Katar 2022: Grobe Fouls an Menschenrechten

Knochenjob: Die Arbeiter auf den Baustellen in Katar haben es schwer.
Ausbeutung und Zwangsarbeit - Amnesty International übt Kritik.

Franz Beckenbauer als Gastredner bei Amnesty International – das hätte was. Denn was Katar betrifft, das Austragungsland der Fußball-WM 2022, hat der Kaiser seine ganz eigene Sicht der Dinge. Die Aussage "Ich habe noch nicht einen einzigen Sklaven in Katar gesehen" stammt ebenso von ihm wie: "Die laufen alle frei rum, weder in Ketten gefesselt, auch nicht in Büßerhemden."

Beckenbauer würde sich einmal die Lektüre des neuen Berichts von Amnesty International zur Lage in Katar empfehlen. Treffender Titel dieser aktuellen Dokumentation: "Die hässliche Seite des schönen Spiels."

Nicht zum ersten Mal prangert Amnesty die Missstände in Katar an und kritisiert, dass im Emirat am Persischen Golf die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Von Ausbeutung ist da die Rede, von Zwangsarbeit und unwürdigen und lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen. Im Schnitt sei auf den Baustellen in Katar täglich ein Todesopfer zu beklagen. Wenn die FIFA nicht "sofort" handle, sei sie "mitverantwortlich" dafür, dass die Fußball-WM "auf dem Rücken Zehntausender ausgebeuteter Arbeitsmigranten ausgetragen" werde", sagt Regina Spöttl, Katar-Expertin bei Amnesty. Demzufolge müssten die ausländischen Arbeiter nicht nur Provisionszahlungen leisten, mitunter würden sie auch sieben Monate auf den Lohn warten.

Umstrittenes System

Auf den Großbaustellen in Katar sind derzeit Tausende Arbeiter beschäftigt, die vorwiegend aus Bangladesch und Indien kommen und einen Hungerlohn erhalten. Schuld ist auch das sogenannte "Kafala-System", eine Art Leibeigenschaft, bei der Arbeiter praktisch alle Rechte und auch die Reisepässe an ihren Arbeitgeber abgeben. Nichts anderes als eine moderne Form der Sklaverei, sagen die Kritiker.

Die Reaktion der FIFA auf den jüngsten Bericht von Amnesty International fällt nüchtern aus. "Wir bleiben überzeugt, dass die einzigartige Anziehungskraft und Sichtbarkeit der Weltmeisterschaft weltweit ein starker Katalysator für signifikante Veränderungen ist."

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