bundesliga nichts geändert – mit einer Ausnahme: Ein doppelstöckiger VIP-Klub wurde aufgestellt. Neue Tribünen, mit denen das benötigte Fassungsvermögen von 3000 Sitzplätzen erreicht werden soll, gibt es noch genauso wenig wie die ebenfalls vorgeschriebenen Kamera-Türme für die TV-Übertragungen. Und auch eine dringend notwendige neue Zufahrtsstraße wird noch nicht gebaut.

Planspiele

Grödig: „Ein Verein bezahlt keine Straße“
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Es ist ja nicht so, dass Christian Haas keinen Plan hätte. Der Manager des Aufsteigers hat die Lösung nicht nur im Kopf, er hat sie sogar schwarz auf weiß vor sich liegen. Entworfen in Zusammenarbeit mit einem Architekten und einem Verkehrsplaner. „Mit einem temporären Kreisverkehr und einer Zufahrtsstraße direkt neben der Autobahn wäre alles erledigt.“ Hört sich gut an in der Theorie. Praktisch scheitert die Lösung am Geld: Rund 150.000 Euro kosten Kreisverkehr und Zufahrt.

Haas sieht sich außerstande, die Finanzierung zu übernehmen. „Das zehrt an den Nerven. Wir werden das sicher nicht zahlen“, poltert er. „Ein Fußballverein baut und bezahlt keine Straße.“ Der Aufstieg komme den Klub ohnehin teuer genug. „Wir bezahlen eh schon die temporären Tribünen, das Flutlicht, den Ausbau des VIP-Klubs, und, und, und.“

Von der Gemeinde kann der Verein keine weitere finanzielle Unterstützung erwarten. „Wir fördern den Breitensport. Für den Profifußball ist die Familie Haas zuständig“, hatte Bürgermeister Richard Hemetsberger schon mehrfach klargestellt. Sollte die Unterstützung der öffentlichen Hand überhaupt ausbleiben, dann geht für Haas auch keine Welt unter. „Dann haben wir halt die gleiche Situation wie bisher. Beschweren braucht sich dann aber keiner.“

Proteste der Anrainer gibt es schon. Diese leiden unter den Spielen in der Untersberg-Arena. Erkundungsgänge in fremde Gärten oder ein Bad in privaten Swimming-Pools gehören für einige Fans offenbar zum Programm bei einem Grödig-Besuch. Die Anrainer, die größere Belästigungen fürchten, fordern einen Umzug des Klubs in die Red-Bull-Arena.

Absage

So eine Übersiedlung widerspricht aber den Lizenzbestimmungen – in einem Stadion dürfen nur zwei Klubs spielen, das tun in Wals-Siezenheim bereits Salzburg und Liefering. Auch für Grödig kommt ein Umzug nicht infrage. „Wir gehen sicher nicht nach Wals“, stellt Haas klar. „Erstens können wir uns das nicht leisten. Zweitens werden wir nicht das Stadion ausbauen und dann woanders spielen. “

Bei der Bundesliga gibt man sich trotz der Zeitnot noch ganz entspannt. „Es gibt Auflagen und Fristen. Und die wird Grödig erfüllen“, heißt es offiziell aus der Bundesliga-Geschäftsstelle.

Bei Horst Jäger, dem Vorsitzenden des Bundesliga-Stadienausschusses, ist eine gewisse Skepsis nicht zu überhören: „Bis dato liegen mir keine Pläne vor, was Grödig machen wird. Es hat auch noch keinen Kontakt gegeben. Das finde ich schade, weil wir ja Hilfe und Unterstützung anbieten könnten.“

Im vergangenen Jahr hat Jäger, der im Zivilberuf Bausachverständiger ist, die Untersberg-Arena evaluiert. Als gebürtigem Salzburger tue es ihm leid, Folgendes sagen zu müssen: „Für mich ist das kein Bundesliga-Stadion.“

Grödig ist eine Marktgemeinde im Bezirk Salzburg-Umgebung mit etwas mehr als 7000 Einwohnern. Der Ort liegt am südwestlichen Rand des Salzburger Beckens am Fuß des Untersbergs (1973 m) und an der Tauernautobahn- Anschlussstelle Salzburg-Süd. Nachbargemeinden sind u.a. die Stadt Salzburg, Hallein, Groß- gmain, Wals-Siezenheim und Anif.

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