Austrias Umbruch hat nun ein Gesicht

Thorsten Fink hat künftig auf der Trainerbank der Wiener Austria das Sagen.
Trainer Thorsten Fink bastelt schon am neuen Kader und vertraut auf Andreas Ogris als "Co".

Wir hatten kein gutes Jahr, wollen aber eine große Zukunft haben." Thorsten Fink zeigte sich gestern bei seiner offiziellen Präsentation auch in der Diktion schon durch und durch als Violetter und vermittelte gleich ein neues Wir-Gefühl.

Stilsicher mit Jeans, Hemd und Sakko gekleidet, hinterließ der Deutsche einen professionell-freundlichen ersten Eindruck. Das freute auch Präsident Wolfgang Katzian, der sich die Fink-Vorstellung nicht entgehen ließ.

Geduldig beantwortete der neue Veilchen-Coach alle Fragen, posierte für sämtliche Wünsche der Fotografen. Und sprach, was die Austria-Familie hören wollte: "Die Austria ist ein Traditionsklub, ein toller Klub, ein sehr großer Klub." Das ging runter wie Honig. "Ich freue mich, dass ich jetzt diesen Verein als Trainer mitführen darf."

Arbeitsreich

Nach diesem ersten Termin wird er sich aber wieder zurückziehen und im Hintergrund arbeiten. Dem finalen Liga-Heimspiel gegen Salzburg (Sonntag, 16.30 Uhr) wird er nicht beiwohnen. Ebenso wird er sich erst vor der neuen Saison der Mannschaft vorstellen. "Ich werde am Mittwoch beim Cup-Finale in Klagenfurt auf der Tribüne sitzen, aber mich sicher nicht in die Arbeit von Andreas Ogris einmischen." Der bleibt auch in der nächsten Saison Bestandteil des Fink’schen Teams, als einer von zwei Co-Trainern.

Salzburg bleibt Favorit

In den kommenden Tagen und Wochen möchte der 47-Jährige im Doppelpass mit Sportdirektor Franz Wohlfahrt den Kader für die neue Saison kreieren. "Der soll dem gerecht werden, was die Austria will. Nämlich oben mitspielen, wenngleich Salzburg klarer Favorit auf den Titel ist." Fink räumte auch da und dort Schwierigkeiten zu Beginn ein. "Aber das ist ganz normal, wenn ein Umbruch stattfindet."

Fink legt in seiner Arbeit viel Wert auf Teamwork, Leidenschaft und gemeinsame Ziele und Visionen. "Ein Trainer muss auch konsequent sein." Der ehemalige Bayern-Spieler ist auch offen für Sportpsychologie, falls ein Spieler davon Gebrauch machen möchte. In der noch laufenden Saison hatte man öfters den Eindruck, so mancher Austrianer könne mentalen Beistand benötigen, da die stets guten Trainingsleistungen im Spiel viel zu selten bestätigt wurden.

Vor exakt zwei Wochen hatte Fink den ersten Kontakt zur Austria, nun soll er die sportlichen Geschicke führen. Mit einer Spielphilosophie, die grundsätzlich zur Austria passt: offensiv, mit viel Ballbesitz, agieren statt reagieren. Dazu benötigt er schnelle Spieler im Angriff und auf den Flanken, die sich auch in direkten Duellen durchsetzen können.

Ohne Klausel

Auf welchen Positionen er Handlungsbedarf ortet, wollte er nicht verraten. "Wir haben noch zwei Matches, das könnte dann vielleicht einen Spieler beeinflussen."

Fink verzichtete in seinem Vertrag bewusst auf eine Ausstiegsklausel, falls ein deutscher Bundesligist vorstellig werden würde. "Ich habe vor, langfristig bei der Austria zu arbeiten." Dass der Trainersessel am Verteilerkreis in der Vergangenheit oft ins Schleudern gekommen ist, stört ihn dabei nicht: "Darauf schaue ich nicht. Wenn ich gut arbeite, werde ich auch länger bleiben. So einfach ist das. Und Peter Stöger beispielsweise ist einst von selbst gegangen."

Umso unverständlicher erscheint es nun, dass die Austria Fink vor einem Jahr nicht einmal kontaktiert hat.

Seit Dezember 2001
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Thorsten Fink ab Juni 2015

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