Für die Erste Liga geht es um die Existenz

Ein Fanal: Austria Salzburg musste Innsbruck im Geisterspiel empfangen und war bald danach insolvent.
Lizenzierung: Bis Dienstag müssen die Budgets für die Saison 2016/’17 stehen.

Christian Ebenbauer hat eine Lieblingsfrage. "Sie wird mir in letzter Zeit so oft gestellt", erzählt der Bundesliga-Vorstand: "Wie viele Profi-Klubs verträgt Österreich?"

Eine vorläufige Antwort wird das Lizenzierungsverfahren liefern. Bis zum 15. März müssen alle 20 Bundesliga-Klubs und die aufstiegswilligen Regionalligisten ihre Budgets für die kommende Saison abgeben. Das Ergebnis könnte – zumindest in erster Instanz Ende April – erschreckend ausfallen.

Nach derzeitigem Stand erfüllen die meisten Regionalliga-Titelkandidaten mit ihren Stadien nicht die erhöhten Infrastrukturauflagen. Und in der Ersten Liga regiert die Geldnot. Austria Salzburg bekommt als Konkursklub keine Lizenz; Austria Klagenfurt, Wiener Neustadt und vor allem Kapfenberg gelten als Wackelkandidaten.

Im Worst Case würden weniger als 20 Klubs für 2016/’17 grünes Licht bekommen. Die beiden Zehnerligen hätten sich ad absurdum geführt. Was dann? Außer auf die Rettung in zweiter Instanz hoffen? Ebenbauer hat diesen Krisenfall sogar schon durchgedacht. Eilig müsste eine Bundesliga-Hauptversammlung einberufen und danach das ÖFB-Präsidium befasst werden. Eine ungeahnte Hintertür für die oftmals diskutierte Zusammenlegung auf eine 16er-Liga?

Nur Beifahrer

Was läuft da falsch?

Sicher nicht das Lizenzierungsverfahren, betonen Ebenbauer und der zweite Ligavorstand Reinhard Herovits bei einer Diskussionsrunde. "Die Lizenz ist wie ein Pickerl fürs Auto. Wir können dann noch für Verkehrskontrollen und Radarboxen sorgen. Aber die Liga sitzt nicht am Steuer", erklärt Herovits.

Austria Salzburg hat als Aufsteiger das Pickerl bekommen und dennoch nur ein halbes Jahr später mit der Insolvenz für einen veritablen Verkehrsunfall gesorgt. "Da sind den Klub-Verantwortlichen alle Sicherungen durchgebrannt", sagt Herovits. "Viel zu viel Geld wurde ausgegeben, die Funktionäre haben sich nicht an die eigenen Vorgaben gehalten. So einen Fall hab’ ich seit 15 Jahren nicht mehr erlebt."

Die Liga geht mit dem heiklen Lizenz-Thema ganz bewusst an die Öffentlichkeit. Seit Monaten wird davor gewarnt, dass die beiden Fixabsteiger in der zweiten Spielklasse zu extrem hoher Risikobereitschaft bei den Klubs und im Endeffekt zum Finanzcrash führen können.

Doch der ÖFB reagiert nicht. Denn die mächtigen Landesverbände wollen, dass zumindest zwei der drei Regionalliga-Meister aufsteigen – und nicht nur einer wie zwischen 2010 und 2014. Das ist höhere Fußball-Mathematik auf Österreichisch.

Kriminelle Energie

In den vergangenen 20 Jahren sind 22 Profiklubs in Konkurs gegangen, listet das Internetportal ballverliebt auf. "Ohne Lizenzierung hätte es noch viel mehr erwischt. Außerdem hat es seit 13 Jahren keine Spielbetriebseinstellung während der Saison gegeben", hält Ebenbauer dagegen. "Die Lizenzierung stößt dort an ihre Grenzen, wo die Verantwortung der Klubs beginnt", meint Herovits keck. Konkret gebe es zwei Gründe für die Pleitenserie: "Kriminelle Energie und schlechtes Klub-Management."

Früher durfte die Liga nicht begründen, warum Lizenzen verweigert wurden. Abenteuerliche Erklärungen wie eine einzige fehlende Unterschrift konnten von den Vereinen unkommentiert abgesondert werden. Mittlerweile darf gesagt werden, was Sache ist. "Anfang April 2015 haben wir der Admira und dem LASK mitgeteilt, dass sie ohne zugelassenen Profi-Trainer keine Lizenz bekommen werden", erzählt der von der Liga eingesetzte Lizenzmanager Lukas Mörtelmayr. Als es in erster Instanz tatsächlich so kam, reagierten die Vereine empört.

Wird es bei der ab Sommer verpflichtenden Rasenheizung ein Déjà-vu geben? Die Admira, Mattersburg und der WAC haben noch keine eingebaut. Ebenbauer glaubt an das Gute: "Wir haben gehört, dass von den Klubs zumindest Kostenvoranschläge eingeholt wurden."

Kommentare